Freie Zeit? Hat Lara Gut-Behrami wenig. Umso mehr versucht sie, diese gut zu nutzen und zu Hause ihre Batterien aufzuladen. Genau darum wird sie bei den Sports Awards am Sonntagabend nicht vor Ort sein. Bei der Gala zählt Gut-Behrami, die 2016 bereits einmal gewann, zu den Favoritinnen in der Kategorie «Sportlerin des Jahres». Die Doppel-Weltmeisterin von Cortina sagt: «Ich gehe nicht hin. Es ist sicher ein wichtiger Anlass, aber es bringt nicht viel, wenn man am Sonntag dabei ist und am Mittwoch nicht fähig ist, ein Training zu fahren.»
Gut-Behrami spricht die Abfahrtstrainings zu den Rennen in Val d'Isère vom kommenden Wochenende an. «Für eine Skirennfahrerin ist der Zeitpunkt der Gala schlecht.» Immerhin: Die Tessinerin fühlt sich nach einer wochenlangen Erkältung besser. «Ich bin bei 100 Prozent», sagt sie. Zuvor sei ihr Immunsystem am Anschlag gewesen. Bestand dabei vielleicht ein Zusammenhang mit der Corona-Impfung? Sie sagt lediglich: «Ich bin keine Ärztin, gehen wir bitte weg von diesem Thema.»
Um 4 Uhr Tagwache
Sicher ist: Gut-Behrami befindet sich im Spätherbst ihrer Karriere. Begeisterung empfindet sie für den Skisport nach wie vor – sonst würde sie sich nicht im Konditionstraining quälen und um 4 Uhr morgens aufstehen, um auf vereisten Pisten zu trainieren. Dabei ist sie auch erfolgreich – vor allem im Super-G. Ihre Bilanz der letzten sieben Rennen in dieser Disziplin: fünf Siege, zweimal Zweite. Viel besser gehts nicht. Logisch, dass sie bei den zwei Super-G in St. Moritz zu den heissesten Sieganwärterinnen zählt.
Aber eben: Das ganze Drumherum im Skizirkus braucht Gut-Behrami nicht mehr. Vor allem das Reisen ermüdet sie mehr und mehr. «Es ist normal, dass ich es nach 15 Jahren im Weltcup gesehen habe. Es ist ein riesiger Stress für alle.» Sie blickt in diesem Moment auch zurück und findet es schade, dass sie für Olympia nach Sotschi (2014) und Pyeongchang (2018) reisen musste – keine klassischen Ski-Destinationen. Und nun kommt Peking 2022. «Das IOC könnte es sich besser überlegen», sagt sie.
Und wie wäre es noch mit Mailand/Cortina 2026? Dann wäre Gut-Behrami 34-jährig und würde an den Ort ihres grössten Erfolgs zurückkehren. Ein perfekter Abschluss? Schliesslich fuhr Speed-Queen Lindsey Vonn auch bis 34. Gut-Behrami winkt ab: «Ist mir egal, ich bin nicht Vonn. Ich habe Besseres zu tun.»