Toni Bürgler: «Meine Gedanken waren nur auf der Strecke»
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Lauberhorn-Sieger 1981:Toni Bürgler: «Meine Gedanken waren nur auf der Strecke»

Lauberhorn-Legende Toni Bürgler
Wie viel er verdiente und was er Peter Müller nicht durchgehen lässt

Vor 43 Jahren hat am Lauberhorn die ganz grosse Stunde vom Schwyzer Toni Bürgler geschlagen. Was macht der Vater von Eishockey-Star Dario Bürgler heute? Blick liefert die Antwort.
Publiziert: 13.01.2024 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2024 um 08:05 Uhr
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Toni Bürgler in seinem Steinhaus in Curregia in Lugano.
Foto: Sven Thomann

Wenn es einen Preis für den schönsten Aussichtspunkt im Tessin geben würde, dann hätte der Gartenplatz von diesem rustikalen Steinhaus im Quartier Cureggia in Lugano beste Siegchancen. Hier kommt man in den Genuss von einem spektakulären Ausblick auf den San Salvatore und den Lago di Lugano. Seit zwei Jahren residiert Ski-Legende Toni Bürgler (66) mit der ehemaligen Top-Rennreiterin Brigitte Renk an diesem paradiesischen Ort.

Dass der einstige Abfahrtsspezialist und die mehrfache Gewinnerin des französischen Championats seit bald zwanzig Jahren ein Liebespaar sind, ist auch auf den grossen Peter «Pitsch» Müller (66) zurückzuführen. «Pitsch hat einen Fitnessclub in Adliswil betrieben, in dem ich Bigi in den 90er-Jahren erstmals begegnet bin. Ungefähr zehn Jahre später hat es dann zwischen uns beiden richtig gefunkt. Deshalb muss ich auch Pitsch Danke sagen.»

Im Gegensatz zu vielen anderen Ex-Skirennfahrern hört man Bürgler nur selten über den Abfahrtsweltmeister von 1987 lästern. «Im Ski-Zirkus hat es kein anderer Athlet derart lange mit Müller im Zimmer ausgehalten wie ich», behauptet Bürgler. «Ich konnte von Pitsch oft profitieren. Wir sind in der Saisonvorbereitung oft zusammen Rennrad gefahren. Und als mein Göpel nichts mehr taugte, ist Pitsch mit mir zu Ferdi Kübler gefahren. Der hat mir ein Super-Velo geschenkt.»

Von wegen Trainings-Weltmeister

Eine öfters gebrauchte Behauptung des Zürcher Abfahrts-Altmeisters will der gebürtige Schwyzer dann aber doch nicht so stehenlassen. «Müller erzählt in Interviews immer wieder, dass ich kein einziges Weltcuprennen gewonnen hätte, wenn er mich nicht in jedem Training angestachelt hätte. Lustigerweise habe ich mein erstes Weltcuprennen aber 1979 in Crans-Montana gewonnen, bevor Pitsch seinen ersten grossen Triumph gefeiert hat.» Und noch etwas: «Pitsch wurde in den Medien immer als ultimativer Trainings-Weltmeister dargestellt, was gar nicht stimmt. Wenn Journalisten zugeschaut haben, ist er zwar tatsächlich immer vorne mitgelaufen. Aber wenn im Training keine Kamera dabei war, ist Pitsch mit dem Rad bei einer Bergankunft immer hinter mir ins Ziel gekommen. Ich habe ihn auch im 12-Minuten-Lauf geschlagen.»

Ein legendäres Duell haben sich Bürgler und Müller auch bei der Lauberhorn-Abfahrt geliefert. Bis zum Ziel-S lagen die beiden praktisch gleich auf. Doch während Müller im Fangzaun landete, hat sich Toni mit einem perfekten Finish den zweiten Weltcupsieg seiner Karriere geangelt. «Dabei hätte mich Trainer Karl Frehsner vor diesem Rennen fast nach Hause geschickt», erinnert sich Bürgler. Warum? «Er glaubte, dass Urs Räber und ich im Teamhotel eine Frau mit aufs Zimmer genommen haben. Wir konnten ihn dann aber doch vom Gegenteil überzeugen.»

Wie viel verdiente er auf der Piste?

Unvergesslich ist für den gelernten Maurer auch das Sieger-Interview mit Radio-Reporterlegende Sepp Renggli (1924–2015). «Sepp hat mich gefragt, ob ich nun nach diesem Erfolg mehr Geld verdiene als auf der Baustelle. Ich war damals derart baff, dass ich dem Sepp keine schlaue Antwort geben konnte.»

43 Jahre später spricht Bürgler offen über sein damaliges Gehalt. «Ich habe als Rennfahrer zwischen 120'000 und 150'000 Franken im Jahr verdient. Wir durften zu diesem Zeitpunkt noch keine Werbung auf dem Helm platzieren. Und für den Sieg am Lauberhorn habe ich vom Skiverband eine Prämie von gerade mal 10'000 Franken erhalten.»

Auch deshalb hat der mittlerweile 66-Jährige seine Profi-Laufbahn bereits mit 26 Jahren beendet. Bürgler hat danach sein Geld bei einem Seilbahn-Unternehmen verdient und eine Familie gegründet. Sohn Dario (36) sorgt bis heute als Eishockey-Profi für Furore. Zweimal wurde der Flügelstürmer, der aktuell für Ambri spielt, mit Davos Meister. 2013 fungierte Dario im Kader, als die Schweizer Nati bei der WM in Schweden die Silbermedaille gewann. «Dario betreibt seine Karriere viel seriöser, als ich das getan habe», ist Toni überzeugt.

Er muss lachen, wenn er an eine Aussage zurückdenkt, die HCD-Meistermacher Arno Del Curto (67) einst getätigt hat. «Arno hat mal gesagt, dass Dario für die dreckigen Spielsituationen zu wenig vom Vater und zu viel von der Mutter geerbt habe. Arno hat recht, Dario ist kein Haudegen. Er hat die Ruhe und das Filigrane von seiner Mutter.»

Doch auch Papa Bürgler kann Feinarbeit – das Fleisch, das er an diesem Tag im Smoker-Grill in seinem Steinhaus im Quartier Cureggia zubereitet, hätte mindestens einen Michelin-Stern verdient.

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