Der Kontrast könnte nicht grösser sein. In der Lenzerheide feiern 7000 Zuschauer bei Traumwetter ein Ski-Fest. Auch die Schweizerinnen saugen die elektrisierende Energie auf. Gleichzeitig fallen 1500 Kilometer entfernt, im ukrainischen Kiew, Bomben. Das lässt auch nicht die Schweizer Ski-Cracks kalt. Im Gegenteil. «Es ist furchtbar, was dort abgeht. Das beschäftigt mich sehr fest», sagt Michelle Gisin (28). «Wenigstens können wir Athleten dazu beitragen, dass es in diesen dunklen, schweren Zeiten auch noch positive Emotionen gibt – auch wenn diese nicht lang andauern», so die zweifache Kombinations-Olympiasiegerin.
Auch Gisins langjährige Weggefährtin Wendy Holdener (28) macht sich Gedanken über den Krieg. «Während der Winterspiele in Peking habe ich zwar die symbolisch wichtige Umarmung der Freestyler aus der Ukraine und Russland mitbekommen, aber ich war trotzdem in meiner eigenen Welt.» Sie habe sich stark auf ihre Leistung fokussiert und nicht gemerkt, dass sich etwas Schlimmes zusammenbraut, so Holdener. «Umso mehr war ich geschockt, als der Krieg begann.»
Suter: «Es hört nie auf»
Dass Russlands Präsident Wladimir Putin den Angriff auf die Ukraine von langer Hand geplant hatte, schockiert nicht nur Holdener. Gut möglich, dass Putin ganz bewusst das Ende der Spiele abwartete – aus Freundschaft zu Chinas Präsidenten Xi Jinping. So oder so sagt Corinne Suter (27): «Das Ganze macht mich traurig. Die ganze Welt war und ist teilweise noch heute von Corona betroffen. Und nun kommt gleich das Nächste – es hört einfach nie auf.» Die Schwyzerin informiert sich zwar über den Konflikt, betont aber auch, dass sie nicht ständig daran denken könne.
Lara Gut-Behrami (30) will zur Thematik lieber nichts sagen. «In nur zwei Sätzen ist das nicht möglich, da müsste man viel tiefer reden», so die Tessinerin. Speed-Spezialistin Joana Hählen (28) wirft dagegen einen weiteren Aspekt auf. «In solchen Situation sieht man, wie privilegiert wir sind, dass wir Skirennen fahren dürfen. Und vielleicht sollten wir uns nicht zu sehr aufregen, wenn mal etwas nicht klappt. Es gibt viel Schlimmeres auf der Welt. Leider.»