Note 6: Jasmine Flury und Marco Odermatt
Die Bündnerin schafft eine der grossen Sensationen der WM und holt Gold in der Abfahrt. Ihre frühe Startnummer 2 ist dabei kein Nachteil, allerdings hatten auch andere Favoritinnen tiefe Nummern. «Jasmine hat viel durchgemacht in den letzten Jahren, sie hat den Sieg verdient», lobt Teamkollegin Lara Gut-Behrami zurecht.
Nach dem unglücklichen WM-Auftakt im Super-G (Rang 4) schlägt Odermatt in der Abfahrt im Stil eines ganz grossen Champions zurück. Odermatt distanziert mit der perfekten Fahrt Norwegens Super-Elch Aleksander Kilde (30) um eine halbe Sekunde und feiert damit auf höchster Stufe seinen ersten Sieg in der Königs-Disziplin. Fünf Tage danach wird der 25-Jährige im Riesenslalom seiner Rolle als Top-Favorit gerecht und steigt damit in einen exklusiven Gold-Klub auf. Vor Odermatt haben lediglich Zeno Colo (It), Toni Sailer (Ö), Jean Claude Killy (Fr) und Aksel Lund Svindal (No) bei derselben WM Gold in der Abfahrt und im Riesenslalom gewonnen.
Note 5,5: Wendy Holdener und Loïc Meillard
Silber in der Kombination, Silber im Parallel-Einzel: Holdener zeigt ihre Klasse und hat nun bereits elf Medaillen an Grossanlässen gehamstert. Am Ende gibts dennoch Tränen, weil sie mit Slalom-Gold vor Augen ausscheidet. Dennoch: Das war die richtige Einstellung.
Meillard startet nach seinem ersten Riesen-Weltcupsieg in Schladming enttäuschend in die WM – in der Kombi klassiert sich der meist genannte Gold-Favorit nur auf dem 6. Platz. Im Super-G wird der Walliser mit dem achten Rang für eine gute Fahrt schlecht belohnt. Richtig stark ist dafür sein Auftritt im Riesenslalom, wo er sich sechs Tage nach einer Grippe-Erkrankung mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang vom vierten auf den Silber-Platz verbessert. Im abschliessenden Slalom scheitert der 26-Jährige bereits im ersten Lauf am dritten Tor.
Note 5: Corinne Suter
Ihr in Cortina erlittene Gehirnerschütterung war ein grosses Handicap. Suter verzweifelte fast, gab aber nicht auf. Bronze in der Abfahrt fühlt sich darum wie Gold an. Sie ist und bleibt die Frau für Grossanlässe.
Note 4,5: Aline Danioth, Lara Gut-Behrami und Ramon Zenhäusern
Danioth musste kämpfen, um überhaupt ein WM-Aufgebot zu erhalten. Doch die Urnerin rechtfertigte ihre Selektion: Mit Startnummer 27 kämpfte sie sich im Slalom auf Rang 6. Zu einer Medaille fehlten nur 28 Hundertstel. Stark.
Sechste im Super-G, Neunte in der Abfahrt, Vierte im Riesenslalom. Diesmal hatte Gut-Behrami, im Gegensatz zur WM 2021, Hundertstel-Pech. Gemessen an ihrer Klasse war die medaillenlose WM eine Enttäuschung – das bestätigte sie selbst. Dennoch: Ihre Klassierungen waren ordentlich.
Das letzte Weltcuprennen vor der WM hat Ramon Zenhäusern in souveräner Manier gewonnen. An diese Leistung kann der Oberwalliser in Courchevel nicht anknüpfen – als Neunter verpasst der 30-Jährige die Bronzemedaille um 31 Hundertstel.
Note 4: Priska Nufer, Niels Hintermann, Alexis Monney, Justin Murisier, Gino Caviezel und Marc Rochat
Nufers elfter Platz in der Abfahrt im Super-G war sehr ordentlich, ging sie doch auf der weicher werdenden Piste mit der Startnummer 20 ins Rennen – ein Handicap.
Nach dem dritten Rang in Kitzbühel, ist Hintermann neben Odermatt unser grösster Trumpf am Abfahrts-Start. Der 27-Jährige zeigt in Courchevel eine gute, aber keine weltmeisterliche Leistung. Hintermann verpasst die Bronze-Medaille um 34 Hundertstel.
Der Freiburger Monney liefert nach seinen Top-11 Kassierungen in Wengen und Kitzbühel auch bei seinem ersten WM-Einsatz eine bemerkenswerte Talent-Probe ab. Mit der drittbesten Zeit im vorletzten Training setzt er sich in der teaminternen Abfahrt-Qualifikation gegen Stefan Rogentin und Gilles Roulin durch. Im Rennen schlägt sich der Junior-Weltmeister von 2020 als 18 beachtlich.
Murisier ist in der Abfahrt der Sensation ganz nahe – bei der letzten Zwischenzeit liegt der Allrounder auf Medaillen-Kurs. Aufgrund eines Fehlers im Zielhang muss er sich letztlich zeitgleich mit Hintermann mit dem 12. Rang begnügen. In der Kombination fädelt Murisier nach einer guten Leistung im Super-G im ersten Slalom-Tor ein.
Im letzten Riesen vor der WM hat Caviezel mit dem 2. Rang in Schladming seine starke Form unter Beweis gestellt. Doch am Tag vor dem WM-Riesen stürzt Gino im Training derart heftig, dass sein Einsatz in seiner Parade-Disziplin akut gefährdet ist. Der 30-Jährige beisst aber auf die Zähne und wird Neunter. Im Super-G scheidet Caviezel aus, im Parallel-Riesen platzt der Medaillen-Traum bereits in der Quali.
Beim letzten Weltcup-Slalom in Chamonix hätten Rochat 88 Hundertstel Rückstand auf die Bestzeit für den zweiten Rang gereicht. Marc Rochat verliert im WM-Slalom knapp neun Zehntel auf den neuen Weltmeister Henrik Kristoffersen. In diesem brutal engen Rennen reicht das für den Waadtländer aber lediglich für den 14. Platz.
Note 3,5: Andrea Ellenberger, Stefan Rogentin und Livio Simonet
Es war nicht Ellenbergers WM. In den Parallel-Rennen war Ellenberger weit weg von einer Medaille und im Riesenslalom schied sie nach ordentlichen Zwischenzeiten aus. Was nicht vergessen werden darf: Der Tod ihres Vaters warf sie im Herbst aus der Bahn, sie verpasste wichtige Vorbereitungswochen.
Im Super-G fährt Rogentin, der im Januar mit dem zweiten Rang am Lauberhorn glänzte, bis zur letzten Zwischenzeit um Bronze. Doch im Schlussteil bringt er keine anständige Kurve mehr zustande, weil sein Ski von einem Stein beschädigt wird. Deshalb schwingt Rogentin im Ziel nur als 19 ab. Und weil der 28-Jährige am Tag danach im Abfahrtstraining nicht über Platz 18 hinaus kommt, verliert er den Startplatz fürs Rennen in der Königsdisziplin.
Livio Simonet, jüngere Bruder von Slalom-Spezialist Sandro Simonet, hat sich die Selektion verdient, weil er im Vorjahr beim Weltcupfinale der schnellste Mann beim Schweizer Triumph im Team-Event war. Doch diesmal hat Simonet in Frankreich kein Grund zum Jubeln. Im Mannschafts-Wettkampf gewinnt er zwar das Viertelfinal-Duell gegen Jeffrey Read, die Kanadier kommen aufgrund der besseren Gesamtzeit dennoch eine Runde weiter. Und in der Qualifikation für den Parallel-Einzelwettkampf bleibt der 24-Jährige wie die drei anderen Schweizer hängen.
Note 3: Camille Rast, Joana Hählen, Thomas Tumler und Daniel Yule
14. im Riesenslalom, 27. im Slalom – Rast verpasste einen Exploit deutlich. Nach ihrem tollen letzten Winter ist und bleibt diese Saison ein Knorz.
In dieser Weltcup-Saison wurde Hählen einmal Vierte in der Abfahrt und einmal Zweite im Super-G. In Méribel schaute aber kein Top-10-Ergebnis heraus – damit kann sie nicht zufrieden sein.
Rang 18 im Riesenslalom und das Quali-Out im Parallel-Riesen – für den 34-jährigen Tumler ist es eine WM zum Vergessen.
Yule ist der Mann, der uns in diesem Weltcup-Winter neben Marco Odermatt mit seinen Slalom-Galas in Madonna di Campiglio und Kitzbühel am meisten Freude gemacht hat. Im WM-Slalom passt beim 28-Jährigen aber nichts zusammen. Obwohl das steile Gelände und die eisige Unterlage wie gemacht sind für seinen Fahrstil, wird Yule mit 1,77 Sekunden Rückstand 24.
Note 2,5: Michelle Gisin und Semyel Bissig
Die grössten Medaillenhoffnungen hatte Gisin in der Kombi. Doch da fuhr sie mutlos auf Rang 6. Danach wurde alles noch schlechter. Das Material-Setup passt offensichtlich immer noch nicht und sie fährt ohne Vertrauen.
Der Nidwaldner Bissig durfte die Reise zu den Titelkämpfen nach Frankreich antreten, obwohl er sich in diesem Weltcup-Winter nie in den Top-20 klassierte. Hintergrund: Bissig gilt als Parallel-Spezialist. Diesem Ruf kann der 26-Jährige in Courchevel-Meribel aber nicht gerecht werden. Im Team-Viertelfinal verliert Semyel sein Duell gegen den Kanadier Erik Read, im Parallel-Riesen scheitert er bereits in der Qualifikation.
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