Lara Gut-Behrami. Wieder einmal sie. Auch im vierten Riesenslalom des Winters ist die Tessinerin klar die schnellste Schweizerin. Nach Platz 5 am Vortag schafft es die 32-Jährige in Mont-Tremblant (Ka) aufs Podest – Rang 2. Sie behält nicht nur das rote Trikot der Gesamtführenden im Disziplinen-Weltcup, sondern verhindert eine Schweizer Blamage. Denn: Einzig Michelle Gisin schafft es in den zweiten Lauf, die Engelbergerin wird 23.
Gut-Behrami darf zur Halbzeit noch vom Sieg träumen, sie hat nur 29 Hundertstel Rückstand auf die Spitze. Was folgt? Ein Blindflug – aber ein bärenstarker Blindflug. Gut-Behrami greift trotz Schneefall und starkem Wind an, fährt präzise und rutscht fast nie. Im SRF sagt sie aufgebracht: «Es war ein Witz, man hat kaum die Tore gesehen. Ich frage mich, warum man bei solchen Verhältnissen ein Rennen fahren muss.»
Es sei verrückt, dass man einen solchen Bewerb überhaupt durchführe. «Es ist Glück, dass man sich nicht verletzt. Im Mittelteil wusste ich nicht einmal, wo die Tore waren. Ich war kurz davor, zu stoppen. Es ist lächerlich, ein solches Rennen zu fahren.»
Nur Federica Brignone ist schneller als Gut-Behrami, die Italienerin gewinnt wie schon am Samstag und hat nur noch fünf Punkte Rückstand im Riesenslalom-Weltcup. «Ich habe einen Monat lang bei diesem Wetter trainiert, fast ohne Sicht. Das hat sich ausgezahlt», sagt sie.
Gut-Behrami holt 45,3 Prozent aller Schweizer Punkte
Gut-Behrami hat bislang 45,3 Prozent aller Weltcup-Punkte des Frauen-Teams von Swiss-Ski gehamstert. Was das zeigt? Einerseits, dass sie auch mit 32 Jahren auf allerhöchstem Niveau besteht. Gleichzeitig wird Cheftrainer Beat Tschuor auch Sorgenfalten haben. Die zweite Garde hat sich in der Basisdisziplin des Skisports nicht der Weltspitze angenähert, sondern sich eher von ihr entfernt.
Wendy Holdener wird 31. und verpasst den zweiten Lauf knapp. Gut möglich, dass sich die Schwyzerin grundlegende Gedanken machen wird. «Ich will nicht um Platz 20 herumfahren. Immerhin konnte ich schon zwei Podestplätze im Riesenslalom feiern», hatte sie vor dem Saisonauftakt in Sölden noch erklärt. Davon ist Holdener derzeit meilenweit entfernt. Ihre Rangierungen in den vier bisherigen Rennen sprechen Bände: 22, 23, 27 – und nun verpasst sie sogar die Punkte.
Höchste Zeit für Speed-Rennen
Auch die anderen Schweizerinnen enttäuschen, keine andere schafft den Sprung in den zweiten Durchgang. Vivianne Härri (34.), Camille Rast (35.), Simone Wild (38.), Mélanie Meillard (43.) und Stefanie Grob (48.) hätten sich eine steilere, technisch schwierigere Piste gewünscht.
Das trifft allerdings auch auf Gut-Behrami zu – sie zeigt ihren Teamkolleginnen, dass man dennoch schnell sein kann. Andrea Ellenberger verzichtet derweil auf einen Start – sie lässt ihr nach einem Trainingssturz lädiertes Knie in der Schweiz untersuchen.
Bald greifen die Speed-Fahrerinnen ins Geschehen ein. Schon am Mittwoch steht in St. Moritz GR das erste Abfahrtstraining an – von Freitag bis Sonntag stehen zwei Super-Gs und eine Abfahrt auf dem Programm.