Seit 31 Jahren ist Peter Schröcksnadel Präsident des Österreichischen Skiverbandes. In dieser Zeit hat der Multimillionär das ewige Alpin-Duell mit der Schweiz oft mit provokanten Äusserungen angeheizt. Doch jetzt hat der Tiroler einen erheblichen Anteil an einem der geschichtsträchtigsten Schweizer Abfahrtssiege der Neuzeit.
Der Reihe nach. Mit Startnummer 5 gelingt Beat Feuz (33) nach vier zweiten Plätzen endlich der gewinnbringende «Streifzug». Doch obwohl nach der ersten Startgruppe keiner auch nur annähernd an die Zeit des Emmentalers herankommt, gerät dieser Sieg nach der Startnummer 24 noch einmal in ernsthafte Gefahr.
Das Rennen wird aufgrund des stärker werdenden Windes und schlechter werdender Sicht unterbrochen. Und nach einer halben Stunde will die FIS das Rennen gar abbrechen. Weil ein Wettkampf erst dann gewertet wird, wenn mindestens 30 Fahrer gestartet sind, wäre Feuz seine Goldene Gams wieder los.
«Er hat sich enorm für mich eingesetzt»
Da greift Peter Schröcksnadel, der als ÖSV-Präsident auch zum Vorstand der FIS gehört, zum Telefon. «Schröcksi» zu BLICK: «Wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich in diesem Fall einen Schweizer Sieg verhindern können. Aber das hätte Beat Feuz nach seiner grandiosen Leistung wirklich nicht verdient. Deshalb habe ich Renndirektor Hannes Trinkl am Telefon gesagt, dass wir mit allen Mitteln versuchen müssen, das Rennen bis zur Startnummer 30 fortzusetzen. Das hat zum Glück funktioniert.»
Unmittelbar vor dem Start von Marco Odermatt mit Nummer 31 wird das Rennen abgebrochen und Feuz kann aufatmen. Nach seinem insgesamt 14. Weltcupsieg wendet sich der Schangnauer als Erstes an Peter Schröcksnadel: «Als der Rennabbruch im Raum stand, habe ich mitbekommen, dass sich ‹Schröcksi› enorm für mich eingesetzt hatte. Ich bin ihm deshalb enorm dankbar.»
Abfahrts-Hattrick – Feuz machts wie einst Heinzer
Nach diesem ganz besonderen Triumph steht Beat auf einer Stufe mit Franz Heinzer – die beiden sind die einzigen Schweizer, die seit der Weltcup-Gründung 1967 den exklusiven und begehrten Abfahrts-Hattrick (Siege in Wengen, Kitzbühel und WM-Gold) geschafft haben.
Mit Heinzer verknüpft Feuz eine besondere Kindheitserinnerung: «Ich glaube, es war 1993, als Franz in Langnau eine Autogrammstunde gab. Selbstverständlich habe ich mich auch in die lange Menschenschlange gestellt. Als ich dann bei Franz ankam, hat er mir nicht nur eine Unterschrifft gegeben, er hat mir auch eine Frage gestellt. Aber ich war derart baff und ehrfürchtig, dass ich in diesem Moment kein Wort über meine Lippen brachte.»
Zur Erinnerung: Franz Heinzer (17 Weltcupsiege) hat 1992 in Kitzbühel innerhalb von 24 Stunden zwei Abfahrten gewonnen. Das bleibt Feuz verwehrt, weil am frühen Samstagmorgen das zweite Streif-Spektakel dem schlechten Wetter zum Opfer fällt
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