Auf einen Blick
- Österreichische Medien kritisieren Odermatt, Ski-Legenden verteidigen ihn
- Klammer und Knauss loben Odermatts Super-G-Leistung als sensationell
- Odermatt gewann Gold im Super-G mit einer Sekunde Vorsprung
Österreichs Abfahrts-Kaiser Franz Klammer (71, 25 Weltcupsiege) schüttelt den Kopf und poltert: «Das ist wirklich kompletter Blödsinn!» Es sind die WM-Bilanzen von gewissen Zeitungen und Onlineportalen, welche den Olympiasieger von 1976 zu dieser Reaktion veranlassen.
Vor allem das Urteil gegenüber Super-G-Weltmeister Marco Odermatt (27) ist happig. Aufgrund seines vierten Platzes im Riesenslalom und dem fünften Rang in der Abfahrt wird der Schweizer Ski-Star von der «Kronen Zeitung» als «Flop» bezeichnet. Der «Kurier» gelangt zur Schlussfolgerung, dass die Ausbeute des dreifachen Gesamtweltcupsiegers in Saalbach-Hinterglemm (Ö) «zu bescheiden» ausgefallen sei.
Klammer hält entschieden dagegen: «Nach seiner grandiosen Leistung im Super-G hat Marco zwei weitere Medaillen ja nur knapp verpasst. Deshalb darf man ihn ganz sicher nicht als Flop bezeichnen, obwohl er die Erwartungen in der Abfahrt und im Riesen nicht ganz erfüllt hat.» Odermatt sei bei dieser WM kein einziger Zacken aus der Krone gefallen. «Er ist nach wie vor ganz klar der beste Skirennfahrer der Gegenwart.»
«Für die Aktion hätte Odermatt noch eine Medaille verdient»
ORF-Experte Hans Knauss (54, Kitzbühel-Sieger 1999) macht sich ebenfalls vehement für den Nidwaldner stark: «Wir dürfen nicht vergessen, dass Marco mit der sehr wahrscheinlich brillantesten Fahrt in der Super-G-Geschichte WM-Gold gewonnen hat. Odermatt hat in diesem Rennen Silber-Gewinner Raphael Haaser (27) eine Sekunde abgenommen – eine sensationelle Leistung.»
Der Kärntner Fritz Strobl (52) hält bis heute mit seiner Siegerzeit von 1:51,58 den Streckenrekord auf der Kitzbüheler Streif. 2002 krönte Fritz «the Cat» seine Karriere mit Abfahrts-Gold bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City. Auch er vertritt bezüglich Odermatts Auftritt bei den jüngsten Welttitelkämpfen eine ganz andere Meinung, als einige Berichterstatter in seiner Heimat. «Leider Gottes sind zuletzt in Saalbach-Hinterglemm viele Leute an einer Grippe erkrankt. Sehr wahrscheinlich haben einige Kritiker Odermatts überragende Leistung in der ersten WM-Woche nicht gesehen, weil sie mit Fieber ans Bett gefesselt waren», meint er augenzwinkernd.
Und Strobl setzt gegenüber Blick noch einen drauf: «In meinen Augen war Odermatt auch neben der Piste ein riesengrosser Gewinn für diese WM. Er war einer der Initianten, dass sich die Schweizer nach der Abfahrt gegenseitig die Haare abrasierten. Für diese Aktion hätte er sich meines Erachtens eine weitere Goldmedaille verdient.»