Charlie Guest (30) ist kein grosser Name des Skisports. Doch der zweiseitige Brief, den die Britin an den internationalen Skiverband FIS schickt, hat es in sich. Guest klagt dabei an – aufs Schärfste. Sie kann nicht verstehen, dass bei der kürzlich zu Ende gegangenen Junioren-WM in Frankreich die Technik-Rennen der Männer im Live-Stream übertragen wurden (und das in beachtlicher Qualität), jene der Frauen allerdings nicht.
Das impliziere laut Guest drei Dinge. Erstens: «Dass Athletinnen nicht wertgeschätzt werden.» Zweitens: «Dass Athletinnen keinen Platz im Rampenlicht verdienen.» Und drittens: «Dass – egal wie gut du bist oder wie viel Mühe du dir gibts, deine Resultate irrelevant und unwichtig sind.»
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Ski-Stars unterstützen Guest – auch Shiffrin
Guest verlangt von der FIS nicht nur Antworten, warum das passieren konnte. Sie fordert auch eine Entschuldigung für jene Athletinnen, die im Riesenslalom und Slalom an den Start gingen. So etwas sei schliesslich in Zeiten der Gleichberechtigung nicht akzeptabel. «Es gibt keine Ausreden», so die Frau, die vor zwei Jahren mit Platz 13 im Slalom von Schladming ihr Bestresultat erzielte.
Ihr Brief an die FIS, den sie auch auf Instagram stellt, wirft hohe Wellen. Dutzende Skifahrerinnen bekunden ihre Sympathie mit einem «Daumen hoch» – darunter US-Star Mikaela Shiffrin (28), aber auch die Schweizerinnen Camille Rast (24) und Stephanie Jenal (25). Ex-Speed-Queen Lindsey Vonn (39, USA) befürwortet Guests Vorpreschen ebenso.
Tatsächlich schauten auch Schweizer Ski-Fans bei den Fahrten von Stefanie Grob (19) im Riesenslalom und von Anuk Brändli (20) im Slalom in die Röhre – beide holten WM-Silber.
FIS entschuldigt sich
Und die FIS? Blick fragt am Hauptsitz in Oberhofen BE am Thunersee nach und erhält Antwort. Dass nur die Technik-Rennen der Männer, nicht aber jene der Frauen im Stream übertragen worden seien, entspreche nicht den Werten von Gleichberechtigung, welche die FIS habe.
«Die FIS hätte auf die gleichen Übertragungen für Männer und Frauen beharren sollen», gibt man zu. Man nehme das Feedback von Charlie Guest sehr ernst und werde einen Fokus darauf legen, dass dies in Zukunft nicht mehr passiere.