Einen Joint hat Marco Odermatt noch nie geraucht. Trotzdem hat er sich in der letzten Woche oft wie bekifft gefühlt. Odermatt erklärt es so: «Ich hatte eine regelrechte Scheibe im Kopf und entsprechend viel Energie gebraucht, um mich zu fokussieren.» Diese Scheibe war offensichtlich ein Nebeneffekt des enormen mentalen Drucks, der auf dem Buochser lastete. Die Schweizer Erwartungen an einen Ski-Heiligen sind riesig.
Am Samstag nach dem ersten Riesenslalom in Kranjska Gora hat sich der Nebel im Kopf plötzlich verzogen. «Als ich auf den zweiten Rang fuhr und die Riesenslalom-Kugel auf sicher und meine Ausgangslage im Gesamt-Weltcup deutlich verbessert hatte, war die Scheibe weg.»
So fuhr Odermatt am Sonntag im zweiten Riesen in Kranjska Gora frei im Kopf und locker zur Bestzeit im ersten Lauf. Am Ende wurde er Dritter und kürte sich zum Gesamtweltcup-Sieger.
Odermatt nimmt Gratulationen an
Klar, mathematisch ist ihm die grosse Kugel noch nicht sicher. Aber praktisch schon. Der Olympiasieger reist mit einem Guthaben von 329 Punkte auf Aleksander Aamodt Kilde zum Weltcup-Final nach Courchevel. Und weil der Norweger letzte Woche bereits angekündigt hat, dass er neben der Abfahrt und dem Super-G nur noch im Riesenslalom an den Start gehen werde, kann er in Frankreich im besten Fall 300 Punkte einfahren.
Odermatt nimmt die Gratulationen für die grosse Kugel denn auch bereits an. «Selbst wenn Aleksander beim Final die Abfahrt, den Super-G und den Riesen gewinnen sollte, glaube ich nicht, dass er im Slalom genügend Punkte machen würde.» Bis jetzt ist der Freund von Mikaela Shiffrin im Weltcup noch gar nie bei einem Slalom gestartet.
«Ziemlich komisches Gefühl»
Odermatt könnte also Luftsprünge machen vor Freude. Hat er sich doch gerade einen Bubentraum erfüllt. Doch seine Befindlichkeit nach dem Rennen im Zielraum des slowenischen Alpin-Klassikers ist eine ganz andere: «Es ist ein ziemlich komisches Gefühl» sagt er. «Ich spüre derzeit keine grossen Emotionen. Obwohl der dritte Rang in diesem Riesen ja eigentlich ein super Resultat ist, ist es für mich persönlich nach vier Siegen und zwei zweiten Plätzen halt gleichbedeutend mit dem schlechtesten Riesenslalom-Ergebnis in diesem Weltcup-Winter. Und über die grosse Kugel werde ich mich wohl erst dann richtig freuen können, wenn ich sie in Courchevel in den Händen halten kann.»
1977 Lise-Marie Morerod
1979 Peter Lüscher
1981 Marie-Theres Nadig
1982 / 1984 Erika Hess
1984 / 1987 / 1988 / 1990 Pirmin Zurbriggen
1985 / 1988 Michela Figini
1986 / 1987 Maria Walliser
1989 / 1994 / 1995 Vreni Schneider
1992 Paul Accola
2010 Carlo Janka
2016 Lara Gut-Behrami
2022 Marco Odermatt
1977 Lise-Marie Morerod
1979 Peter Lüscher
1981 Marie-Theres Nadig
1982 / 1984 Erika Hess
1984 / 1987 / 1988 / 1990 Pirmin Zurbriggen
1985 / 1988 Michela Figini
1986 / 1987 Maria Walliser
1989 / 1994 / 1995 Vreni Schneider
1992 Paul Accola
2010 Carlo Janka
2016 Lara Gut-Behrami
2022 Marco Odermatt
Überschwänglich ist die Freude dafür schon jetzt bei Henrik Kristoffersen (No,27), der am «Podkoren» den vierten Weltcup-Triumph innerhalb von zwei Wochen feiert. Der Wikinger bedankt sich bei seinem Schweizer-Coach Jörg «Yoyo» Roten: «Mein Vater und ich sind extrem temperamentvoll, Yoyo bringt Ruhe in unser Privat-Team. Er ist der perfekte Coach für mich!»