Die Gründe für das Form-Hoch des Ski-Stars
Während die Konkurrenz taumelt, wird Meillard immer stärker

Die Ski-Saison geht auf die Zielgerade. Doch während nicht wenigen Stars der Saft auszugehen scheint, dreht Loïc Meillard immer weiter auf. Das hat Gründe.
Publiziert: 16.03.2025 um 18:48 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2025 um 18:59 Uhr
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Weltmeister Loic Meillard packt im letzten Saisondrittel immer schneller Schwünge aus!
Foto: AFP

Darum gehts

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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Es ist eine besonders lästige Frage, die der Reporter des österreichischen Fernsehens Halbzeit-Leader Loïc Meillard vor dem finalen Durchgang beim Hafjell-Slalom stellt: «Sie sind bei Slaloms im Weltcup schon vier Mal nach dem ersten Lauf in Führung gelegen, gewonnen haben sie nach einer Halbzeit-Führung aber noch nie. Spielt das heute im Kopf eine Rolle?»

Der Walliser antwortet mit einer Standard-Floskel: «Anstatt zu studieren, werde ich versuchen, so schnell wie möglich Ski zu fahren. Dann werden wir sehen, ob das gut genug war.»

Und dann, nach rund 18 Fahrsekunden von Meillard sind sich die meisten Experten sicher, dass der geniale Techniker aus Hérémence VS auch diese Führung nicht ins Ziel bringen wird. Meillard hat plötzlich einen Skistock zwischen den Beinen. «Das ist ein riesen Bock», kommentiert Deutschlands Ski-Papst Felix Neureuther. Im darauffolgenden folgenden Flachstück begeht der Weltmeister gleich noch einen Fehler.

Der Hauptkonkurrent geht auf dem Zahnfleisch

Die überraschende Pointe in dieser Geschichte: Im Ziel liegt der 28-Jährige dennoch zwei Zehntel vor dem Norweger Atle Lie McGrath (24) und fast fünf Zehntel vor dem drittplatzierten Neo-Brasilianer Lucas Pinheiro (24). Noch wichtiger: Mit seinem zweiten Hafjell-Triumph innerhalb von 24 Stunden kann Meillard im Kampf um die kleine Slalom-Kugel ordentlich Punkte auf Henrik Kristoffersen (30) gutmachen. Der Vorsprung des Nowegers, welcher sich bei seinem Heimspiel mit dem fünften Rang begnügen muss, beträgt vor dem letzten «Zick-Zack»-Bewerb in Sun Valley (USA) nur noch 47 Punkte.

Im Normalfall würde Meillard jetzt gross abkassieren
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WM-König hat nur ein Problem:Im Normalfall würde Meillard jetzt gross abkassieren

Das heisst im Klartext: Wenn Meillard auch den finalen Slalom triumphieren sollte, müsste Kristoffersen für den Gewinn des Kristalls mindestens Dritter werden. Der Wikinger wirkt vor dem letzten Akt in diesem Ski-Krimi aber schwer angeschlagen: «Ich bin brutal müde, ich wurde die ganze Woche von einer Grippe geplagt.» Meillard macht dagegen klar, dass sein Tank noch lange nicht leer ist: «Ich fahre derzeit nicht anders Ski als zu Beginn der Saison. Aber während einige Konkurrenten immer müder werden, geht es mir nach wie vor sehr gut.»

Eine Verletzung als Segen?

Dass der gelernte Bankkaufmann im letzten Saisondrittel richtig zuschlägt, hat schon fast Tradition: Im vergangenen Winter hat sich Meillard in den letzten sechs Wettkämpfen fünfmal in den Top-3 klassiert. Vier von seinen insgesamt sechs Weltcupsiegen hat er im März eingefahren. Das ist auch das Verdienst von Athletiktrainer Patrick Flaction, der seit zehn Jahren Meillards Trainingspläne schreibt. «Loïc ist ein absoluter Perfektionist, der in jeder Trainingseinheit immer noch ein bisschen mehr macht, als sein Coach von ihm verlangt», erzählt sein Manager Ralph Krieger.

Felix Neureuther (13 Weltcupsiege) erkennt aber noch andere Gründe, warum wir derzeit den stärksten Meillard aller Zeiten erleben. «In der Vergangenheit hat Loïc oft Rennen verloren, weil er sich zu sehr unter Druck gesetzt hat. Aber nachdem er sich zu Beginn von dieser Saison in Sölden am Rücken verletzt hat, hat er weniger von sich selber erwartet. Anstatt sich selber unter einen gigantischen Druck zu setzen, hat er sich darauf konzentriert, sauber, ökonomisch Ski zu fahren.»

«Der Sieg über Odermatt macht Meillard noch stärker»

Den wichtigsten Schritt hat Meillard in Neureuthers Augen aber am Samstag gemacht, als er den Riesenslalom vor Marco Odermatt gewonnen hat: «Bei seinen beiden vorherigen Siegen im Riesenslalom musste er mit dem Schönheitsfehler leben, dass der alles überragende Odermatt entweder nicht am Start oder mit der besten Zwischenzeit ausgefallen ist.» Nun hat er jedoch in Hafjell erstmals bewiesen, dass er auch ohne Ausfall von «König Odermatt» einen Riesen gewinnen kann. «Und das macht Meillard mental noch stärker.»

Und das könnte im Match um die Slalom-Kugel entscheidend sein. «Auch Kristoffersen hat eine geniale Technik. Aber bei den Rennen in Norwegen war deutlich zu erkennen, dass bei Henrik der Kopf zu sehr mitgefahren ist, während Meillard geradezu spielerisch zu Werke gegangen ist», analysiert Neureuther. Ob Meillard tatsächlich als erster Skigenosse seit Dumeng Giovanoli (84, Saison 1967/68) die Gesamtwertung im Slalom-Weltcup gewinnen wird, entscheidet sich am übernächsten Donnerstag. Einen alten Schweizer-Rekord haben Meillard, Odermatt und Tumler aber bereits an diesem Wochenende mit den Podestplätzen Nummer 38, 39, 40 und 41 übertroffen. Die bisherige CH-Podest-Bestmarke (38) haben Pirmin Zurbriggen, Peter Müller und Co. in der Saison 1984/85 aufgestellt.

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