Auf einen Blick
- Lara Gut-Behrami: Vom Ski-Wunderkind zur Olympiasiegerin und Weltmeisterin
- Heirat mit Valon Behrami als Schlüssel für persönliche Entwicklung
- Mit 16 Jahren Weltcup-Debüt, 2021 erste Goldmedaille bei Grossanlass
Spitzname «Sunshine» und viel Talent
Am 27. April 1991 erblickt Lara Gut-Behrami (damals noch Lara Gut) in Sorengo TI das Licht der Welt. Ihre Mutter Gabriella Almici Gut ist Italienerin und Sportlehrerin und ihr Vater Pauli Gut Tessiner und Lehrer. Die junge Familie lebt in Comano, ganz in der Nähe von Lugano. Vier Jahre nach Lara kommt Ian dazu, nun sind sie zu viert. Gut-Behrami ist ein glückliches Kind, sie ist oft draussen, spielt und übt sich in verschiedenen Sportarten. Bald bekommt das blonde Mädchen den Spitznamen Sunshine, weil sie oft lächelt. In der Schule ist sie grandios – egal, in welchem Fach. Gut-Behrami schliesst die Matura mit einem Notenschnitt von 5,5 ab. Auf den Ski ist sie ebenso talentiert, Vater Pauli fördert seine Kinder. Einmal verbringen Lara und er zehn Tage in einer selbst gebauten Hütte am Griesgletscher VS (3200 Meter über Meer), beim ersten Sonnenstrahl fahren sie in völliger Einsamkeit und Ruhe los.
Im italienischen Dress unterwegs
Kaum zu glauben, aber wahr: Gut-Behrami trainierte mit 15 Jahren unter italienischer Flagge – wenn auch nur kurz. Sie hatte noch keinen Schweizer Rennanzug. Dieser wurde ihr sofort geschickt, als sie für die Junioren-WM 2007 in Österreich aufgeboten wurde. Es lohnte sich. Gut-Behrami, die schon zu dieser Zeit mit ihrem Privatteam im Sommer in Südamerika trainierte, holte in Zauchensee Abfahrts-Silber. Geschlagen wurde sie nur von der heutigen SRF-Ski-Expertin Tina Weirather.
«Ich war noch ein Kind»
Mit 16 debütiert das Tessiner Ski-Wunderkind im Weltcup. Bald ist der breiten Öffentlichkeit klar, welch aussergewöhnliches Talent Gut-Behrami ist. Bei ihrer ersten Abfahrt landet sie im Schnee, aber auch auf dem Podest – Dritte in St. Moritz GR. Ein Verschneider kurz vor der Ziellinie verhindert ihren Sieg. Egal. Sie winkt in die Kameras, ihr Strahlen ist ansteckend. Später wird sie sagen: «Ich war noch ein Kind, als ich in den Weltcup kam. Bei vielen Dingen wusste ich nicht, wie ich mit ihnen umgehen sollte. Ich war manchmal verloren und wusste nicht, was das Beste für mich ist. Ich musste einfach liefern, liefern, liefern.»
Zicken-Schlagzeile und Journalisten-Allergie
Gut-Behramis Weg ist von Erfolgen gepflastert, aber auch von Reibereien und Problemen. Sie kämpfte mehrmals mit Swiss-Ski. Einmal trug sie nicht die offizielle Kleidung und wurde gesperrt. Sie kritisierte auch Trainer öffentlich und forderte mehr Rechte für sie und ihren Vater. Dazu bröckelte das einst heile Verhältnis zu Journalisten. Als Blick, «Bild» und «Kronen Zeitung» sie bei der WM 2011 zur «Zicke Nummer 1 im Ski» küren, ist das Tuch endgültig zerschnitten. An der WM verdeutlicht sich ihr schwieriges Verhältnis zu den Medienvertretern. Nachdem sie in ein Radiomikrofon hustet, fragt der Reporter, ob sie krank sei. Guts Antwort: «Nein, das ist nur meine Journalisten-Allergie.»
Zuerst die Hüfte, dann das Kreuzband
Bei der WM 2009 ist Gut noch immer ein Teenager. Sie holt zweimal Silber. Ihr Stern leuchtet so hell wie noch nie, Lara ist in aller Munde. Viele Jahre später wird sie allerdings sagen: «Nach dieser WM habe ich an Rücktritt gedacht. Ich hatte das Gefühl, nur noch ein Objekt zu sein.» Tatsächlich entstehen immer mehr Risse im makellosen Image des Ski-Postergirls. Das Team Gut engagiert einen dubiosen Sponsoring- und Medienprofi, der für Interviews auf einmal Geld verlangt. Sie verletzt sich an der Hüfte und verpasst die Olympischen Spiele 2010. Später, bei der Heim-WM 2017 in St. Moritz, reisst sie sich das Kreuzband. An Pech oder Zufall glaubt sie nicht: «Mein Körper hat Stopp gesagt.»
Heirat und Social-Media-Verzicht
Es ist Sommer 2018, als Gut-Behrami auf dem Monte Brè TI Fussball-Nati-Star Valon Behrami heiratet. «Valon ist das Schönste, was mir je passieren könnte», sagt sie. Gut-Behrami verzichtet fortan praktisch gänzlich auf grössere Interviews und legt ihre Social-Media-Kanäle auf Eis. «Was ich privat mache, geht sowieso niemanden etwas an», sagt sie. Gut-Behrami und Behrami leben heute in ihrem Haus in Udine. Sie äusserte wiederholt den Wunsch, eines Tages Kinder zu haben.
Endlich Gold
Kaum zu glauben: Als Gut-Behrami 2021 zur WM in Cortina (It) antritt, hat sie noch keine Goldmedaille an einem Grossanlass gewonnen. Das ändert sich in den Dolomiten – Gold im Super-G, Gold im Riesenslalom. Ein Jahr später wird sie in Peking Olympiasiegerin im Super-G und weint Tränen des Glücks. Sie bezeichnet die Heirat mit Behrami als Schlüssel. «Ich habe angefangen, mehr zu reden – auch mit meiner Familie. Und ich habe angefangen, weniger zu grübeln. Seither weiss ich, dass das Schöne im Leben nicht nur ein Sieg ist.»
Was bringt das Schlussbouquet?
Vor einem Jahr holte Gut-Behrami in Saalbach (Ö) die Kugeln für den Gesamt-, Super-G und Riesenslalom-Weltcup. Räumt sie an gleicher Stätte auch bei der WM ab? Die eher flachen und technisch nicht extrem schwierigen Pisten sprechen dagegen, ihre enorme Klasse aber dafür. So oder so plant Gut-Behrami, bis 2026 weiterzufahren – dann wird sie 34 Jahre alt sein. «Die Olympischen Spiele 2026 in Cortina werden ein grossartiges Ende meiner Karriere sein.»