Auf einen Blick
- Lara Gut-Behrami wird Zweite im Super-G auf der Birds of Prey
- Sofia Goggia gewinnt trotz kompliziertem Beinbruch im Februar
- Gut-Behrami freut sich schon auf St. Moritz
Lange, richtig lange ist es her. Am 7. Dezember 2011 startete die 20-jährige Lara Gut erstmals überhaupt in Beaver Creek (USA). Gefahren wurde auf einer Strecke, die für die Frauen eigentlich als viel zu gefährlich eingestuft worden war. Die Birds of Prey, also die Raubvogel-Piste. Genau darum wurde der Super-G vorher entschärft. Gut und Co. donnerten nicht wie die Männer über den Golden-Eagle-Sprung. Und auch Abyss, eine weitere heisse Passage, wurde umfahren. Die Tessinerin schied aus und die sieben Jahre ältere Lindsey Vonn (USA), die am kommenden Wochenende mit künstlichem Kniegelenk ihr Weltcup-Comeback geben wird, gewann.
Und heute? 13 Jahre nach jenem Rennen fährt Gut, mittlerweile Gut-Behrami, wieder einen Super-G auf der Birds of Prey. Diesmal mit allem drum und dran – offensichtlich traut man den Frauen mehr zu als damals. Und die Schweizer Super-G-Königin zeigt ihre Klasse, wird Zweite. «Ich bin oben etwas eingeschlafen und hatte Mühe, den Speed zu generieren», klagt sie danach im SRF.
Tatsächlich: Gut-Behrami driftet die erste Kurve stark an, obwohl sie das längst nicht mehr muss. Im ersten Sektor fährt sie nur die 16. schnellste Zeit. Aber verunsichern? Nein, das lässt sie sich nicht. Im Gegenteil. Es scheint, als sei sie jetzt erst richtig wach – sie lässt die Ski laufen, fährt gar die engsten Radien im unteren Teil, der einem Riesenslalom ähnelt. Im Ziel leuchtet grün auf, Bestzeit. Ist es der 46. Weltcupsieg ihrer Karriere? Die nächsten drei scheitern an ihrer Zeit.
Doch dann kommt Sofia Goggia (32, It). Die Italienerin aus Bergamo, die so viel Mut – einige sprechen von Wahnsinn – in sich trägt, zeigt eine brillante Fahrt. 48 Hundertstel nimmt sie Gut-Behrami ab, was in diesem engen Rennen (die Top 15 sind innerhalb von eineinhalb Sekunden) eine Weltreise ist. Verrückt. Noch im Februar hatte Goggia bei einem Sturz einen komplizierten Bruch des Schienbeins und Schienbeinknöchels erlitten. «Die Ärzte wussten nicht, wie sie die Knochen wieder zusammenführen sollten», berichtete sie danach. Und: «Ich konnte 45 Tage nicht gehen.»
Gisin stellt sich grundlegende Fragen
Zurück nach Beaver Creek und zu Gut-Behrami. Sie darf nach dem Langsam-Start in die Saison zufrieden feststellen, dass sie in den Speed-Disziplinen nichts von ihrer Grundgeschwindigkeit eingebüsst hat. Dritte in der Abfahrt, Zweite im Super-G – das ist nicht solide, sondern beeindruckend. «Ich bin sehr zufrieden. Es war wichtig, mein Skifahren wiederzufinden – das ist das Wichtigste. Nun freue ich mich auf St. Moritz.»
Auch Michelle Gisin gelingt ein Befreiungsschlag – wenn auch auf tieferem Niveau. Die Plätze 8 und 9 in den beiden Rennen sind endlich ein Ausrufezeichen. Ist sie nun doch keine Slalom- und Riesenslalom-Fahrerin mehr, sondern eine reine Speed-Fahrerin? «Ich habe mich jahrelang darüber definiert, eine Allrounderin zu sein. Aber die letzten Wochen waren schwierig, der Kopf machte nicht immer mit. Ich muss schauen, wie es weiter geht», sagt sie.