Wir wollen sie nicht sehen! Stürze und Unfälle. Und doch schauen wir hin. Die Abfahrt ist ein Widerspruch!
Wir sind begeistert, wenn Beat Feuz durch die Luft segelt, und suchen Minuten später nach Erklärungen, wenn es wegen eines kleinen Positionsfehlers in der Luft Urs Kryenbühl am gleichen Sprung erwischt.
Die Pisten werden immer besser präpariert, die Schläge rausgearbeitet. Schlüsselstellen wie die extrem schwierige Zielhang-Schrägfahrt in Kitzbühel werden ruhiger, sicherer und erlauben den Fahrern bessere aerodynamische Positionen. Mit dem Resultat, dass es noch schneller wird. Wo vor Jahren die Fahrer mit 130 bis 140 km/h ums Gleichgewicht kämpften, schiessen sie nun in der Hocke mit fast 150 km/h in die Tiefe.
Und schon wird die trügerische Sicherheit zur zusätzlichen Gefahr. Eine Gefahr, die allerdings allen Beteiligten bereits vor dem Rennen bekannt war.
Aber hier geht der Widerspruch weiter. Keiner, der gewinnen will, öffnet seine Position früher, nur um mit weniger Tempo auf den Zielsprung zu kommen.
Hannes Trinkl, FIS-Verantwortlicher für Kurssetzung und Sprünge, Abfahrtsweltmeister und einer, der selbst 60 Meter beim Zielsprung in Kitz verdauen musste, wird für heute entweder die Absprungkante 10 Meter zurückversetzen oder den ganzen Sprunghügel um einen Meter oder mehr abnehmen lassen.
Trotz aller Diskussionen und Massnahmen – jeder, der heute wieder am Start steht und sich in die Tiefe stürzt, weiss, was ihn erwartet, weiss, dass auch ihm ein Fehler passieren kann, und weiss, wie gefährlich diese Sportart ist. Trotzdem macht er es!
Abfahrer zu sein, war immer schon, ist und wird immer ein Widerspruch bleiben.