In seiner Blütezeit als Tennis-Profi war der Berner Michel Kratochvil in der Weltrangliste die Nummer 35. Vor 18 Jahren spielte sich der Sohn von SCB-Legende Frantisek Kratochvil in Wimbledon bis in den Achtelfinal. Seit seinem Rücktritt vor dreizehn Jahren betreibt der 41-Jährige in Ostermundigen ein Tennis-Zentrum. Und im Vorort der Stadt Bern gibt es nicht viele, die Kratochvills Aufschläge, welche immer noch regelmässig die 190 km/h Marke überschreiten, retournieren können.
Doch diesmal spürt Michel bereits beim Einspielen, dass ihm ein richtig grosses Kaliber gegenübersteht. Sein Name: Ramon Zenhäusern. «Wow, Ramon - du hast wirklich eine Super-Technik. Gegen dich muss ich einen höheren Rhythmus anschlagen» meint Kratochvil nach den ersten Schlägen. Zenhäuserns Schlagfertigkeit kommt natürlich nicht von ungefähr. Es hat Zeiten gegeben, in den der Vize-Olympiasieger im Slalom fast so viel Zeit auf dem Tennis-Court verbracht hat wie auf der Skipiste. «Meine Schwester Romaine war mehrfache Junioren-Schweizermeisterin im Tennis, sie hat in dieser Zeit auch eine Belinda Bencic bezwungen. Wegen Romaine habe auch ich angefangen, Tennis zu spielen.»
Als Skirennfahrer die besseren Chancen
Den Höhepunkt seiner Tennis-Laufbahn erlebte der mittlerweile 28-Jährige mit zwölf Jahren: «Nachdem ich am Samstag Walliser Vize-Juniorenmeister im Riesenslalom wurde, habe ich am Sonntag auf den Slalom verzichtet, um bei den Walliser Tennis-Meisterschaften antreten zu können. Dort bin ich dann ebenfalls Zweiter geworden.»
Danach hat sich Ramon trotzdem gegen Tennis, und für den Skirennsport entschieden. «Weil das weltweite Niveau im Skisport weniger hoch ist als im Tennis, habe ich früh erkannt, dass ich als Skirennfahrer die besseren Chancen haben werde.»
Doch jetzt ist der 2.02-Meter-Riese doch noch einmal ganz heiss auf eine Tennis-Challenge: Wie viele Aufschläge von Kratochvil kann Ramon retournieren?
«Zufrieden, dass ich zumindest drei Aufschläge ins Feld retournieren konnte»
Obwohl Kratochvil gleich beim ersten Versuch einen ordentlichen Hammer auspackt, schlägt Zenhäusern den Ball erfolgreich zurück. «Du bist wirklich unglaublich» stöhnt Michel. Beim zweiten Aufschlag ist Zenhäusern chancenlos, den dritten bringt er aber wieder stark zurück. Aber dann schlägt Kratochvil sechs Asse in Serie. «Das sind abnormale Bomben, die du mir da servierst, da bin ich chancenlos» schüttelt Ramon den Kopf. Diese Challenge endet aber mit einem Erfolgserlebnis für den Skirennfahrer - den letzten Aufschlag von Kratochvil bringt Zenhäusern souverän zurück.
Sein Fazit: «Es war für mich ein super cooles, sehr beeindruckendes Erlebnis! Michel packt beim Aufschlag so viele Varianten aus. Mal serviert er mit viel Drall, mal knallhart durch die Mitte, dann wieder ganz platziert in die Ecke. Deshalb muss ich zufrieden sein, dass ich zumindest drei Aufschläge ins Feld retournieren konnte.»