Es ist ruhig geworden um Corinne Suter. Aber nur ganz kurz. «Die letzte Saison kostete viel Kraft. Nach dem Winter war ich darum richtig müde. Ich konnte zwar entspannen, doch schon bald ging es wieder los», erzählt sie. Was die 27-Jährige meint: Eine Anfrage jagte die nächste, eine Einladung folgte auf die andere. Und das Kondi-Training musste schliesslich auch sein. «Vielleicht war ich mir den Rummel auch nicht mehr gewohnt, weil es ein Jahr zuvor wegen Corona sehr ruhig blieb. Gefühlt war dieser Sommer jedenfalls der strengste meiner Karriere.»
Beklagen will sich Suter nicht. «Die Anerkennung, die ich bekomme, ist wunderschön. Ich hatte einfach nicht gedacht, dass so viele Menschen den Skisport verfolgen», sagt sie. Ihr Ruhm kommt nicht von ungefähr: Lange galt sie als grosses Talent, das in entscheidenden Momenten am Druck zerbrach. Dann kam die WM 2019 in Are (Sd), wo Suter Silber und Bronze gewann. Damit war die Ketchup-Flasche geöffnet. Sie gewann 2020 beide Speed-Kristallkugeln im Weltcup, 2021 WM- und 2022 Olympiagold. Mehr geht nicht. Oder? Sie meint: «Oh doch, jedes Rennen fängt bei null an. Und das nächste Highlight steht schon bald vor der Tür.»
Neuer Vertrag, neuer Servicemann
Suter spricht die WM 2023 in Courchevel-Méribel (Fr). Da werden wohl viele von ihr wieder Wunderdinge erwarten. «Einerseits kann mir niemand mehr nehmen, was ich erreicht habe. Andererseits wird der Druck dadurch noch grösser.»
Sicher ist: Die Rahmenbedingungen dürften für Suter auch im nächsten Winter stimmen. Jüngst hat sie ihren Vertrag bei Head um zwei Jahre verlängert. Und sie hat mit Stefan Berthold einen neuen Servicemann, der als «Goldfeile» gilt. Der Österreicher präparierte einst die Bretter der Super-Elche Aksel Lund Svindal (39) und Kjetil Jansrud (36). «Er passt auch menschlich sehr gut zu mir, was extrem wichtig ist. Schliesslich ist der Servicemann die letzte Person, die ich vor dem Start in ein Rennen sehe.»
Plakat an der Bahnhofstrasse
Zurück zu Suters wachsender Bekanntheit. Als sie zuletzt an der Zürcher Bahnhofstrasse ihr Werbeplakat der Uhrenmarke Hublot suchte, fand sie es nicht. «Dabei stand ich direkt darunter. Es war so gross, dass ich es aus diesem Winkel nicht gesehen hatte. Im Laden erklärte mir eine Verkäuferin dann, dass ich draussen nur nach oben schauen müsste», sagt sie lachend.