Alexander Steen Olsen (22) zeigt seine beste Riesenslalom-Saison. Im letzten Winter bleibt er in sieben von zehn Rennen ohne Resultat, in diesem passiert ihm das nur einmal. Ansonsten ist der Norweger mit Ausnahme des zweiten Aspen-Riesenslaloms (17.) nie schlechter als Zwölfter und feiert in Bansko (Bul) als Zweiter Podestpremiere in dieser Disziplin.
Beim Weltcupfinal in Saalbach (Ö) ist Steen Olsen zur Halbzeit erneut auf Podestkurs. Er schafft es aber nicht, Platz 3 zu verteidigen. Der zweite Lauf misslingt, er fällt zurück und wird «nur» Neunter. Ein Resultat, das den jungen Norweger gewaltig ärgert.
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Etwas ausserhalb des Zielraumes muss deswegen sein Stock dran glauben. Er lässt an ihm den Frust aus, schlägt ihn so fest gegen eine Absperrung, dass er zersplittert. Die Reste pfeffert er wütend in einen Baum. Von dieser Szene werden die Ski-Fans vor den Fernsehgeräten Zeugen.
Ist ihm der Kameramann gefolgt?
Genau das sorgt für Kritik. «Der Kameramann ist ihm gefolgt und hat ihn gefilmt», beklagt sich Claus Ryste, Sportchef bei Norwegens Skiverband, gegenüber NRK. Denn Steen Olsen sagt im Interview mit dem Sender, dass er extra von den Leuten weggegangen sei, um den Frust rauszulassen. Er habe den Kameramann gesehen und ein paar Sekunden gewartet: «Ich dachte, er wäre gegangen. Aber das ist er anscheinend nicht».
Beim ORF, der für die Übertragung verantwortlich ist, lässt man diese Vorwürfe nicht auf sich sitzen. Der Kameramann habe aus der Ferne gefilmt, sagt Sendermitarbeiter Michael Kögler gemäss NRK. «Wir können nicht aufhören, zu filmen. Er muss lernen, wie er sich zu verhalten hat. Wir können ihn nicht einfach nicht zeigen.»
Sport und Resultate liegen ihm am Herzen
Steen Olsen ist sich bewusst, dass die Szene im Fernsehen nicht gut aussieht. «Ich möchte nicht, dass Kinder das sehen und denken, das ist ein normales Verhalten», sagt er. Und betont gleichzeitig: «Ich finde es gut, zu zeigen, dass Emotionen dabei sind.»
Genau dafür gibts Lob von einem Teamkollegen. Der zweifache Weltmeister Henrik Kristoffersen (29) sagt bei NRK: «Diese Reaktion zeigt, dass ihm der Sport und die Resultate am Herzen liegen. Das ist völlig in Ordnung und wird dazu führen, dass er eines Tages viele Rennen gewinnt.»
Und Kristoffersen weiss, wovon er spricht. Er hat schon einige Erfolge gefeiert und lässt seine Emotionen gerne raus – etwa wenn er auf Klimaaktivisten losgehen will oder nach dem Slalom-Abbruch dem FIS-Rennchef die Meinung geigt. (bir)