«Die Narben bleiben für immer»
Vreni Schneider über den frühen Krebstod ihrer Mutter

Bevor sie zum Skistar wird, muss Vreni Schneider einen Schicksalsschlag verdauen. Ihre Mutter verliert den Kampf gegen den Krebs. Ein Verlust, dessen Narben bis heute nicht verheilt sind.
Publiziert: 12.05.2023 um 11:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2023 um 15:59 Uhr
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Vreni Schneider erlitt in jungen Jahren einen herben Verlust.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Am Sonntag ist Muttertag. Dann sagen wir unseren Mamis danke für alles, was sie für uns tun.

Eine, die ihr Mami an diesem Tag nicht mehr in die Arme nehmen kann, ist Vreni Schneider (58). Die erfolgreichste Schweizer Skifahrerin (55 Weltcupsiege, elf WM- und Olympiamedaillen und drei Gesamtweltcupsiege) war erst 16-jährig, als ihre Mutter Sibilla mit 50 Jahren an Krebs starb. «Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden», sagt Schneider zur «Schweizer Illustrierten». «Aber es dauert sehr lange, diesen unglaublichen Verlust zu verarbeiten. Es ist jetzt 42 Jahre her, seit meine Mutter gestorben ist. Doch die Narben bleiben für immer.»

Zur Skikarriere ermutigt

All ihre Erfolge auf den Skipisten erlebte ihre Mutter nicht mehr. Dennoch hat sie einen grossen Anteil daran. Wenige Wochen vor ihrem Tod ermutigte sie ihre Tochter, voll aufs Skifahren zu setzen. «Deshalb habe ich wahrscheinlich noch mehr gekämpft, war für alles dankbar und nahm nichts für selbstverständlich. Und wurde das, was ich wurde», so Schneider.

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«Wenn ich oben am Start gestanden bin, habe ich zum Horizont geschaut und an sie gedacht»
Vreni Schneider, Ex-Skifahrerin
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In all den Jahren habe sie ihre Mutter oft vermisst. Bei den Skirennen hatte Schneider sie in Gedanken immer dabei. «Wenn ich oben am Start gestanden bin, habe ich zum Horizont geschaut und an sie gedacht», verrät sie. Gleichzeitig habe sie sich immer wieder gefragt, wieso ihr Mami all das nicht miterleben durfte.

Immer an Wunder geglaubt

Nach einem FIS-Rennen in Italien sah sie zum ersten Mal das Meer. Ein Erlebnis, das sie mit ihrer bereits schwerkranken Mutter teilen wollte. «Sie sagte nur: ‹Meitli, bitte erzähle mir später davon. Ich habe nicht die Kraft zuzuhören›», so Schneider. Da habe sie realisiert, wie schlecht es ihr ging. «Trotzdem habe ich immer noch an ein Wunder geglaubt und gehofft, dass sie wieder gesund wird.»

Das Wunder ist nicht eingetreten. An einem Sonntag schlief Sibilla Schneider für immer ein. Nach dem Sieg bei einem FIS-Rennen in Elm sei sie nach Hause gekommen, als das Telefon klingelte. Ihre Schwester Barbara ging ran, und als sie deren Gesichtsausdruck sah, «wusste ich sofort, was der Grund des Anrufs war», erinnert sich Schneider.

42 Jahre später würde sie ihrer Mutter gerne noch mehr sagen, «dass ich sie gern habe. Ich denke, das sagt man einfach zu wenig.» Und das wird einem oft erst bewusst, wenn es zu spät ist. (bir)

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