Legende Beat Feuz analysiert die Ski-Saison
«Hirscher auf dem Podest? Das glaube ich nicht»

Blick stellt vor dem Start in den Weltcup-Winter einige besondere Thesen zur kommenden Männer-Saison auf. Realistisch oder kompletter Blödsinn? Abfahrts-Olympiasieger Beat Feuz (37) gibt die Antworten.
Publiziert: 23.10.2024 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2024 um 09:07 Uhr
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Im Januar 2023 beendete Abfahrts-Olympiasieger Beat Feuz in Kitzbühel seine Rennfahrer-Karriere.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Beat Feuz analysiert zum Weltcup-Auftakt heisse Ski-Thesen
  • Die hohe Startnummer könnte für Marcel Hirscher zum Problem werden
  • Viele Fragezeichen bei den Schweizer Frauen

Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Marco Odermatt wird den Weltcup-Auftakt in Sölden mit mehr als einer Sekunde Vorsprung gewinnen

«Ich glaube, dass es im Riesenslalom vom Sonntag ein bisschen spannender zugehen wird. In Sölden gibt es zwei Abschnitte, in denen Odermatt seine Stärken besonders ausspielen kann: im ersten und insbesondere im letzten Abschnitt. Im Steilhang dazwischen hat er in den letzten Jahren oft taktiert und geschaut, dass er es im flachen Finale grandios ziehen lassen kann. Weil ihm das 2021 und 2022 perfekt gelungen ist, gehe ich davon aus, dass er auch heuer mit dieser Strategie zu Werke gehen wird. Die Piste auf dem Rettenbach-Ferner kommt besonders schnellkräftigen Athleten entgegen. Deshalb glaube ich, dass der Kroate Filip Zubcic und der Bündner Gino Caviezel hier am besten mit Marco mithalten können. Letztlich tippe aber auch ich auf einen weiteren, wenn auch nicht ganz so deutlichen Odermatt-Sieg.»

Das Schweizer Riesenslalom-Team wird in diesem Winter den ersten Dreifachsieg seit Adelboden 1983 einfahren

«Mit Odermatt, Loïc Meillard, Gino Caviezel und Thomas Tumler besitzen wir vier Athleten, die im Riesenslalom zur Weltklasse gehören. Und weil derzeit alle fit sind, glaube ich an einen totalen Schweizer Riesen-Triumph in diesem Winter. So wie 1983 mit Pirmin Zurbriggen vor Max Julen und Jaques Lüthy. Ich freue mich besonders über die Entwicklung von Thomas Tumler. Einen schnellen Schwung hatte der Bündner ja schon immer, dennoch wurde er lange unter seinem Wert geschlagen, weil er selbst nicht so richtig an sich glaubte. Aber jetzt ist er extrem gereift. Zudem hilft es Tumler, dass er bei Stöckli mit Marco Odermatt den bestmöglichen Markenkollegen hat.»

Loïc Meillard wird im Gesamtweltcup als Einziger weniger als 1000 Punkte auf Odermatt einbüssen

«Die Chance, dass es genau so kommen wird, ist sehr gross. Auch ich sehe derzeit mit Ausnahme von Loïc keinen Athleten, der im Kampf um die grosse Kristallkugel mit Odermatt mithalten kann. Und auch Meillard hat bis jetzt noch nie über einen Winter lang konstant Top-Ergebnisse abgeliefert. Aber in der zweiten Hälfte der letzten Saison hat der Walliser grandios aufgetrumpft, als er im Slalom und Riesenslalom Rennen gewinnen konnte, und im Super-G aufs Podest gefahren ist. Diese Ergebnisse dürften ihn zusätzlich beflügeln. Meillard hat jetzt die Gewissheit, dass er nicht nur in einzelnen Rennen, sondern konstant in die Top-3 fahren kann.»

Der achtfache Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher wird in seinem Comeback-Winter für Holland nie aufs Podest fahren, weil er mit den neuen Van-Deer-Schuhen nicht zurechtkommt

«Auch ich glaube nicht daran, dass Marcel in dieser Weltcup-Saison den Sprung aufs Podest schaffen wird. Aber nicht wegen des Van-Deer-Materials, sondern wegen der Startnummern. Es wird auch für einen solchen Ausnahmeathleten verdammt schwierig sein, mit einer Dreissiger-Nummer nach vorne zu kommen. Aus demselben Grund gehe ich auch nicht davon aus, dass Lucas Braathen Marco Odermatt in diesem Riesenslalom-Winter ernsthaft gefährden kann. Braathen wird in Sölden nach seinem Verbandswechsel von Norwegen nach Brasilien sogar noch hinter Hirscher starten müssen.»

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Hirscher zeigt seine Slalom-Künste
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Trainingsvideo aus Neuseeland:Hirscher zeigt seine Slalom-Künste

Aleksander Aamodt Kilde wird nach seinem Sturz in Wengen nie mehr an seine ganz grossen Zeiten anknüpfen können

«Ich hoffe ganz fest, dass das Gegenteil eintreffen wird. Der Skirennsport braucht einen so klassischen Speed-Athleten wie Kilde unbedingt. Ich kann gut nachvollziehen, was Aleksander derzeit durchmacht, weil ich mich ein paarmal nach schweren Verletzungen zurückkämpfen musste. Aktuell plagt ihn eine Entzündung. Deshalb wird er sich in diesem Winter wohl noch etwas Zeit geben müssen. Aber weil dieser Norweger so viel Potenzial besitzt, gehe ich davon aus, dass er im nächsten Jahr noch einmal richtig angreifen wird.»

Während Ramon Zenhäusern den Anschluss an die Weltspitze nicht mehr herstellen kann, wird der Genfer Tanguy Nef als 14. Schweizer einen Weltcup-Slalom gewinnen

«Trotz der starken Trainingsleistungen von Nef fällt es mir in seinem Fall sehr schwer, an einen baldigen Sieg zu glauben. Tanguy muss sich erstmals konstant in den Top-10 klassieren, damit er den Sprung in der Startliste machen kann. Dafür kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Ramon Zenhäusern wieder richtig stark Slalom fahren wird. Im letzten Winter ist er zwar in der Startliste von der Top-Gruppe auf den 27. Rang abgestürzt. Aber dasselbe ist dem Doppelmeter in der Saison 2021/22 auch passiert, trotzdem gewann er 2023 wieder Weltcuprennen. Für mich gibt es keinen Grund, warum das Zenhäusern nicht noch einmal gelingen sollte.»

Franjo von Allmen wird in diesem Winter mehrmals vom Podest grüssen, weil ihm mit Sepp Kuppelwieser der ehemalige Feuz-Servicemann zur Seite steht

«Franjo hat in seiner ersten Weltcup-Saison bewiesen, dass er besonders grosses Potenzial besitzt. Aber der junge Bursche muss aufpassen, dass er es nicht übertreibt. Im vergangenen Winter hatte er zweimal richtig Schwein, dass er sich nicht gröber verletzt hat. Auch deshalb bin ich für Franjo sehr froh, dass er von seinem Ausrüster Head mit Sepp Kuppelwieser nicht nur einen überragenden Servicemann, sondern auch einen Top-Menschen erhalten hat. Egal, ob es im Training gut oder schlecht läuft – Sepp ist immer die Ruhe selbst. Und das wird Franjo sicher guttun.»

Das Schweizer Team wird bei der WM in Saalbach den Medaillen-Rekord von Crans Montana (14) übertreffen

«Ich gehe zwar davon aus, dass die Schweizer Männer in Saalbach über sich hinaus wachsen werden. Aber bei den Frauen gibt es für mich hinter Lara Gut-Behrami zu viele Fragezeichen. Wir dürfen nicht vergessen, dass sich mit Corinne Suter, Wendy Holdener, Jasmine Flury oder Joana Hählen gleich mehrere Teamstützen gröber verletzt haben. Deshalb glaube ich nicht dran, dass wir bei der WM in Österreich den Rekord von Crans Montana überbieten werden.»

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