Auf einen Blick
- Kilde kämpft nach seinem Lauberhorn-Sturz weiter für sein Comeback
- Aktuell lässt sich nicht sagen, wann er in den Weltcup zurückkehrt
- Seine Verlobte Shiffrin erzählt erschütternde Details aus der Zeit nach dem Sturz
Der Saisonstart rückt für die Ski-Stars immer näher. Für einen ist er aber noch weit weg: Aleksander Aamodt Kilde (32). Der Norweger kämpft weiter mit den Folgen seines Sturzes am Lauberhorn. Dennoch sagt er im Podcast «Mensch, Büchel» von Ex-Ski-Star Marco «Büxi» Büchel (52): «Ich bin überzeugt, dass ich wieder zurückkomme.» Nur wann genau, das sei schwierig zu sagen.
Aber diese Einstellung ist für seinen Kopf wichtig. Wohl auch, weil Kilde zugibt, dass er letzte Saison mit mentalen Problemen gekämpft hat. «Ich war nicht so motiviert», meint er. Nach einem Winter mit acht Weltcupsiegen «wusste ich nicht, um was ich kämpfen soll».
Und dann stellt der 13. Januar 2024 das Leben des Gesamtweltcupsiegers 2019/20 auf den Kopf. Im Ziel-S landet er in den Fangnetzen, verletzt sich schwer. «Es war eigentlich nicht so ein crazy Sturz», blickt Kilde zurück. Doch die Diagnose ist brutal: ausgekugelte Schulter und tiefe Schnittwunde an der Wade.
«Das ist jetzt ein lebensbedrohlicher Moment»
Seine Verlobte Mikaela Shiffrin (29) erinnert sich an den Moment nach der Bein-OP. «Es standen zehn Chirurgen da, sie hatten alles versucht, um ihn wieder zusammenzuflicken. Es war alles sehr hektisch, und ich wusste: Das ist jetzt ein lebensbedrohlicher Moment», sagt sie gegenüber der «SonntagsZeitung».
Als Kilde aufwacht, ist sie erleichtert. Doch: «Es wurde noch beängstigender.» Er hat starke Schmerzen in der Schulter und ihm ist unwohl wegen der Medikamente. Zudem kann er seine Beine nicht spüren. «Deswegen war er total verängstigt», erzählt sie. «So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er hatte Angst, nach unten zu schauen, weil er sich nicht sicher war, ob sein Bein überhaupt noch dran ist.»
Sie weicht Kilde nicht von der Seite, versucht, ihn zu beruhigen. Auch in den Tagen danach wird er immer wieder von Panik erfasst, wird mehrfach ohnmächtig. «Für mich war es total ungewohnt, ihn in dieser Situation zu erleben – ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte», gibt Shiffrin Einblick in ihre Gefühle.
Unerwarteter Rückschlag
«Ich habe sie wirklich mehr denn je gebraucht. Sie war mein Fels in der Brandung», sagt Kilde im Juni. Zu jener Zeit erreicht er einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zurück. Er zieht in einer Skihalle erste Schwünge in den Schnee. Doch dann folgt ein unerwarteter Rückschlag. Wegen einer Infektion in der Schulter muss Kilde Antibiotika nehmen und sich einem operativen Eingriff unterziehen.
«Wir dachten, er hat es überstanden», meint Shiffrin gegenüber der «Kleine Zeitung». Der Zeitraum, in welchem man mit so einer Komplikation rechnet, sei längst vorbei gewesen. «Es ist alles sehr herausfordernd. Er hat gute Tage, und es gibt Tage, an denen es ihm nicht gut geht.»
«Ich bin jetzt mehr ein normaler Mensch als ein Athlet», sagt Kilde. Wegen seiner Schulter kann er nur eingeschränkt trainieren. In der Wade fehlen noch etwas die Kraft und das Gefühl. «Ich muss an den Funktionen, der Balance und der Kraft arbeiten», weiss er. Und damit ihm nicht langweilig wird, hat er angefangen zu studieren. Er belegt einen achtwöchigen Online-Kurs an der London School of Economics. «Ich muss akzeptieren, dass es anders ist», meint Kilde. Und gibt sich kämpferisch: «Das ist nicht so einfach, aber ich schaffe das.»