Österreichs Superstar Hermann Maier (51, zweifacher Olympiasieger, dreifacher Weltmeister) war vor 23 Jahren der Letzte, der den Riesenslalom in Adelboden BE zum dritten Mal in Serie gewinnen konnte. Nachdem Marco Odermatt (26) im vergangenen März Maiers Weltcuppunkterekord (2000 Punkte in der Saison 1999/2000) auf 2042 Zähler verbessert hat, könnte er am Samstag ebenfalls den Chuenisbärgli-Hattrick schaffen.
Blick-Experte Bernhard Russi (75) lässt sich vor der nächsten Riesen-Attacke vom Buochser auf eine historische Spielerei ein. Der Abfahrts-Altmeister (Weltmeister 1970, Olympiasieger 1972) beantwortet die Frage, wer gewinnen würde, wenn Odermatt und Maier im gleichen Alter, mit demselben Material in ihrer absoluten Bestform gegeneinander in einem Riesenslalom antreten würde: «Ich glaube, dass Odermatt in diesem Zweikampf die besseren Karten hätte.»
Russis Begründung: «Maier war eine Maschine, die fast alles mit ihrer schier unbändigen Kraft gemeistert hat. Kein anderer hat sich intensiver vorbereitet, keiner hat so lange eine Strecke besichtigt. Marco ist dagegen ein absoluter Künstler. Ein Riesentalent mit riesigem Selbstvertrauen. Wenn bei ihm mal etwas nicht wie geplant läuft, kann er in genialer Manier improvisieren. Deshalb glaube ich, dass sich Odermatts Kunst gegen das Kraftwerk Maier durchsetzen würde.»
Der Erzfeind vom Salzburger Maier war der Tiroler Stephan Eberharter (54). Neben Maier mit seinem Chuenisbärgli-Hattrick ist auch der mittlerweile 54-jährige Riesenslalom-Olympiasieger von 2002 im Fadenkreuz von Odermatt. Der Grund? Eberharter hat zwischen 1998 und 2004 beeindruckende 29 Weltcupsiege eingefahren. Seinen 29. Weltcupsieg strebt am Samstag nun auch Odermatt an.
Eberharter erwartet, dass ihn Odi bald übertrumpft
«Aber die 29er-Marke ist für den Marco ganz sicher nur eine Durchgangsstation», verkündet der Österreicher im Gespräch mit Blick. Eberharter ist total begeistert vom Innerschweizer: «Marco hat mich kurz vor Weihnachten besonders beeindruckt. Nachdem er bei den Speed-Rennen in Gröden zweimal aufs Podest gefahren ist, hat er innerhalb von 24 Stunden zwei Riesen-Siege in Alta Badia realisiert. In Anbetracht dieses Mammut-Programms war das etwas vom eindrücklichsten, was ich im Skisport jemals gesehen habe.»
Dem Gesamtweltcupsieger der Saisons 2001/02 und 2002/03 imponiert aber auch, wie der Schweizer Sportler der beiden vergangenen Jahre seine Aufgaben neben der Piste meisterte. «Ich habe in meiner sportlichen Blütezeit nicht so viele PR- und Medientermine wahrgenommen, weil mir ansonsten die Kraft und die Frische für die Wettkämpfe gefehlt hat. Aber dem Marco scheint das alles rein gar nichts auszumachen, er bewältigt auch die Medien-Marathons nach den Rennen mit spielerischer Leichtigkeit. Der Bursche ist einfach unglaublich stark!»