Erst die Tränen, dann der Schnaps
Ein Athlet aus Albanien auf dem Weltcup-Podest? Das gab es noch nie. Bis zum Slalom in Gurgl! Ski-Wunderkind Lara Colturi (18) feiert mit Platz zwei ihre Stockerl-Premiere. Albaniens Verbandschef Elvis Toci ist im Zielraum ausser sich vor Freude. Dass Colturi in Italien geboren und vor zwei Jahren einen Nationenwechsel vollzog, kann ihm egal sein. Schliesslich Topfahren Marcel Hirscher (Holland) und Lucas Pinheiro Braathen (Brasilien) auch nicht mehr für ihr Geburtsland. Toci: «Ich bin so glücklich. Ich musste sogar weinen – das ist einfach wunderbar.» Kurz darauf schenkt ihm Trainer- und Red-Bull-Legende Robert Trenkwalder einen Schnaps von seinem Flachmann. Prost!
«Keine Panik auf der Titanic»
Ramon Zenhäusern holt auf der eisigen und steilen Kirchenkar-Piste gerade mal ein Weltcup-Pünktchen. 30. ist er nach dem ersten Lauf und 30. auch am Ende. Wie immer sucht er dabei keine Ausreden. «Ich bin einfach schlecht gefahren», sagt er. Hatte er mit seinen 2,02 Meter einen Nachteil auf diesem Hang? «Es war sicher kein Vorteil. Aber jetzt muss ich halt mehr bei solchen Bedingungen trainieren», sagt er. Körperlich sei er gut drauf, auch technisch sollte alles passen. «Es ist noch früh in der Saison, also keine Panik auf der Titanic.»
Rakete auf dem Helm und auf der Piste
Camille Rast erfüllt sich mit ihrem ersten Podestplatz (Rang 3) einen grossen Traum. «Ich bin so stolz», sagt die Walliserin, die viele Jahre wegen Verletzungen und Krankheiten unten durch musste, mit Tränen in den Augen. Doch was ist mit ihrem Helm? Da ist eine Rakete zu sehen. «Früher sagten mir einige Rasta Rocket», sagt sie unlängst. Angelehnt war das Ganze an den Bob-Kultfilm «Cool Runnings». «Ein spielerisches Motiv. Und im Slalom muss man spielen – das passt gut zu mir», betont sie in Gurgl.
Shiffrin noch nicht ganz 100
Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann Mikaela Shiffrin ihren 100. Weltcupsieg feiern wird. Und nach ihrem überlegenen Sieg in Gurgl spricht alles dafür, dass sie die historische Marke daheim in Killington im US-Bundesstaat Vermont feiern wird – dafür hat sie am kommenden Wochenende zwei Chancen (Riesenslalom und Slalom). Damit würde sie Ingemar Stenmark (86 Siege) und Lindsey Vonn (82) weiter distanzieren. «Es ist nicht unmöglich, aber es muss viel richtig laufen, damit es klappt», sagt Shiffrin. Das sehen die Buchmacher wohl anders.
Drei Rennen, drei Ausfälle für Slalom-Ass
Manuel Feller hat einen Saisonstart zum Vergessen hinter sich. Kein einziges Mal kam er ins Ziel. Der österreichische Slalom-Kristallkugelgewinner der letzten Saison liegt in der Zick-Zack-Disziplin bereits 200 Punkte hinter dem überragenden Clément Noël (Fr). «Das wird schon», bleibt er entspannt. In der Ruhe liegt die Kraft.
Was dürfte Vonn gedacht haben?
Ein Comeback nach fünf Jahren Pause? Ski-Legende Marcel Hirscher hat damit längst begonnen. Und es harzt beim Neo-Holländer. «So wie heute, bin ich hier ein wenig fehl am Platz», sagt er nach seinem zweiten Nuller in Serie. Hirscher sagt, er habe sich sogar überlegt, das Comeback-Projekt abzubrechen – offensichtlich plagen ihn grosse Abstimmungsprobleme. Lindsey Vonn (40) hat auch fünf Jahre verpasst, dazu hat sie seit einer Operation im April ein teilweise künstliches Kniegelenk. Derzeit schuftet sie in Copper Mountain an ihrer Form. «Wenn du hart arbeitest und gross träumst, ist alles möglich», lässt sie uns via Instagram wissen. Ob Hirscher darin Trost findet?
Kein Griff ins Klo, aber ein Schreikrampf
Weiter für Unterhaltung sorgt Katharina Truppe. Die sympathische Österreicherin spricht weiterhin, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. «Das war ein Griff ins Klo», hatte sie nach Platz 19 in Levi gesagt. Und: «Ich fuhr wie ein Bleistift.» Diesmal ist Truppe nicht mehr so steif, sondern lockerer unterwegs – dennoch fädelt sie ein. Und meint: «Ich habe oben (auf der Piste, Anm. d. Red.) einen Schreikrampf bekommen, weil es mich halt richtig nervt.»