Am Ende zählt das, was man hat und nicht das, was man nicht hat. So gesehen waren diese Weltmeisterschaften in Frankreich ein grosser Erfolg. Vor allem für uns Schweizer. Wir haben alles erlebt, was so ein Grossereignis mit sich bringen kann. Guter, fairer Sport, Favoriten- wie Aussenseitersiege, Emotionen mit Freudentaumel und Tränen.
Ja, und das gehört eben auch zu einem guten Regiebuch dazu – mit Niederlagen, Pech und Enttäuschungen.
Die Schweiz hat sich auch im Medaillenspiegel erfolgreich an erster Stelle aller Skinationen bestätigt. Als einzige Nation durften wir dreimal Gold miterleben. Jasmine Flury und zweimal der Mann dieser Weltmeisterschaft, Marco Odermatt, bringen die Titel nach Hause. Die beiden haben uns zwischen unglaublich, perfekt und fast unmenschlich nach Adjektiven suchen lassen.
Für mich waren die beiden Abfahrten der grosse Höhepunkt dieser Weltmeisterschaft. Sie kamen genau im richtigen Moment. Genau dann, als der Erfolgsmotor der in allen Disziplinen favorisierten Schweizer Mannschaft wegen kleinen Fehlern und etwas Hundertstel-Pech zu stottern drohte. Genau dann erlebten wir in den beiden Abfahrten die WM-Überraschung von Jasmine Flury und die perfekte und wohl beste WM-Fahrt von Marco Odermatt.
Klar: Entscheidend im Nationenklassement sind die Goldmedaillen, aber in der Endabrechnung sind alle anderen Medaillen ebenso wichtig wie auch die Top-10-Platzierungen. Je nachdem, woher man kommt und was man sich erträumt hatte.
Das Wettkampfglück stand trotz der Erfolge nicht immer auf unserer Seite. Lara Gut-Behrami hadert sicher immer noch mit den vier respektive neun Hundertsteln, die zu Medaillen gefehlt haben. Immerhin kann sie zu Hause die Schublade öffnen und sich mit dem Glanz vergangener Tage trösten.
Es gibt wenig Zufälle
Gleich wie Wendy Holdener, die als zweifache Vize-Queen im Slalom so nah an der Krone war und am Schluss das Podest verpasste und neben der Piste stand. In diesen Situationen gerät man schon in Versuchung, die Attribute Glück oder Pech etwas zu strapazieren.
Aber alle, die in diese Situation gerieten, wissen sehr gut, dass es ganz wenig Zufälle gibt, die in dieser Rubrik aufgelistet werden könnten. Startnummer oder Rennunterbruch zum Beispiel – oder Materialproblem wie Bindungsbruch! Alles andere ist mess- oder steuerbar. Die Zeit ist unbestechlich, und selbst wenn es um eine Hundertstelsekunde geht, von Auge ersichtlich. Die Kantenfehler, jeder zusätzliche Rutscher oder die Einfädler sind selbstgesteuert.
Dass nach den zwei abschliessenden Slaloms, als die Swiss-Ski-Athletinnen und -Athleten als Topfavoriten am Start gestanden sind, das Schlussfeuerwerk nicht gezündet werden konnte, ist schade und riskiert, die allgemeine Begeisterung nun etwas zu dämpfen. Aber das Gute an diesem Schlechten ist, dass man die Medaillen nicht knapp verloren hat und keine grundlegenden Fehlerquellen analysieren muss, sondern schlichtweg eine Niederlage einstecken musste – und nun zur Tagesordnung übergehen kann. Die Weltcupsaison dauert noch vier Wochen mit je elf Rennen. Da wird sicher einiges wieder ins Lot gebracht.
In Courchevel und Méribel findet das Ski-Highlight des Winters statt. Hier findest du alles, was du über die Ski-WM 2023 wissen musst.
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