Die Schweiz, Ski-Nation Nummer 1! Das ist nicht nur bei den Männern so, sondern auch bei den Frauen. Kein anderes Land holte im Weltcup so viele Punkte. Auch bei der Junioren-WM räumten die Swiss-Ski-Athletinnen zuletzt ab: Sechs Rennen, zweimal Gold, dreimal Silber – niemand war besser.
Und dennoch gibt es vor dem Saisonhighlight, der Ski-WM in Courchevel/Méribel, Fragezeichen hinter den Medaillenchancen des Schweizer Frauen-Teams. Denn: Während bei Lara Gut-Behrami (31) der Fahrplan stimmt, kämpften Wendy Holdener (29), Corinne Suter (28) und Michelle Gisin (29) zuletzt mit Problemen. Doch was ist mit dem Trio los?
Holdener zuletzt gegen Shiffrin chancenlos
Im Fall von Holdener gäbe es eigentlich Grund genug, um optimistisch zu sein. Schliesslich schaffte sie in dieser Saison das, wovon sie stets geträumt hatte: Sie gewann endlich im Slalom. Bloss: Ausgerechnet bei der WM-Hauptprobe in Spindlermühle (Tsch) scheiterte Holdener zuletzt, sie stürzte im Slalom beinahe und verpasste den zweiten Lauf.
Wie viel von ihrem Slalom-Selbstverständnis verloren ging, ist offen. Sicher ist: Gold geht nicht über sie, sondern über Mikaela Shiffrin (27, USA). Holdener verlor in den letzten drei Slaloms vor ihrem Nuller stets deutlich mehr als eine Sekunde auf die Amerikanerin. «Es ist sackstark, was Mikaela zeigt», sagt sie anerkennend.
Suter stürzte heftig – ist sie schon wieder die Alte?
Zwei Tage nach Holdener startet Suter beim Super-G in ihr WM-Abenteuer. Und das genau 18 Tage nach ihrem fürchterlichen Sturz in Cortina (It). Die Schwyzerin brach oder riss sich zwar nichts, erlitt aber Prellungen, Schürfungen und hatte ein geschwollenes Auge. Mittlerweile trainiert die Abfahrts-Olympiasiegerin wieder mit dem Team im Ultental (It).
Dennoch: Die unverhoffte Pause war alles andere als ideal. Es stellt sich die Frage, ob ihr Selbstverständnis auf den Ski wiederhergestellt ist. Zur Erinnerung: Vor ihrem Schock-Moment war Suter in 135 Speed-Rennen ohne Sturz durchgekommen.
Gisin konstant, aber nie auf dem Podest
Nicht nur Holdener und Suter hatten zuletzt Probleme, sondern auch Gisin. Wobei ihr Fall anders gelagert ist: Die zweifache Kombi-Olympiasiegerin kämpft seit Saisonstart mit Abstimmungsproblemen. Der Wechsel nach 15 Jahren auf Rossignol- hin zu Salomon-Ski ist eine Knacknuss, noch immer gibt es Schwierigkeiten. Zwar schaffte es Gisin in Slalom, Riesenslalom, Super-G und Abfahrt in die Top 12, ein Podestplatz blieb bei der Marathon-Frau (sie bestritt als einzige Fahrerin alle 28 Weltcuprennen) aber aus – und genau darum geht es bei Weltmeisterschaften. Gisin sucht die Gründe dafür bei sich und nicht beim Material. Das ist lobenswert. Ob es letztlich für eine Medaille reicht? In der Kombination sind ihre Chancen dafür am grössten.
Holdener, Suter und Gisin holten 15 der 21 Ski-Medaillen bei den Frauen an den letzten fünf Grossanlässen (3 Weltmeisterschaften, 2 Olympische Spiele). Sie waren eine Bank, wenn es um Edelmetall ging. Ob sie auch ohne optimale Vorbereitung liefern können? Das wird sich ab nächster Woche weisen.