Acht Rennen waren angesetzt, acht Rennen mussten abgesagt werden. Das sind die nackten Zahlen und sie sind unwiderruflich. Der Frust ist riesig und die Frage, die sich stellt, ist berechtigt: Sollte man die Matterhorn-Rennen nach zwei Jahren für immer beerdigen? Nein. Der Veranstalter verdient eine weitere Chance – auch, weil der Skisport innovative Projekte braucht.
Nun werden manche aufschreien: So ein Blödsinn! Auch diese Stimmen muss man ernst nehmen. Ob man auf 3500 Meter über Meer Skirennen auf einem Gletscher durchführen will, ist eine Grundsatzfrage. Auch darüber, ob der Zeitpunkt im November der richtige ist, weil das Wetter dann besonders instabil ist, lässt sich streiten. Etwas wurde in den letzten zwei Wochen in Zermatt und Cervinia aber deutlich: Die Verantwortlichen haben nicht nur ihre Hausaufgaben gemacht, sondern im Vergleich zu vielen anderen Weltcup-Orten gar brilliert. Die Organisation? Erstklassig. Die Piste? Perfekt vorbereitet – trotz ständiger Wetterkapriolen. Das Herzblut? Stets vorhanden.
Lernwillig und kritikfähig
Den grössten Kredit verdient das Projekt aber aus einem anderen Grund: Man war lernwillig und kritikfähig. Beispiele gefällig?
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Von Anfang an zog man die Piste-Experten aus Gröden her. Man erhöhte die Schnee-Depots nach 2022 von zwei auf fünf. Die durch die Baukommission entdeckten Arbeiten ausserhalb der Schneesportzone wurden sofort eingestellt. Man verstand, dass der anfängliche Pomp zu dick aufgetragen war: OK-Präsident Franz Julen verzichtete darauf, die längste Piste der Welt zu haben und aus der Zweiländerstrecke wurde – zumindest bei den Frauen – eine rein italienische Abfahrt. Und schliesslich nahm man die Entscheide der Rennjury, die Trainings und Rennen abzusagen, ohne Murren hin.
2024 muss es klappen, sonst wirds eng
Die den Berglern oft nachgesagte Sturheit ist in Zermatt und Cervinia nur in einem Punkt vorhanden: im Glauben an ihr Projekt. Und so wird man es im nächsten November wieder versuchen. Die Absicherung durch Sponsoren ist mindestens bis dann gegeben – auch wenn nun, so wie mit der künftigen Ausfallversicherung, schwierige Gespräche folgen.
Dem Optimismus und Kampfgeist des Zweiländer-Projekts zum Trotz. Klar ist auch: Sollten 2024 ebenfalls alle Rennen vom Winde verweht werden, wird nicht nur der finanzielle Druck auf den Veranstalter gross – auch das Image wäre ramponiert. Noch ist es nicht so weit –mindestens einen Versuch dürfte und sollte es am Matterhorn noch geben.