Der Mann mit den oft sehr schrillen Outfits tanzt auch mit seinem Sprechstil am Lauberhorn-Mikrofon aus der Reihe. Während in Adelboden, Gröden, Sölden und Schladming Speaker eingesetzt werden, die viel mehr schreien als reden, dringt Salzgebers Stimme nur in Ausnahmefällen in den roten Dezibelbereich. Der 52-Jährige informiert das Publikum in Wengen wohltuend unaufgeregt. «Kein Mensch kommt in diesen Tagen ans Lauberhorn, weil ich Platzsprecher bin. Die Leute wollen die Skirennfahrer sehen. Deshalb will ich mich auch nicht mit völlig ausgeflippten Kommentaren aufdrängen, zumal das auch nicht meinem Naturell entsprechen würde.»
Die grausamen Erinnerungen an 1991
Vielleicht schwingt in Salzgebers Ski-Kommentaren auch deshalb eine gewisse Ernsthaftigkeit mit, weil er 1991 das Lauberhorn von seiner grausamen Seite erlebt hat. «Mein Walliser Freund Mario Sumermatter hat sich damals als B-Kader-Fahrer im Training schwer am Knie verletzt». Salzgeber holt Luft und erzählt das traurige Ende dieser Geschichte: «Mario war im Spital in Interlaken bereit für die Operation, bis ihm ein Arzt mit blutverschmierten Kittel mitteilte, dass man seinen Eingriff verschieben müsse, weil in der Zwischenzeit ein Abfahrer mit sehr viel schlimmeren Verletzungen eingeliefert wurde. Es handelte sich dabei um den im Ziel-S verunglückten Österreicher Gernot Reinstadler, der ein paar Stunden später verstarb.» Salzgebers Kumpel Summermatter hat seine Rennfahrer-Laufbahn wenig später beendet. Heute betreibt er in Naters eine Fahrschule und hat drei Söhne. Von einem der Summermatter-Buben ist der TV-Star der Götti.
Hilfe von Hofmänner und Arnet
Für seinen Job als Speaker in Wengen hat Rainer selber zwei «Göttis». Er deutet auf seinen Ordner, in dem er von jedem Rennfahrer wertvolle Hintergrund-Informationen findet. «Das sind alles Informationen, die meine SRF-Ski-Kollegen Stefan Hofmänner und Adrian Arnet zusammen getragen haben. Die beiden stellen mir ihre Datenbank dankenswerterweise zur Verfügung, damit kann ich richtig punkten.»
Salzgeber bezeichnet sich generell als absolutes Glückskind. «Nachdem ich die Spiele der Fussball-Nationalmannschaft und das National-Spiel Jassen moderieren darf, darf ich nun also auch noch die Lauberhornrennen mitgestalten. Als Schweizer kann ich mir wirklich in beruflicher Hinsicht nichts Besseres vorstellen.» Aber was beherrscht der ehemalige Erstliga-Goalie vom FC Raron besser: Jassen oder Skifahren? «Am besten bin ich im Après-Ski-Jass…»