Verkürzte Abfahrt nervt die Athleten
Ein Lauberhorn-Rennen, das niemand will

Die Macher der Lauberhorn-Abfahrt erhalten von den Top-Stars nach zwei Trainings kein besonders gutes Zeugnis ausgestellt. Die Vorfreude auf die Doppel-Abfahrt in Wengen hält sich aber noch aus einem anderen Grund in Grenzen.
Publiziert: 11.01.2024 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2024 um 08:06 Uhr
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Marco Odermatt hat in den beiden Lauberhorn-Trainings in den Schlüsselstellen einen starken Eindruck hinterlassen.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Selten war die Stimmung vor einem Rennen am Lauberhorn im Fahrerfeld so gedrückt, wie vor der verkürzten Abfahrt am Donnerstag. Das liegt zum einen am Zustand einiger Schlüssel-Passagen. Der Südtiroler Dominik Paris sagt: «Seit ich hier Rennen bestreite, war das Brüggli-S noch nie in einem so schlechten Zustand wie in diesem Jahr. Die Piste ist aber auch an anderen Stellen ziemlich gebrochen.»

Nach dem ersten Training sind die Athleten davon ausgegangen, dass sich die Strecke bis zur zweiten Probefahrt positiv entwickeln würde. «Aber das ist definitiv nicht passiert», hält Marco Odermatt fest. «Ich war am Dienstag einer der wenigen Rennfahrer, welche den Zustand der Piste gar nicht so schlecht fanden. Im zweiten Training waren die Bedingungen beim Brüggli schlechter als am Vortag.»

Wengen ist dafür ungeeignet

Dafür war Odermatts Performance in den letzten Tagen genau in dieser technisch so schwierigen Passage besonders gut – in beiden Trainings lieferte der Nidwaldner im Brüggli-Teil die schnellste Zeit.

Dennoch macht auch der überragende Gesamtweltcup-Leader kein Geheimnis daraus, dass er kein Fan davon ist, dass in Wengen zwei Tage vor der Original-Abfahrt auch noch eine verkürzte Abfahrt, die ursprünglich in Beaver Creek geplant war, ausgetragen wird. «Ich finde es nicht gut, wenn bei den absoluten Weltcup-Klassikern wie in Wengen oder Kitzbühel Rennen ins Programm hinein gedrückt werden, die anderswo abgesagt werden mussten. Ein zusätzliches Rennen entwertet zum einen die Original-Abfahrt, hinzu kommt besonders hier in Wengen der Energie-Faktor.»

Der Zürcher Niels Hintermann legt diesbezüglich nach: «Die Originalstrecke ist hier viereinhalb Kilometer lang. Und die verkürzte Version ist länger als die meisten andern Abfahrten im Weltcup-Kalender. Deshalb ist Wengen besonders ungeeignet, um in drei Tagen zwei Abfahrten durchzuführen.»

Der grosse Dominator vom Vorjahr schwächelt

Hintermann hat im März 2022 in Kvitfjell als bislang letzter Schweizer eine Weltcup-Abfahrt gewonnen. Die Chancen sind aber gross, dass diese Serie in den nächsten drei Tagen zu Ende gehen wird. Zumal der grosse Vorjahres-Dominator Aleksander Aamodt Kilde nach seinem Riesenslalom-Effort in Adelboden (Zweiter hinter Odermatt) angeschlagen ist.

Der Norweger, der im letzten Jahr am Lauberhorn in der Abfahrt und im Super-G triumphierte, hat das zweite Training ausgelassen, weil er gemäss seinem Ausrüster Christian Höflehner «nicht zu 100 Prozent fit ist. Ich weiss nicht, ob er in Wengen sämtliche Rennen bestreiten kann.»

Deshalb sind sich die Experten einig, dass Marco Odermatt die verkürzte Abfahrt als Top-Favorit in Angriff nehmen wird. Der Weltmeister macht aber noch einmal deutlich, dass für ihn dieses Rennen nicht den grössten Stellenwert einnimmt: «Wenn man hier am Donnerstag die verkürzte Abfahrt gewinnt, wird das sicher nicht dasselbe sein, wie wenn man am Samstag bei der richtigen Lauberhorn-Abfahrt triumphiert.»

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