Am Ende wollte sie nur noch etwas: «Nach Hause.» Lara Gut-Behrami (29) war sichtlich müde, als sie ein letztes Mal zu den Journalisten sprach. Aber sie war auch glücklich. Über ihre drei Medaillen, klar. Aber auch darüber, dass sich ihre Arbeit der letzten Jahre endlich an einem Grossanlass auszahlte. «Für mich war Lara schon vor dieser WM eine der Grössten der Geschichte. Sie ist nach wie vor die einzige Schweizerin seit Vreni Schneider ist, die den Gesamtweltcup gewinnen konnte. Leider ging das oft vergessen», sagt Urs Lehmann. Hat es ihn auch genervt? «In einem gewissen Sinne definitiv. Lara verdient mehr Respekt. Sie war und ist ein Champion.»
Lehmann verneint nicht, dass Gut-Behrami in den letzten Jahren wohl oft auch selbst Fehler machte. Die öffentliche Kritik war für ihn aber teilweise überzogen. «Lara ging mit ihrem Privatteam immer einen eigenen Weg. Klar, dass sie auch aneckte. Aber sie war und bleibt eine aussergewöhnliche Athletin. Dass sie sich nun zwei WM-Goldmedaillen gewann, ist die Krönung ihrer Karriere.»
Gut-Behrami hat zwei Kugeln im Visier
Viel Zeit zum Ausruhen hat Gut-Behrami nicht. Bereits am Dienstag reist sie für drei Speed-Rennen nach Bansko (Bul). Dort kann sie vorzeitig die kleine Kristallkugel für den Gewinn des Super-G-Weltcups gewinnen. Niemand zweifelt daran.
Doch da ist noch etwas: Gut-Behrami mischt auch im Gesamtweltcup mit, sie ist Zweite mit gerade einmal 42 Rückstand auf Petra Vlhova (Svk). Ob sie diese Trophäe zum zweiten Mal nach 2016 gewinnen wird? «Das werden wir erst beim Weltcupfinale im März wissen», sagt sie. Man spürt: Sie hat grosse Lust darauf.
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Neue Sonderwünsche? «Gut möglich»
Und dann? Die ehemalige Riesenslalom-Weltmeisterin Sonja Nef meint: «Ich hoffe schon, dass Lara noch zwei oder drei Jahre weiterfährt.» Zumindest die Olympischen Spiele 2022 dürfte sie sich nicht entgehen lassen. Gleichzeitig kann man davon ausgehen, dass sie versuchen wird, weiter an den Schrauben ihres Privatteams zu drehen.
«Gut möglich, dass sie im Sommer das Gespräch sucht und uns mitteilt, was sie möchte», weiss Urs Lehmann. Ein Problem sieht er darin nicht. «Top-Athleten haben immer Wünsche. Aber es gibt Grenzen, wir müssen auch unser System schützen. Wichtig ist, dass man einen konstruktiven Dialog hat.»
«Eine unglaubliche Selbstüberzeugung»
Fakt ist: Der Aargauer ist tief beeindruckt von Gut-Behramis Leistungen in Cortina. Er nennt ein Beispiel ihrer Stärke: «Nach der Kombi fuhr sie mit dem Auto nach Udine und schaltete zuhause zwei Tage ab. Dabei hatte sie die Goldmedaille im Riesenslalom im Kopf. Aber Lara wusste, was sie in diesem Moment brauchte. Andere hätten jeweils um 8 Uhr Morgens noch Trainingsläufe eingebaut, um Vertrauen zu gewinnen. Lara hat eine unglaubliche Selbstüberzeugung. Das darf man nicht mit Überheblichkeit verwechseln. Es ist vielmehr etwas, das die Besten auszeichnet.»