Während die Männer unverrichteter Dinge aus Nordamerika nach Europa zurückfliegen, konnten die Frauen immerhin zwei Riesenslaloms bestreiten. Doch was bleibt vom Ski-Wochenende hängen? Hier kommt das Blick-Schneebulletin.
Die Überfliegerin des Wochenendes
Alt? Nein: Gut! Die Italienerin Federica Brignone gewinnt in Mont-Tremblant (Ka) gleich beide Riesenslaloms. Mit 33 Jahren, 4 Monaten und 19 Tagen löst sie zuerst Anita Wachter (56, Ö) als älteste Riesenslalom-Gewinnerin im Weltcup ab. Tags darauf fliegt sie durch einen Schneesturm und doppelt gleich nach. «Ich habe einen Monat lang bei diesem Wetter trainiert, fast ohne Sicht. Das hat sich ausbezahlt», sagt Brignone. Im Riesen-Weltcup liegt sie nur noch fünf Punkte hinter Lara Gut-Behrami (32).
Die Überraschung des Wochenendes
Vor gut drei Jahren erlitt Clara Direz (28, Fr) eine doppelte Lungenembolie. Warum? Es war ein Rätsel. Die Französin verpasste den ganzen Winter, gab aber nicht auf. Es folgten zwei schwache Saisons, bei denen sie zusammengerechnet nur 39 Weltcuppunkte holte. Doch nun hat Direz das Ruder rumgerissen und am gleichen Wochenende ihre ersten zwei Top-10-Platzierungen im Weltcup geholt. Zuerst wurde sie Zehnte, am Sonntag dann Vierte. Es gibt wohl keinen, der ihr das nicht gönnt.
Die Enttäuschung des Wochenendes
Die Schweizer Riesen-Mannschaft – mit Ausnahme von Gut-Behrami. Hatten es beim Saisonauftakt in Sölden noch sechs Fahrerinnen in den zweiten Lauf geschafft, waren es am Samstag nur deren drei und am Sonntag gar nur zwei. Zuletzt war Michelle Gisin (29) als 23. die einzige Swiss-Ski-Athletin hinter Gut-Behrami, die Punkte holte. Eine erschreckend schwache Bilanz!
Der Abschiffer des Wochenendes
Erstens Petrus, der keine Rennen in Beaver Creek (USA) ermöglichte und auch am Sonntag bei den Frauen einen Schneesturm im zweiten Lauf auslöste. Zweitens die Rennjury in Mont-Tremblant, die das Rennen trotz irregulären und unfairen Bedingungen durchpaukte. Gut-Behrami meinte: «Ich war kurz davor, zu stoppen. Es ist lächerlich, ein solches Rennen zu fahren.» Auch die sonst so ruhige Slowakin Petra Vlhova (28) fand klare Worte: «Die Sicht war fast gleich null, es war gefährlich. Hätten solche Verhältnisse vor dem ersten Lauf geherrscht, wären wir wohl nicht gestartet.» Und drittens: Die mangelnde Flexibilität der TV-Anstalten, auch mal ein Rennen um einen Tag nach vorne zu verschieben, wenn die Prognosen danach schlecht sind. Dann hätten die Ski-Fans am Donnerstag in Beaver Creek wenigstens ein Speed-Spektakel gesehen.
Der Farbtupfer des Wochenendes
Zweimal ist sie die jüngste im Klassement, zweimal darf sie sich freuen: Die Kroatin Zrinka Ljutic (19) macht mit den Rängen 14 und 7 deutlich, dass sie schon bald auch im Riesenslalom zur Weltelite zählen könnte. So gut war die Slalom-Spezialistin, die ihn ihrer Freizeit auf harten Rock («Rage Against The Machine», «Foo Fighters») steht, in dieser Disziplin noch nie.
Der Schock des Wochenendes
Er geschah nicht am Wochenende, sondern in den Tagen zuvor. Doch er ging durch Mark und Bein. Beim zweiten Training in Beaver Creek stürzte der Kanadier Broderick Thompson (29) in der Kompression nach dem «Golden Eagle» so schwer, dass man um sein Leben fürchten musste. Weil die Ärzte den Verdacht auf ein Blutgerinnsel im Gehirn hatten, versetzten sie ihn in ein künstliches Koma. Am Freitagabend kam die Entwarnung: Thompson brach sich mehrere Rippen, Wirbel und die Schulterblätter – er war aber wieder ansprechbar. Österreichs Cheftrainer Marko Pfeifer sagte dennoch zu Blick: «Der Sturz von Broderick gehört zum Schlimmsten, das ich je gesehen habe!»