Auf einen Blick
- Camille Rast und Mélanie Meillard brillieren im Slalom in Levi
- Frühere Rivalinnen sind jetzt beste Freundinnen und Zimmerkolleginnen
- Rast wird Fünfte, Meillard Siebte, nur 12 Hundertstel auseinander
Sie liegen sich in den Armen, jubeln und strahlen: Camille Rast (25) und Mélanie Meillard (26). Im nasskalten Levi (Fi), 170 Kilometer nördlich des Polarkreises, erwärmen sie die Herzen der Schweizer Ski-Fans. Rast wird im Slalom Fünfte, Meillard Siebte. «Wir haben so viel gemeinsam trainiert und Zeit miteinander verbracht – es ist einfach geil, zusammen schnell zu fahren», sagt Rast im SRF. Und Meillard meint: «Es ist so schön.» Die beiden Walliserinnen – Meillard lebte bis zu ihrem siebten Lebensjahr in Neuenburg – sind nicht nur die klar besten aus dem Swiss-Ski-Team, sondern ein Herz und eine Seele. Bloss: Das war längst nicht immer so!
Während des ersten JO-Jahres ging es mit den Problemen los. Rast war 8, Meillard 9 Jahre alt. Damals trainierten sie nicht zusammen, waren aber klar die stärksten Ski-Mädchen der Westschweiz. In den Rennen kämpften sie erbittert und gönnten sich nichts. Im Gegenteil: Gewann die eine, war die andere neidisch – und umgekehrt. «Als wir klein waren, haben wir uns gehasst. Das war Krieg», erzählte Meillard einst im Gespräch mit Blick.
Rast aggressiv, Meillard gefühlvoll
Heute kann man sich dies kaum mehr vorstellen. Rast und Meillard sind seit Jahren Zimmerkolleginnen und halten zusammen. Während Meillard im zweiten Lauf von Levi die zwischenzeitliche Führung übernimmt, steht Rast als Halbzeit-Siebte noch im Starthaus. «Da habe ich gedacht: Wenn sie das schafft, kann ich das auch», so Rast. Und wie!
Auf der zunehmend glasigen Piste, die vom Flutlicht erhellt wird, brilliert Rast mit ihrer Angriffslust. Sie greift an, als gäbe es kein Morgen, bleibt aber stets stabil – fast schon ein wenig wie US-Star Mikaela Shiffrin (29), die ihren 98. Weltcupsieg feiert. «Das kommt etwas unerwartet, ich bin richtig zufrieden», sagt Rast. Dazu muss man wissen: Die Piste «Levi Black» tönt furchteinflössend, ist es aber nicht. Es gibt zwei lange Flachstücke, die Rast nicht liegen – dachte man bislang. Das erste Karriere-Podest scheint nicht weit weg.
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Ganz anders unterwegs, aber nur zwölf Hundertstel langsamer unterwegs, ist Rasts Freundin Meillard. Sie fährt sanft, mit viel Gefühl, etwas weiter von den Stangen weg, aber immer das Tempo hochhaltend. «Es war sehr schön, das grüne Licht zu sehen, als ich im zweiten Lauf die Spitze übernommen habe», sagt sie nach ihrem 100. Weltcuprennen.
Holdener und Gisin viel zu weit zurück
Und die anderen Schweizerinnen? Wendy Holdener (31) landet auf dem 16. Platz. «Wenn man nicht schläft, in der Nacht hellwach ist und die Energie einteilen muss, ist es schwierig», sagt sie. Nach dem Bruch im Knöchel vor knapp einem Jahr, dem Tod ihres Bruders Kevin (✝34) und der frischen Zusammenarbeit mit Trainer Jörg Roten braucht sie noch Zeit.
Michelle Gisin (30) fährt nur auf Rang 24. Angesichts ihrer Klasse, der längst gelösten Materialprobleme und des perfekten verlaufenden Sommers ist das nur etwas: enttäuschend.
Aline Danioth (26) verpasst 657 Tage nach ihrem letzten Weltcuprennen (sie hatte im März 2023 ihren vierten Kreuzbandriss erlitten) als 40. den zweiten Lauf. Dennoch sagt sie: «Es ist schön, zurück zu sein, jetzt ist das Eis gebrochen.»