Das erste Kapitel in der einzigartigen Erfolgs-Story von Marco Odermatt wird am 6. April 2006 in Wengen geschrieben. An diesem Tag triumphiert «Odi» mit achteinhalb Jahren beim Migros Grand Prix im Riesenslalom. Nun kehrt der Nidwaldner an den Ort seines ersten nationalen Erfolges zurück. Der mittlerweile 24-jährige Shooting-Star wird im Training am Dienstag sein erstes Mal auf der Lauberhorn-Abfahrt erleben.
Und nachdem der Riesenslalom-Dominator (vier Siege in fünf Rennen) bei der letzten Abfahrt in Bormio Zweiter wurde, erwarten viele Fans vom Gesamt-Weltcupleader beim Speed-Spektakel in der Jungfrau-Region den nächsten Exploit in der Königsdisziplin. Doch die Altmeister trauen dem Youngster bei seinem Debüt auf der längsten Abfahrt nicht allzu viel zu.
Das sind Odermatts Nachteile
«Für mich wäre es bereits eine ziemlich grosse Überraschung, wenn Marco auf dieser Abfahrt einen Top-Ten-Rang herausfahren könnte», gesteht ORF-Experte Hans Knauss (51, 1999 Dritter am Lauberhorn) und liefert die Begründung: «Auf keiner anderen Strecke benötigst du so viel Abfahrts-Routine wie am Lauberhorn. Und die fehlt Marco logischerweise.»
Liechtensteins Ski-Fürst Marco Büchel (50), der seine Karriere 2010 kurz nach seinem dritten Rang in Wengen beendet hat, sieht die Ausgangslage ähnlich wie Knauss. «Eine Platzierung unter den ersten Zehn traue ich Odermatt zwar auch hier zu, aber um den Sieg wird er kaum mitfahren können. Im Gegensatz zu Bormio gibt es am Lauberhorn so viele Gleitabschnitte und besonders langgezogene Kurven. Und die bekommst du im Normalfall nur als gestandener Abfahrer meisterhaft in den Griff, der auf solchem Terrain schon viele Kilometer zurückgelegt hat. Und das hat Marco definitiv nicht.»
Rang 42 mit einem Rückstand von 5,46 Sekunden auf Sieger Carlo Janka – das sind die Fakten zur Lauberhorn-Premiere von Beat Feuz im Januar 2010. «Diese Abfahrt war für meine damalige körperliche Verfassung viel zu lang. Bis zur Minschkante war ich noch einigermassen bei den Leuten, aber dann wurde ich viel zu weit hinuntergetragen. Da war mir klar, dass ich diesen Fehler mit meinen konditionellen Defiziten nicht mehr aufholen konnte», erzählt der Emmentaler Jahre später.
Schauderhafte Erinnerungen mit seiner Jungfernfahrt verknüpfte Österreichs 2009 verstorbener Dreifach-Olympiasieger Toni Sailer mit dem Lauberhorn. «Im Haneggschuss war ich derart überfordert mit dem gewaltigen Tempo, dass ich nicht mehr mit meinen Ski fuhr, meine Ski fuhren mit mir! Ich hatte so Angst, dass ich den Herrgott um Hilfe ersuchte: ‹Vater unser, der du bist im Himmel – bitte, lieber Gott, liebe Maria, Mutter Gottes, bitte gib mir eine allerletzte Chance. Wenn du mich heil ins Ziel kommen lässt, ich schwöre es, ich werde nie mehr ein solches Rennen bestreiten», gestand Sailer 2005 in einem Blick-Interview.
Sailers Hilferufe wurden nicht erhört. «Kurz nach dem Sprung, der später nach Bernhard Russi benannt wurde, flog ich im ‹Seilersboden› in den Wald. Weil vor und nach mir meine Teamkollegen Anderl Molterer und Werner Schuster an der gleichen Stelle ebenfalls stürzten, wurde diese Passage ‹Österreicherloch› getauft.»
Rang 42 mit einem Rückstand von 5,46 Sekunden auf Sieger Carlo Janka – das sind die Fakten zur Lauberhorn-Premiere von Beat Feuz im Januar 2010. «Diese Abfahrt war für meine damalige körperliche Verfassung viel zu lang. Bis zur Minschkante war ich noch einigermassen bei den Leuten, aber dann wurde ich viel zu weit hinuntergetragen. Da war mir klar, dass ich diesen Fehler mit meinen konditionellen Defiziten nicht mehr aufholen konnte», erzählt der Emmentaler Jahre später.
Schauderhafte Erinnerungen mit seiner Jungfernfahrt verknüpfte Österreichs 2009 verstorbener Dreifach-Olympiasieger Toni Sailer mit dem Lauberhorn. «Im Haneggschuss war ich derart überfordert mit dem gewaltigen Tempo, dass ich nicht mehr mit meinen Ski fuhr, meine Ski fuhren mit mir! Ich hatte so Angst, dass ich den Herrgott um Hilfe ersuchte: ‹Vater unser, der du bist im Himmel – bitte, lieber Gott, liebe Maria, Mutter Gottes, bitte gib mir eine allerletzte Chance. Wenn du mich heil ins Ziel kommen lässt, ich schwöre es, ich werde nie mehr ein solches Rennen bestreiten», gestand Sailer 2005 in einem Blick-Interview.
Sailers Hilferufe wurden nicht erhört. «Kurz nach dem Sprung, der später nach Bernhard Russi benannt wurde, flog ich im ‹Seilersboden› in den Wald. Weil vor und nach mir meine Teamkollegen Anderl Molterer und Werner Schuster an der gleichen Stelle ebenfalls stürzten, wurde diese Passage ‹Österreicherloch› getauft.»
Ähnlich schneller Super-G wie in Gröden
Aber was dürfen wir in Wengen im Super-G vom fünffachen Saisonsieger aus der Urschweiz erwarten? «Mehr als in der Abfahrt, aber als Sieger würde ich ihn in diesem Super-G nicht tippen», sagt Knauss. Büchel, der die Rennen fürs ZDF kommentieren wird, glaubt «dass der Super-G auf diesem Gelände ähnlich schnell sein wird wie in Gröden.» Und im Gröden-Super-G hat Odermatt mit Rang 24 kurz vor Weihnachten sein schlechtestes Saison-Ergebnis eingefahren…