So nahe liegen Freude und Frust beieinander. Thomas Tumler feiert seinen Karrierehöhepunkt und direkt neben ihm hadert Marco Odermatt nach seinem Ausscheiden.
Aber genau das, was «Odi» seinem Kollegen «Tömi» beigebracht hat, muss er sich jetzt wieder zurückholen: Ruhig bleiben, nicht übertreiben, sich selbst sein und nicht mehr. Das, was «Odi» kann, reicht, um Rennen zu gewinnen. Es braucht nicht mehr!
Klar gehören Analysen zum Rennsport – Material, Technik und Taktik. Durch eine etwas aggressivere Abstimmung hat Odermatts rechter Aussenski beim vierten Tor sofort gegriffen. Er musste kurz lösen und erneut ansetzen. Er kreuzte deshalb die Spur der anderen, fand keinen Halt mehr und rutschte auf dem Innenski weg.
Odermatt hatte die Geduld verloren
Das ist weder ein Materialproblem noch ein technischer Fehler. Es ist vielmehr eine Einstellungssache, ein taktisches Missgeschick.
Odermatt hatte die Geduld verloren. Etwas, was ihn sonst auszeichnet. Aggressiv starten, in den Lauf finden, den Flow suchen und dann aufdrehen. Diesmal hat er das Rennen bereits im vierten Tor gewinnen wollen, fuhr eine zu enge, zu direkte Linie. Er hat sich selbst überholen wollen und vergessen, sich selbst zu sein.
Aber in einer Karriere gibt es Tage und Momente, in denen man sich selbst nicht findet. Das hatte der erste Lauf deutlich gezeigt. Dann muss man den Schaden in Grenzen halten und auch mal auf Platz 4 oder 5 fahren.
Marco hat sein goldenes Karrieredach bereits fertig gebaut. Darunter fehlen ihm aber noch einige, harte Fundamente. Diese Ehrenplätze, die das Dach stabilisieren. Wenn man das akzeptiert, dann kommen die Siege wieder von selbst.