Auf einen Blick
- Marco Odermatt ist unzufrieden mit der Trainingsleistung in Copper Mountain
- Odermatt und Murisier kämpfen mit weichen Schneeverhältnissen auf der Piste
- Lindsey Vonn verlor nur 1,3 Sekunden auf Lara Gut-Behrami im Training
Superstar Marco Odermatt (27) schüttelt nach seiner letzten Fahrt im Donnerstag-Training auf der weichen Piste in Copper Mountain (USA) den Kopf. «Während der Fahrt hatte ich eigentlich ein gutes Gefühl, aber wenn ich mir jetzt die Zeit anschaue, habe ich mehr als zwei Sekunden auf die Bestzeit verloren.»
Justin Murisier (32) läuft es in dieser Abfahrtseinheit, die vom Österreicher Manuel Traninger (26) und vom Norweger Adrian Smiseth Sejersted (30) dominiert wurde, nicht wirklich besser. Der Walliser liefert aber eine plausible Erklärung: «Als Techniker suchen wir immer den harten Punkt, um richtig beschleunigen zu können. Aber diesen harten Punkt finden wir bei diesen weichen Schneeverhältnissen nicht.»
Es ist tatsächlich so, dass Odermatt und Murisier auch in den Jahren zuvor bei den speziellen Bedingungen in Copper Mountain nie Top-Zeiten lieferten. «Aber weil ich ja wieder um ein Jahr älter und reifer geworden bin, habe ich schon darauf gehofft, dass ich jetzt besser mit diesen Verhältnissen umgehen kann. Und deshalb ist es schon ein bisschen frustrierend, dass es mir wieder nicht gelingt», gesteht Odermatt, der sich im Hinblick auf die drei Rennen (Abfahrt, Super-G und Riesenslalom) von nächster Woche dennoch keine ernsthaften Sorgen machen muss. Denn im Gegensatz zur Gleiterstrecke in Copper Mountain wird der dreifache Gesamtweltcupsieger auf der selektiven «Birds of Prey» seine geniale Technik ausspielen können.
Vonn verblüfft!
In Copper Mountain hat in der letzten Woche auch Lindsey Vonn (40) trainiert, die fünf Jahre nach ihrem Rücktritt ihr Comeback geben will. Weil die Amerikanerin mit einem künstlichen Kniegelenk auf die Abfahrtspiste zurückkehrt, musste sie in den letzten Wochen einige böse Kommentare in Kauf nehmen. «Meiner Meinung nach ist das nur Show, das grenzt an Verarschung», polterte Deutschlands «Ski-Heiliger» Markus Wasmeier (61, Super-G- und Riesenslalom-Olympiasieger 1994).
Österreichs Speed-Altmeisterin Michaela Dorfmeister (51, Doppel-Olympiasiegerin und zweifache Weltmeisterin) bezeichnet Vonns Vorhaben als «brandgefährlich» und legt der Frau mit 82 Weltcupsiegen «aufgrund eines riesigen Geltungsdrangs den Besuch bei einem Psychologen» nahe.
Doch Marco Odermatt glaubt, dass Vonn ihren Kritikern das Maul stopfen könnte: «Ich habe Lindsey in Copper Mountain live gesehen. Sie hat auf mich einen richtig guten Eindruck gemacht. Lindsey fährt technisch sogar noch sauberer, als ich sie in Erinnerung hatte.»
Der Vergleich mit Gut-Behrami
Vonns jüngste Trainingszeiten decken sich mit dem optischen Eindruck von Odermatt – die vierfache Gesamtweltcupsiegerin war in Copper Mountain die Schnellste im US-Team! Und auch im Vergleich mit den internationalen Top-Shots hat sich Vonn sehr ordentlich geschlagen. «Lindsey hat in einem Lauf 1,3 Sekunden auf Lara Gut-Behrami verloren, was wirklich nicht viel ist», verrät Roland Platzer, Abfahrts-Trainer im Schweizer Frauenteam.
Odermatt ist sich sicher, «dass Lindsey auf weichem, aggressiven Schnee vor allem in den Gleiter-Passagen richtig schnell sein wird». Justin Murisier traut der Sensations-Comebackerin bei der WM im Februar den ganz grossen Coup zu: «Leider darf ich als professioneller Skirennfahrer nicht auf Skirennen wetten, ansonsten würde ich Geld drauf setzen, dass Lindsey eine Medaille gewinnen wird. Die Frauen-Abfahrtspiste in Saalbach ist sehr flach, Vonn wird dort ihre grosse Gleiterstärke voll ausspielen können.»
Zuerst muss die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2010 aber ihre FIS-Punkte (93,03 in Super-G, 104,81 in der Abfahrt) unter die Marke von 80 Zählern senken. Deshalb wird sie in der kommenden Woche in Copper Mountain eine Abfahrt sowie einen Super-G im Rahmen des Nordamerika-Cups bestreiten.