Letzter Ski-Check vor Finale
Zenhäusern verliert Kaderstatus – und die Frauen den Nationencup?

Bevors zum Weltcupfinale nach Sun Valley (USA) geht, waren die Frauen in La Thuile und die Männer in Hafjell nochmals im Einsatz. Welche Geschichten geben zu reden? Hier kommt der Ski-Check.
Publiziert: 17.03.2025 um 12:44 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2025 um 14:58 Uhr

Darum gehts

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Zenhäusern verliert trotz Exploit seinen Kaderstatus!

Ramon Zenhäusern hat in diesem Winter die wohl brutalste Zeit in seiner Rennfahrerlaufbahn erlebt – in zehn Rennen hat der sechsfache Weltcupsieger aus dem Oberwallis kein einziges Top-15-Ergebnis verbucht. Doch in Hafjell (No) erlebt der zwei Meter lange Slalom-Spezialist im zweiten Durchgang seine sportliche Auferstehung: Mit einer überragenden Laufbestzeit schafft er den Sprung vom 26. Platz auf den 10. Schlussrang. Dennoch wird der Slalom-Olympiasilbergewinner von 2018 in ein paar Wochen eine Degradierung in Kauf nehmen müssen.

Warum? In der Slalom-Gesamtwertung liegt Zenhäusern auf Position 35, seinen A-Kader-Status bei Swiss-Ski hätte er aber ausschliesslich mit einer Gesamtplatzierung in den Top 30 verteidigen können. «Wir können auch für Ramon keine Ausnahme machen, weil unsere Kaderselektionskriterien an die Richtlinien von Swiss Olympic gekoppelt sind», erklärt Alpin-Chef Hans Flatscher. «Es ist aber auch klar, dass wir einen Mann wie Ramon nicht verlieren wollen. Und deshalb wird er von uns auch als B-Kader-Athlet in sportlicher Hinsicht genau wie bis anhin unterstützt.» Das heisst im Klartext: Der 32-Jährige wird nach dem Kaderabstieg kleine finanzielle Einbussen in Kauf nehmen müssen, im Gegensatz zu anderen B-Fahrern wird er aber nicht dem Europacupteam, sondern weiterhin der Weltcupgruppe angehören.

Ramon Zenhäusern wird in den B-Kader-Status zurückgestuft.
Foto: keystone-sda.ch

Wäre Zermatt nicht besser?

«Ich habe immer gesagt, dass ich das Zweiländerrennen in Zermatt super finde, aber nicht im November», sagt Michelle Gisin (31). Also im März? Fakt ist: Die hohen Temperaturen und schlechten Schneeverhältnisse in La Thuile (It) sorgen bei einigen für rote Köpfe. «Eine Katastrophe», sagt Lara Gut-Behrami (33) nach dem ersten Super-G. Fakt ist: Der Start auf nur 1996 Metern und das Ziel auf 1530 Metern über Meer sind Mitte März nicht ideal. Zur Erinnerung: Der Zielraum der Matterhornrennen befindet sich auf 2865 Metern. Diese Rennen werden aber so schnell nicht im Frauen-Kalender auftauchen, nach mehreren missratenen Versuchen im November wurden sie auf Eis gelegt.

Das Ziel in La Thuile (It) liegt auf nur 1530 Meter über Meer – im März ist der Schnee alles andere als optimal.
Foto: Getty Images

Ein Kitzbühel der Frauen?

Im offiziellen Programm der Rennen in La Thuile steht: «Einige Athletinnen haben die Piste auch das Kitzbühel der Frauen genannt, auch wegen der oft sehr harten und kompakten Schneebedingungen, speziell im März.» Das Problem: Nicht nur der Schnee (siehe oben) war extrem weich, sondern auch der obere, steile Teil der Piste konnte nicht befahren werden. Die Folge waren zwei Sprint-Super-Gs. Zuletzt hatte der Skiweltcup vor vier Jahren in La Thuile haltgemacht – ob er so schnell wieder im FIS-Kalender auftauchen wird, ist fraglich.

Diskussionen um Meillards Abfahrt-Einsatz

Nach dem perfekten Hafjell-Wochenende mit zwei Siegen in 24 Stunden könnte Loïc Meillard Norwegens Superstar Henrik Kristoffersen nicht nur im Slalom-, sondern auch im Gesamtweltcup den Rang ablaufen. Kristoffersen liegt aktuell hinter Marco Odermatt auf dem zweiten Rang, vor den vier letzten Rennen liegt der Walliser als Dritter jedoch nur noch 75 Zähler hinter dem Wikinger. Meillard hat auch deshalb durchblicken lassen, dass er in Sun Valley neben dem Riesenslalom, dem Slalom und dem Super-G auch einen Start in der Abfahrt in Erwägung zieht. Doch Cheftrainer Tom Stauffer äussert sich diesbezüglich skeptisch: «Wir müssen uns das aufgrund von Loïcs Rückenproblemen sehr genau überlegen; im Hinblick auf den abschliessenden Slalom dürfen wir keine Risiken eingehen.» Im Kampf um die kleine Slalom-Kugel trennen Meillard noch 47 Zähler von Leader Kristoffersen. Wenn unser Weltmeister den finalen Slalom in den USA triumphieren sollte, müsste Kristoffersen für den Gewinn des Kristalls mindestens Dritter werden.

Fährt Loïc Meillard in Sun Valley (USA) auch noch die Abfahrt?
Foto: keystone-sda.ch

Als Gut-Behrami noch Gut hiess und den Gesamtweltcup gewann

Auf den Namen Berthod trifft man im Aostatal immer wieder. Cafés und Restaurants und die Weltcuppiste «3 Franco Berthod» in La Thuile ist nach dem ehemaligen Skirennfahrer benannt. Und auch der Skishop bei der Gondelbahn ist bekannt – Hunderte Grusskarten und Poster berühmter Skiasse sind dort zu bewundern. Darunter: Lara Gut. Unter ihrem Ledignamen gewann die Tessinerin 2016 das allererste Weltcuprennen in La Thuile, danach folgte der Gesamtweltcupsieg. Diesen verspielte sich Gut-Behrami diesmal mit zwei vierten Plätzen – Federica Brignone (34) wird die grosse Kristallkugel holen.

2016, beim ersten Weltcuprennen in La Thuile, hiess die Siegerin Lara Gut, damals noch ohne den Zusatz Behrami.

Laut, lauter, La Thuile!

93,2 Dezibel im Pressecontainer – als Sportjournalist ist man es gewohnt, in unruhiger Umgebung zu arbeiten. Beim Sub-Media-Center im Zielraum von La Thuile, einem Container mit Tropenklima, wird dem gemeinen Reporter allerdings einiges abverlangt. Eine Messung – notabene vor dem Rennen – ergibt einen Durchschnitt von 76,4 Dezibel, mit Ausschlägen bis zu 93,2 Dezibel. Das ist, als würde man mit einigen Metern Entfernung einem Presslufthammer zuhören. Keine Frage: Die Jungs von Radio Deejay, die für die Stimmung verantwortlich sind, leisten volle Arbeit. «In Italien ist es bei Rennen immer sehr laut, so auch hier. Aber es geht schon», sagt RSI-Reporter Giordano De Lucia cool.

Mit Spitzenwerten von 93,2 Dezibel: Im Zielstadion von La Thuile ist es beim Skirennen extrem laut.

ÖSV-Cheftrainer kritisiert Weltmeisterin

Stephanie Venier (31, Ö) wurde zur Überraschung vieler in Saalbach (Ö) Weltmeisterin im Super-G. «Es tönt etwas billig, aber zurzeit tue ich mich schwer, das nötige Risiko einzugehen», gibt sie nach den Rängen 10 und 18 gegenüber Daniel Kulovits, dem Reporterkollegen von Ö3, zu. Österreichs Frauen-Cheftrainer Roland Assinger ist gar nicht angetan von Veniers Leistung. «Sie kann auch mit einer Brignone mithalten. Aber es gilt, am Start bereit zu sein. Es ist auch der Job des Profis, sich bis zum Ende der Saison zu konzentrieren und alles zu geben. Es geht nur um den Kopf.»

Italien überholt Schweiz im Frauen-Nationencup

Dass die Schweiz die beste Skination des Winters ist, steht ausser Frage – man wird den Nationencup gewinnen. Die Swiss-Ski-Frauen können aber nicht mit den Männern mithalten. Nachdem man letzte Saison hinter Österreich Platz zwei belegt hat, müssen Gut-Behrami und Co. im Länder-Ranking die Führung nun an Italien abgeben. Der Rückstand vor dem Weltcupfinale beträgt 212 Punkte.

Grosser Rückstand auf Ösis im ewigen Ranking trotz Traumsaison

In 34 von 38 Rennen haben unsere Männer in diesem Weltcupwinter 16 Siege und 41 Podestplätze erkämpft. Damit hat das Star-Ensemble von Tom Stauffer den Schweizer Rekord aus der Saison 1984/85 (13, Siege, 38 Podestplätze) bereits geknackt. Vom internationalen Topwert sind wir aber noch ziemlich weit entfernt: Die Österreicher haben 1999/2000 26 Siege und 69 Platzierungen auf dem «Stockerl» bejubelt. Odermatt, Meillard, von Allmen und Co. haben bisher 6248 auf dem Konto, die Österreicher um die Superstars Hermann Maier, Stephan Eberharter und Benni Raich haben es vor 25 Jahren auf sagenhafte 10’470 Punkte gebracht. Vier Jahre später haben die Austrianer, die heuer noch ohne einen einzigen Weltcupsieg dastehen, die magische Zehntausendermarke (10’403 Punkte) noch einmal übertroffen.

Megapech für Schweizer Abfahrtshoffnung

Mit Gaël Zulauf (24) muss eine der grössten Schweizer Zukunftshoffnungen eine besonders bittere Pille schlucken! Der Reihe nach: Vor dem Europacupfinal in Kvitfjell liegt der Waadtländer, der 2021 bei der Junioren-WM Super-G-Bronze gewonnen hat, in der Abfahrt-Gesamtwertung mit einem Punkt Rückstand auf Felix Hacker (25) an vierter Stelle. Weil der Österreicher aufgrund eines Kreuzbandrisses für den Rest der Saison ausfällt, benötigt Zulauf für den dritten Gesamtrang, welcher mit einem Fixplatz für den nächsten Weltcupwinter verknüpft ist, in Norwegen lediglich den 30. Platz.

Doch Petrus spielt dem Walliser einen üblen Streich – die letzte Europacupabfahrt des Winters muss wegen starken Windes abgesagt werden, und somit muss sich Zulauf auf eine weitere Saison in der zweiten Liga des Alpinsports einstellen. Über Weltcupfixplätze freuen dürfen sich dafür der Berner Oberländer Livio Hiltbrand (21) und der Zürcher Alessio Miggiano (22, beide in der Abfahrt) sowie der Zuger Lenz Hächler im Riesenslalom.

Gaël Zulauf verpasst den Weltcup-Fixplatz in der Abfahrt für nächste Saison um ein mickriges Pünktchen.
Foto: keystone-sda.ch
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