An dem Tag, an dem Marco Odermatt (25) sensationell Abfahrtsweltmeister wird, reicht Julian Schütter (Ö, 24) beim Weltskiverband FIS einen offenen Brief ein. Er ruft darin dazu auf, mehr in den Klimaschutz zu investieren. Die Forderungen? Ein transparenterer Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit, die Emissionen ab 2030 um 50 Prozent reduzieren und klimaneutrale FIS-Anlässe bis 2035. Viele Stars aus dem Weltcup unterstützen ihn mit ihrer Unterschrift – Odermatt gehört nicht dazu.
Das passt der Umweltorganisation Greenpeace nicht. «Marco Odermatt scheint den Ernst der Lage noch nicht ganz begriffen zu haben», sagt ihr Klimaexperte Nathan Solothurnmann gemäss «CH Media». Er sei sich seiner Vorbildfunktion in der ganzen Nachhaltigkeitsdebatte offenbar nicht bewusst, lautet die Kritik.
So gut wie möglich planen
Odermatt bestätigt schon vor der Kritik in einem Interview mit «CH Media», dass er für eine Unterschrift angefragt wurde. «Aber ich wollte meinen Namen nicht an die vorderste Stelle setzen, weil ich den Forderungen nicht zu 100 Prozent gerecht werden kann.» Wer als Topathlet im Weltcup unterwegs sei, habe keine andere Wahl als viel zu fliegen.
Deshalb hält er sich in der Debatte zurück. Aber: «Man sollte so gut wie möglich planen, das ist wichtig», sagt Odermatt. «Es gibt Hunderte Wege, wie man seinen Beitrag leisten kann. Wir fahren im Weltcup. Wenn man nicht mehr so weit reisen will, kann man im Europacup starten.»
«Klimaschutz bedeutet mehr, als nur auf ein paar Flüge zu verzichten», kontert Solothurnmann. «Wenn sie als gutes Beispiel vorangehen, können sie darum viel mehr bewirken, als nur die eigenen Emissionen zu senken.»
Laut Greenpeace sollte der Weltskiverband angesichts des fortschreitenden Klimawandels «allergrösstes Interesse daran haben, seinen Klima-Fussabdruck rasch zu verkleinern». Möglichkeiten gebe es dafür viele, etwa eine geschickte Planung der Austragungsorte oder die Anreise der Fans mit dem öffentlichen Verkehr.
Auf Blick-Anfrage für eine Reaktion auf die Kritik reagierte Odermatts Management bisher nicht.
Wetter- und Schneeforschung
FIS-Präsident Johan Eliasch (61) ist sich des Klimawandels bewusst. «Wir müssen uns anpassen», sagt er im Interview mit Blick. «Dieser Planet ist nicht für 8 Milliarden Menschen ausgelegt, die so leben wie wir. Also müssen wir in neue Technologien investieren, in erneuerbare Energien.»
Wichtig sei, Wetter- und Schneeforschung zu betreiben – das habe man insbesondere aufgrund des Schneemangels zu Beginn der Saison gemerkt. Nur so könne man sicherstellen, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort fährt. «Wir müssen clever sein in der Gestaltung des Rennkalenders.»