Fünf Protagonisten erinnern sich an den 2. Februar 2008 in St. Moritz
2008 erlebte Lara Gut-Behrami in St. Moritz ihren Durchbruch

Am Sonntag will Lara Gut-Behrami (31) beim Super-G auf der Corviglia zuschlagen. Also an jenem Ort, wo sie einst in die Herzen vieler Ski-Fans stürmte. Ein Rückblick.
Publiziert: 18.12.2022 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2022 um 11:18 Uhr
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Lara Gut-Behrami vor mehr als einem Jahrzent. Ihr Stern ging in St. Moritz auf. Genau: Am 2. Februar 2008.
Foto: Blicksport
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Mathias GermannReporter Sport

Am 2. Februar 2008 wird auf der Corviglia in St. Moritz ein Star geboren. Ihr Name: Lara Gut, 16 Jahre alt, aus Comano TI. Das Supertalent ist in der Abfahrt mit der Startnummer 32 unterwegs, im Ziel führt die Österreicherin Maria Holaus. Insider wissen um das Talent Guts, doch als sie eine beste Zwischenzeit nach der anderen in den Schnee zaubert, schauen auch sie ungläubig nach oben. Dann, vielleicht 50 Meter vor dem Ziel, verkantet Gut und stürzt. Sie schlittert über die Ziellinie, ist Zweite. Ein Hundertstel liegt sie hinter Holaus. Gut berappelt sich, steht auf, lacht mit verschneitem Gesicht und winkt ins Publikum.

Am Ende werden Holaus und Gut noch von der Slowenin Tina Maze (Startnummer 47) überholt. Die Geschichte des Tages schreibt aber die junge Südschweizerin. Viele ahnen: Gut hat das Talent, eines Tages alles zu gewinnen. Genau so kommt es – sie holt in den folgenden gut 14 Jahren 35 Weltcupsiege, den Gesamtweltcup, wird zweifache Weltmeisterin und Oympiasiegerin. Wie blicken Menschen, die 2008 hautnah dabei waren, zurück?

Martin Berthod, Rennleiter Weltcup-Rennen: «Ich kannte die Familie Gut schon länger, meine Tochter Pascale trainierte früher mit ihr. Ich wusste um Laras Talent, hätte aber nicht gedacht, dass sie in so jungen Jahren einen Coup schaffen würde. Für den Anlass hatte das eine positive Ausstrahlung – schliesslich war es eine Situation, die sich nicht oft ergibt. Seither ist viel passiert – ich bin überzeugt, dass Gut-Behrami am Sonntag den Super-G gewinnen wird. Lara ist das Gesicht der Corviglia.»

Tina Maze, Siegerin des Rennens: «Wäre Lara nicht kurz vor dem Ziel gestürzt, hätte ich wohl nicht gewonnen. Ich habe sie an diesem Tag zum ersten Mal getroffen und ich darf sagen, dass sie mein Leben verändert hat. Sie war unglaublich – so offen, lustig und kontaktfreudig. Ich mochte es sehr, in den folgenden Jahren mit ihr zusammen zu sein. Lara ist sehr gescheit und sie hat aus ihren Erfahrungen viel gelernt. Es war für sie nicht einfach, so stark in der Öffentlichkeit zu stehen – aber sie blieb sich immer treu.»

Stefan Hofmänner, SRF-TV-Kommentator: «Ich durfte damals dieses Rennen fürs Fernsehen begleiten. Es ging drunter und drüber. Als Tina Maze mit der Startnummer 47 das Rennen gewann, waren wir gar nicht mehr auf Sendung. Das war der schmerzliche Teil dieser Übertragung. Wir wussten, dass mit Lara Gut ein riesiges Talent am Emporkommen war, aber dass sie gleich so frech, so stark und dann auch noch dermassen turbulent ihr erstes Podest erreichen würde, das war nicht vorauszusehen. Es war höchst erfreulich. Gut-Behrami ist eine geniale Skifahrerin, sie hat eine grossartige Karriere hingelegt. Sie hat nach diesem Podestplatz noch 65 weitere geholt. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es sogar noch mehr Podeste sein könnten, wenn sie nicht während eines Teils ihrer Karriere viel Energie mit Auseinandersetzungen verschiedener Art verloren hätte.»

Nadia Hürlimann-Styger, Ex-Teamkollegin: «Was Lara damals gezeigt hat, war an Drama fast nicht zu überbieten. Für mich war es nie ein Problem, dass sie in so jungen Jahren schon so gut war. Es hat mich auch nie gestört, dass Lara mit ihrem Privatteam unterwegs war. Ich fand es richtig, denn sie kannte es seit jeher so. Ich denke, dass Lara mit dem Alter etwas gelassener geworden ist und nicht mehr alles ganz so eng sieht, was ihr vielleicht auch geholfen hat, im letzten Winter Olympiagold zu holen.»

Dani Kern, SRF-Reporter: «Das Interview mit Lara im Zielraum war hochemotional. Ein junges, strahlendes Mädchen eroberte mit ihrer unbekümmerten, frischen Art und ihrem Tessiner Dialekt sofort die Herzen aller. Lara sprudelte bei ihren Antworten und strahlte mit der Sonne um die Wette – kurz, es war eine Freude auch für den Interviewer. Ihre Erfolge kann man nicht hoch genug einstufen, dafür gibt es nur ein Wort: Bravissimo. Leider fehlten bei vielen Interviews, die nach demjenigen von St. Moritz folgten, später die Herzlichkeit und die Fröhlichkeit, die sie bei ihren ersten Auftritten so einzigartig gemacht haben.»

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