Henrik Kristoffersen (29, Slalom-Weltmeister) markiert kurz vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden (Ö) den Miesepeter. In einem Gespräch mit der Zeitung «Österreich» antwortet der Norweger auf Marco Odermatt (26) angesprochen: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Marco jedes Jahr so läuft wie im letzten Winter.» Kristoffersen glaubt, den Serien-Sieger Odermatt (13 Weltcupsiege im letzten Winter, Weltcupunkte-Rekord mit 2042 Zählern) vor allem aufgrund der Entwicklung seiner Van Deer-Ski ausbremsen zu können. «Im Vorjahr haben wir mit diesen Ski die erste Saison bestritten. Ich halte es für möglich, dass wir heuer in jedem Lauf ein paar Zehntel schneller fahren werden. Wenn das passiert, werden wir auch mehr Rennen gewinnen.»
Was Kristoffersen offensichtlich nicht in Betracht zieht, ist die Tatsache, dass sich auch Odermatt in den letzten Monaten noch einmal weiterentwickelt hat.
Eine «saugute» Saisonvorbereitung
Mehrere Insider bestätigen gegenüber Blick, dass der zweifache Gesamtweltcupsieger in den vergangenen Monaten überragende Trainingsleistungen abgeliefert hat. Odermatts Gruppen-Cheftrainer Helmut Krug sagt: «Uns ist klar, dass die Konkurrenz im Sommer nicht geschlafen hat. Ich darf aber auch festhalten, dass unsere Saisonvorbereitung wirklich saugut verlaufen.» Der gebürtige Tiroler Krug ist einer von drei Österreichern, die den Weltmeister und Olympiasieger aus dem Kanton Nidwaldner ständig noch ein bisschen besser machen. Der 60-Jährige ist ein herausragender Fachmann mit einem genialen Auge für die richtige Ski-Technik.
Dass Krug auch ein besonders gewiefter Stratege ist, hat er mit seiner Trainings-Planung in den vergangenen Monaten bewiesen. «Aufgrund vom gigantischen Wettkampf-Pensum, das Odi im kommenden Winter absolvieren muss, haben wir in dieser Vorbereitung ein bisschen mehr Wert auf Kraft- und Kondition als aufs Skifahren gelegt.»
Kniebeugen mit 130 Kilo
Den perfekten «Schleifer» für den Schweizer Alpin-Diamanten hat Krug aus Österreich mitgebracht. Sein Name: Kurt Kothbauer. Der Muskelmacher aus dem Innviertel (Ö) hat in seiner Heimat in den 80ern und den frühen 90er-Jahren einige Erfolge als Kugelstosser, Speer- und Diskuswerfer gefeiert, ehe er im Betreuerstab vom österreichischen Ski-Verband landete. Beim ÖSV brachte Kothbauer in seiner Folterkammer auch Superstar Hermann Maier ins Schwitzen.
2016 köderte Krug den «Kurti» zu Swiss-Ski, wo er den einst feingliedrigen «Odi» zu einem eindrücklichen Muskeltier geformt hat. Vor zwölf Monaten gab Kothbauer zu Protokoll, «dass Marco bezüglich der Kraftwerte mit dem Herminator in seinen allerbesten Zeiten mithalten kann.»
Zuletzt haben Kothbauer und Odermatt noch eine Schippe draufgelegt. Marco meistert aktuell tiefe Kniebeugen mit 130 Kilo. Das sind fünf Kilo mehr als im Vorjahr. Und weil Odermatt mit dem Vorarlberger Chris Lödler ja auch noch einen Österreicher an seiner Seite hat, der die Stöckli-Ski in genialster Manier präpariert, wird Kristofferson am kommenden Sonntag über sich hinauswachsen müssen, um beim Riesen-Auftakt in Sölden mithalten zu können.