Auf einen Blick
- Skifahrer Richard Leitgeb wechselt von Österreich zu Ungarn
- Er musste drei Jahre auf die FIS-Genehmigung warten
- Trotz neuem Verband ist er auf Spenden angewiesen
Marcel Hirscher (35) hat es getan, Lucas Braathen (24) ebenfalls: Die Nation gewechselt. Während das bei den Ski-Ausnahmekönnern für Schlagzeilen sorgte, hat ein weiterer Nationenwechsel im Stillen stattgefunden.
Richard Leitgeb (30) kehrt wie Hirscher Österreich den Rücken. Er startet künftig für Ungarn. Nach jahrelangem Kampf will der Slalomspezialist wieder im Weltcup fahren. Und an der Weltmeisterschaft 2025 teilnehmen. Im Gegensatz zu Hirscher und Braathen war seine Absenz allerdings nicht ganz freiwillig.
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In der Saison 2016/17 bestritt er drei Weltcuprennen – ohne zählbares Resultat. Zu wenig, um im österreichischen Team zu bestehen. Leitgeb wurde rausgeworfen und seine Karriere geriet ins Stocken. Dabei hatte er sein Talent mehrfach bewiesen.
Kriterien erfüllt, aber kein Startplatz
Bei der Universiade gewann Leitgeb Slalom-Gold (2017). Und bei FIS-Rennen fuhr er regelmässig aufs Podest – etwa im Januar 2017, als er hinter Manuel Feller und Linus Strasser Dritter wurde und weitere im Weltcup erprobte Fahrer wie Marco Schwarz oder Justin Murisier hinter sich liess.
Obwohl er sechs Saisons hintereinander die Kriterien für einen Weltcup-Start erfüllte, gabs keine Rückkehr ins österreichische Team. Deswegen entschied sich Leitgeb zum Nationenwechsel.
Drei Jahre ohne Rennen, aber mit viel Bürokratie brauchte es, um grünes Licht von der FIS zu bekommen. «Das Schwierigste war, all dies zu tun, ohne zu wissen, ob es jemals erfolgreich sein wird», schreibt Leitgeb auf gofundme.com. Auf der Plattform hat er einen Spendenaufruf gestartet. Denn der nächste Rückschlag folgte sogleich. Da er im FIS-Ranking weit zurückgefallen ist, darf er gar nicht mehr im Weltcup starten.
Riesensprung in FIS-Rangliste
Er muss erst seine Position verbessern. Weil er kurz vor der Ziellinie nicht aufgeben wollte, packte Leitgeb spontan seine Koffer und reiste Anfang August nach Südamerika, um FIS-Rennen in Slalom und Riesenslalom zu bestreiten. Ohne Vorbereitung, ohne zu wissen, wo er genau steht und ob er körperlich fit genug ist. Wieder am Start zu stehen, beschreibt er als «reinste Form der Freude, die ich mir je hätte wünschen können».
Und er beweist, dass er nichts verlernt hat. Die Bilanz: Sechs FIS-Rennen, sechs Podestplätze – davon drei Siege. Hinzu kommen fünf Top-10-Plätze (ein Sieg) bei South-American-Cup-Rennen. Die Limite für Weltcup-Starts? Erfüllt. In der Slalom-Rangliste macht er schon nach drei Rennen einen Sprung von Platz 1375 auf 81.
Nur sind nach dieser Reise seine Ersparnisse aufgebraucht. «Ich habe keine Ahnung, wie ich eine ganze Saison finanzieren soll», gibt Leitgeb zu. Er bekommt zwar Unterstützung vom ungarischen Verband, muss aber dennoch vieles selber bezahlen. Für die komplette Saison rechnet er mit 30'000 bis 40'000 Euro. Zudem fehlen ihm noch Sponsoren. Mit dem Spendenaufruf will er einen Teil finanzieren. Inzwischen sind etwas mehr als 10'000 Euro von den als Ziel gesetzten 15'000 Euro zusammengekommen. Und Leitgeb seinem Weltcup-Comeback ein weiterer Schritt näher.