Am 28. Dezember 2007 begann für Lara Gut-Behrami ein neues Leben. Ein Leben bei den Grossen, bei den Erwachsenen. Die 16-jährige Tessinerin startete – damals noch als Lara Gut – erstmals im Weltcup. Wo? Am Schlossberg in Lienz. Bereits damals war den meisten Experten klar, welch aussergewöhnliches Talent Gut war. Dass sie den zweiten Lauf als 43. deutlich verpasste, änderte daran nichts an der Tatsache: Ein Star war geboren.
Bereits vier Rennen nach jenem in Lienz stand der Teenager in St. Moritz erstmals auf einem Podest. «Ich kam mit 16 in den Weltcup, hatte Spass und war ich selbst», erklärte sie einmal. Dann hätte man angefangen, sie zu kritisieren. Der Preis für ihren frühen Ruhm sei gross gewesen. Bei schlechten Resultaten seien die Kritiken teilweise sehr verletzend gewesen. Damit hätte sie nicht umgehen können. «Wenn ich zurückschaue, ist die Zeit, bis ich etwa 22 war, ein schwarzes Loch», sagte sie.
Zehn Tage in Isolation
Ganze 14 Jahre sind seit Gut-Behramis Weltcup-Premiere vergangen. Nun will sie zurück an den Ort, wo alles begann. Aber darf sie auch? Noch ist das nicht sicher. Denn: Vor dem letzten Speed-Wochenende in Val d’Isère wurde die zweifache Weltmeisterin positiv auf Corona getestet. Dies, nachdem sie im Herbst lange mit der Impfung gezögert, sich dann aber doch noch für das die Verabreichung des Vakzins entschieden hatte. Sie erlitt einen Impfdurchbruch und musste in eine zehntägige Quarantäne. Nur mit einem negativen PCR-Test darf sie in Österreich. Noch immer fehlt das Testergebnis. Und so fehlt sie im offiziellen Aufgebot von Swiss-Ski. Dort heisst es nüchtern: «Die Teilnahme von Lara Gut-Behrami ist noch offen.»
Fakt ist schon jetzt: Gut-Behrami verpasste wegen ihrer Isolation vier Rennen und büsste wohl entscheidenden Boden im Kampf um den Gesamtweltcup ein. Nun hat Gut-Behrami hat die zehntägige Quarantäne zu Hause bei ihrem Ehemann Valon Behrami in Udine (It) abgesessen. Die Hoffnung ist gross, dass sie in Lienz starten darf. Denn: Das gleiche Schicksal machten auch zwei weitere Riesenslalom-Asse fast gleichzeitig durch. Katharina Liensberger (24), die zweifache österreichische WM-Gold-Frau und Neuseelands Ski-Exportschlager Alice Robinson (20). Beide liessen sich zehn Tage nach der Corona-Diagnose testen und waren negativ.
Kein grosser Nachteil
Bei allen dreien stellt sich vor den Rennen in Lienz die Frage: Wie gross ist der Nachteil, während zehn Tagen nicht auf dem Schnee gewesen zu sein? Im Fall von Gut-Behrami dürfte die unfreiwillige Pause kein Problem darstellen. Denn: Ihre Form stimmte und auch die Abstimmung mit dem Material, welches ihr zwei Jahre lang Mühe gemacht hatte, passte perfekt. Dazu kommt ihre grosse Erfahrung, die in einer solchen Situation doppelt hilfreich ist.
Übrigens: Dass nun auch Frauen-Renndirektor Peter Gerdol kürzlich positiv getestet und nicht nach Lienz kann, zeigt, wie labil der Ski-Zirkus trotz der Impfungen, Tests, Masken und Hygienemassnahmen ist.