TV-Experten geben WM-Tipps ab
Wer die Sensation wird, wer alle überflügelt, wo es ein Krimi gibt

Sechs TV-Experten geben ihre Prognosen zur Ski-WM in Saalbach ab: Nicole Hosp, Alexandra Meissnitzer, Hans Knauss (alle ORF), Felix Neureuther (ARD) sowie Tina Weirather und Beat Feuz (beide SRF).
Publiziert: 00:11 Uhr
1/7
Tina Weirather glaubt an einen albanischen WM-Coup.
Foto: Sven Thomann

Prognosen zu den Frauen-Rennen

Wer wird die WM-Überfliegerin?
Tina Weirather:
Sofia Goggia! In der Abfahrt und im Super-G ist sie schwer zu schlagen. Sie ist gewaltig in Form. Und wenn es für sie in den Speed-Disziplinen klappt, könnte sie aus meiner Sicht auch im Riesenslalom überraschen.
Alexandra Meissnitzer: Federica Brignone. Einerseits ist da ihre Risikobereitschaft, die sie auch dann zeigt, wenn die Sichtverhältnisse schwierig sind. Sie ist ein «Vollblut» – sie paart ihr Engagement mit einer gewissen Eleganz. Dabei schafft es Brignone wie kaum eine andere, den Schwung auszureizen. Sie nutzt jede Phase und beschleunigt bereits zum Tor hin – ihr Timing ist phänomenal.
Nicole Hosp: Ich tippe schwer auf Federica Brignone, weil sie einfach super in Form ist und mit ihren 34 Jahren enorm viel Routine mitbringt. Ich glaube, sie wird in Saalbach ordentlich zuschlagen.

Wer wird die WM-Sensation?
Weirather:
Ich tippe auf die für Albanien startende Lara Colturi. Sie ist erst 18 Jahre alt, aber technisch enorm ausgereift. Und sie hat die Coolness, um gut mit dem WM-Druck umzugehen. Es gibt allerdings ein aber – sie braucht eisige Verhältnisse.
Meissnitzer: Vielleicht Camille Rast, Zrinka Ljutic, Lara Colturi und hoffentlich auch Julia Scheib. Ich lasse mich gerne überraschen. Jedenfalls wünsche ich allen Shooting-Stars der Saison, dass sie auch bei der WM bestehen. Ach ja: Und vergessen wir nicht Lindsey Vonn – das wäre die Story schlechthin!
Hosp: Gute Frage, schwere Antwort. Vermutlich Lindsey Vonn, weil die Abfahrt viele Gleitpassagen und langgezogene Kurven hat – beides beherrscht sie extrem gut. Ich traue Vonn alles zu.

Wer ist die Hauptrivalin von Gut-Behrami?
Weirather: Insgesamt ist es Federica Brignone. Sie fährt die gleichen Disziplinen wie Lara und ist überall stark. Vergessen wir nicht: Brignone hat in diesem Winter jeden Riesenslalom, bei dem sie ins Ziel kam – also zwei von fünf – gewonnen. Eine verrückte Bilanz.
Meissnitzer: Am ehesten wohl Brignone, weil ihr auch schwierige Kurse liegen und sie dieselben Disziplinen fährt. Aber ich hoffe aus österreichischer Sicht auch auf Conny Hütter und Julia Scheib.
Hosp: Natürlich Brignone.

Welches Rennen wird ein Krimi?
Weirather:
Die Abfahrt der Frauen. Man denke nur an das Weltcupfinale vor einem Jahr – das war Hitchcock pur. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es bei der WM ähnlich wird. Denn die Favoritinnen sind in der Startliste weit verstreut – die Spannung wird also lange anhalten. Auch die Team-Kombi könnte sehr interessant werden, falls die Cracks wirklich fahren und es Paarungen wie Lindsey Vonn und Mikaela Shiffrin geben sollte.
Meissnitzer: Für mich persönlich ist es der Super-G. Es ist die Disziplin, wo es eine Strategie, einen Plan braucht. Lara Gut-Behrami nutzt hier ihre Intelligenz – sie schafft es, die Kurse zu lesen und sie perfekt einzuschätzen.
Hosp: Der Super-G. Da haben sich die Fahrerinnen bislang tolle Duelle geliefert. Man muss bereit sein, sehr viel Risiko zu nehmen – und wer dies tut, riskiert auch, Fehler zu begehen. Neben Gut-Behrami und Brignone ist da eine Goggia dabei, auch Hütter traue ich viel zu. Das wird definitiv ein Krimi.

Gibts für die Schweiz mehr als die 14 Medaillen von Crans-Montana 1987?
Weirather: Nein, das ist fast nicht möglich. Alles über zehn wäre schon bärenstark – das muss man anerkennen und nicht vergleichen.
Meissnitzer: Ich wünsche euch von Herzen eine erfolgreiche WM und traue der Schweiz sehr viel zu. Aber leicht wird es nicht (schmunzelt).
Hosp: Nein! Weil ich darauf hoffe, dass Österreich etwas dagegen hat und auch einige holt (schmunzelt). Es wäre schön, wenn wir den Umschwung schaffen. Tut mir also leid, liebe Schweizer – ich gönne euch alles von Herzen, aber 14 Medaillen gibt es nicht.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Prognosen zu den Männer-Rennen

Wer wird der WM-Überflieger?
Hans Knauss: Marco Odermatt wird zweimal Gold gewinnen.
Beat Feuz: Nachdem Marco Odermatt sein grosses Ziel vom Abfahrtssieg in Kitzbühel versäumt hat, wird er bei dieser WM noch heisser sein. Ich glaube, dass er im Super-G und im Riesenslalom Gold gewinnen wird. In der Abfahrt wird ihm die erste, technisch sehr anspruchsvolle Streckenhälfte perfekt liegen, beim unteren Schleicher-Abschnitt bin ich mir aber nicht ganz so sicher, ob er dort richtig schnell sein wird.
Felix Neureuther: Es kann nur einen geben – er heisst Marco Odermatt.

Wer wird die WM-Sensation?
Knauss:
Mein Landsmann Daniel Hemetsberger. Er steht in diesem Winter noch ohne Podestplatz da. Aber bei der Hahnenkamm-Abfahrt hat er mit dem vierten Rang angedeutet, dass er rechtzeitig zur Heim-WM so richtig in Fahrt kommt. Hemetsberger und seine ÖSV-Kollegen haben hier im Vergleich zur internationalen Konkurrenz einen Vorteil – sie haben in diesem Winter schon mehrmals auf der WM-Abfahrtspiste trainiert.
Feuz: Wenn in diesem Winter alles normal verlaufen wäre, würde bei der WM im eigenen Land der grösste Druck auf Vincent Kriechmayr lasten. Aber nachdem er bei seinem Sturz in der Lauberhorn-Abfahrt eine starke Zerrung am Innenband erlitten hat, kann Vinc völlig unbelastet an den Start gehen, weil ihm kaum jemand eine Top-Platzierung zutraut. Aber ich traue Kriechmayr die grosse WM-Überraschung in der Abfahrt oder im Super-G zu. Gerade deshalb, weil der Doppel-Weltmeister von 2021 meistens dann zugeschlagen hat, wenn ihn nur wenige auf der Rechnung hatten.
Neureuther: Frankreichs Slalom-Spezialist Steven Amiez. Im Weltcup hat er den Sprung auf das Podest noch nicht geschafft, aber ich traue ihm sehr viel zu, weil er ein richtig geiler Skifahrer ist. Zudem hoffe ich auf eine Medaille von Lindsey Vonn. Ich würde mich so freuen, wenn sie die vielen Kritiker endgültig zum Schweigen bringt.

Wer wird Odermatts grösster Widersacher?
Knauss:
Das wird einer, der sich am selben Frühstücks-Buffet verpflegt wie der Odi – ein Schweizer. Ich denke da in erster Linie an Franjo von Allmen und Alexis Monney.
Feuz: Im Super-G traue ich Stefan Rogentin besonders viel zu, der hat im letzten Winter auf dieser Piste beim Weltcupfinal triumphiert. In der Abfahrt sind neben von Allmen und Monney auch die Kanadier James Crawford und Cameron Alexander sowie die Österreicher ziemlich weit oben auf meiner Liste.
Neureuther: Franjo von Allmen. Der junge Bursche verkörpert die seltene Mischung aus einem gefühlvollen Skifahrer und einem abgeklärten Killer.

Welches Rennen wird ein Krimi?
Knauss:
Der Riesenslalom. Odermatt ist in dieser Disziplin nicht mehr derart überlegen wie im Vorjahr. Zudem, weil der Riesen-Hang in Saalbach nicht besonders selektiv ist, sehe ich einige Athleten, welche die Goldmedaille gewinnen können.
Feuz: Ich hoffe und glaube an eine richtig dramatische Abfahrt. Es ist nun einmal die Königs-Disziplin im alpinen Skisport.
Neureuther: Der Slalom. Ich sehe in dieser Sparte mindestens 15 Athleten, welche eine Medaille gewinnen können.

Gibts für die Schweiz mehr als die 14 Medaillen von Crans-Montana 1987?
Knauss:
Gemessen an den Erfolgen in diesem Weltcupwinter könnte man daran glauben, ich tue es trotzdem nicht! Klar, ein Marco Odermatt ist eine Bank. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die jungen Schweizer, die teilweise noch nie bei grossen Titelkämpfen am Start waren, bei dieser WM genauso locker zu Werke gehen werden, wie im Weltcup.
Feuz: Ich glaube zwar, dass wir am Ende dieser WM eine zweistellige Medaillen-Bilanz vorweisen können. Aber ich tippe nicht auf 14, sondern auf zehn oder elf Medaillen.
Neureuther: Für mich gibt es im Schweizer Team zehn Stars, die zu den Medaillen-Favoriten gehören. Und weil Odermatt und Lara Gut-Behrami sogar in drei Disziplinen Edelmetall gewinnen können, kann ich mir vorstellen, dass Saalbach für Swiss-Ski noch erfolgreicher wird als Crans-Montana.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?