Mit 3000 Franken pro Woche kommt eine Familie durch», sagte Berno Stoffel, Direktor von Seilbahnen Schweiz, letzte Woche im Interview mit SonntagsBlick. Für diesen Betrag könnten Familien eine Woche Skiferien geniessen – alles inklusive.
Stoffels Aussage bewegte die Leserschaft: Unrealistisch sei das, so der Tenor vieler Rückmeldungen. Ein anderer rechnete vor: «Arosa, sechs Tage, zwei Erwachsene, zwei Teenager, macht Liftkosten von 1300 Franken. Die billigsten Ferienhäuser sind für 1500 Franken zu haben. Dann sind wir ohne Essen, ohne Ausgang, ohne Skimiete bereits bei 3200 Franken.» Bei solchen Preisen komme man locker auf 5000 Franken. Ein anderer meinte nur: «Herr Stoffel, Ihre Rechnung ist Marketing, nichts mehr!»
Teuer, teurer, Skifahren? Drei Familien legen für SonntagsBlick ihre Budgets offen und verraten ihre Spartricks. Eines vorweg: Eine Woche für 3000 Franken ist machbar, wie die Befragten zeigen – aber nur mit Abstrichen.
Familie Nicolier, Sohn 3 und Tochter 6
1 Woche Leukerbad VS für 3343.-
Familie Nicolier aus dem Kanton Freiburg geht diesen Februar mit Tochter (6) und Sohn (3) für eine Woche nach Leukerbad VS. Hier können sie mit dem sogenannten Magic Pass gut sparen.
Caroline Nicolier: «Bisher waren wir immer in Veysonnaz im Wallis, aber die sind nicht dabei beim Magic Pass, einem Abo für 69 Skigebiete und 31 Sommerdestinationen. Darum gehen wir nun erstmals nach Leukerbad. Wenn man bereits im April bucht, zahlt man 429 Franken pro Erwachsenen, die Tochter kostet 299 Franken, der Sohn fährt noch gratis.»
Der grösste Budgetposten ist die Übernachtung. «Die Ferienwohnung habe ich bereits im März gebucht, ich fand schon fast keine mehr, die frei war und in unser Budget von maximal 1200 Franken passte. Ich habe elf angeschrieben, sieben waren schon reserviert. Jetzt haben wir eine 2,5-Zimmer-Wohnung.» Caroline Nicolier arbeitet als Tagesmutter, ihr Mann ist Werkstattleiter.
Wenig Zmittag, richtig Znacht
Auch beim Essen und anderem schaut die Familie aufs Geld: «Über Mittag gehen wir ins Bergrestaurant, etwas Kleines, eine Portion Pommes für die Kinder, und dann richtig Znacht.»
Abgesehen von den Kinderski haben die Nicoliers eine eigene Ausrüstung: «Meine Tochter erhält sie von ihrem Grossvater, der Sohn erbt ihre Sachen. Mein Mann fährt zwölf Jahre alte Ski. Ich habe meine Ausrüstung letztes Jahr im Ausverkauf gekauft, Brett und Schuhe kosteten zwischen 500 und 800 Franken.»
Caroline Nicolier sagt, mit 3000 Franken komme die Familie zwar durch, aber: «Man muss Abstriche machen, auf jeden Fall.» Hotelferien gingen nicht. Après-Ski auch nicht. Und sie weiss: «Wenn die Kinder älter sind, wird es teurer.»
Bis zu zehn Prozent teurer
Eine Marktanalyse ergab 2016, dass eine Woche Skiferien für eine vierköpfige Familie 4760 Franken kostet. Günstiger wurde es seither nicht: Klimawandel, Inflation und teure Investitionen treiben die Preise in die Höhe.
Die CH-Media-Zeitungen berichteten, dass in dieser Saison zwei von drei der grössten Bergbahnen aufschlagen – um bis zu zehn Prozent. In Davos GR zum Beispiel zahlt man mit 84 Franken für den Tagespass fünf Prozent mehr als letzte Saison. Die Flumserberge sind 5,1 Prozent teurer, Obersaxen 3,5 Prozent.
Laut Caroline Nicolier sind die Skiferien die «mit Abstand teuersten Ferien» im Jahr. Im Sommer gehen die vier zelten, etwa in Holland. Trotz allem wollen sie nicht aufs Skifahren verzichten: «Skifahren ist uns wichtig. Mein Partner und ich sind beide damit aufgewachsen. Es gehört für uns dazu.»
Familie Basler, Kinder 8 und 12
1 Woche Scuol GR für 3772.-
Auch für Familie Basler aus dem Kanton Aargau sind die Skiferien mit beiden Kindern (8 und 12) ein Fixpunkt. Sie verbringen diese jeweils in Scuol GR im Unterengadin. Beide Kinder haben hier die ersten Bögli gelernt.
Vater Basler rechnet vor: «Die Unterkunft, eine 2,5-Zimmer-Wohnung, kostet uns 1000 Franken. Skitickets 961, die Skischule nochmals 380 Franken. Abgesehen von Helm und Kleidung mieten wir die Skiausrüstung, das kostet uns 730 Franken.» Dass die Kinder jedes zweite Jahr eine neue Ausrüstung brauchen, falle ins Gewicht.
Das Essen auf der Piste schlägt mit 600 Franken zu Buche. «Abends kochen wir selbst, gehen höchstens einmal ins Restaurant.» Hinzu komme ein Eintritt ins Thermalbad: drei Stunden für 101 Franken.
Ärger über dynamische Preise
Es ist viel Geld für die Familie: Der Vater arbeitet im öffentlichen Verkehr, die Mutter im Verkauf, die steigenden Preise machen ihnen zu schaffen. Vater Basler: «Dass die Beschneiung teuer ist, kann ich nachvollziehen. Aber mit den dynamischen Preisen zahlen wir in der Hochsaison nun zusätzlich drauf. Das ärgert mich. Wegen der Schulferien können wir nur in dieser Zeit Ski fahren gehen.» Müsse er schon mehr zahlen, wenn Hochsaison sei, erwarte er auch ein Entgegenkommen, wenn Bahnen wegen schlechten Wetters stillstehen oder Pisten geschlossen bleiben.
«Wenn alles immer teurer wird, muss man sich irgendwann überlegen, was man sich noch leisten will. Von mir aus könnten wir schon in die Wärme fliegen, die Kinder kämen sicher mit. Aber ich fände es schade, auf die Skiferien zu verzichten. Wenn man sich den Urlaub im eigenen Land kaum mehr leisten kann und es billiger ist, in die Ferne zu fliegen, dann stimmt doch etwas nicht.»
Familie Erni, Tochter 9 und 12
2 Wochen Malbun FL für 5850-6650 .-
Strandferien sind für Familie Erni mit einer neun- und einer zwölfjährigen Tochter keine Alternative. Sie verbringen jedes Jahr zwei Wochen in Malbun im Fürstentum Liechtenstein. Kostenpunkt: 6000 Franken, «exklusive Skiausrüstung, für die wir jährlich nochmals etwa 1000 Franken zahlen», sagt Samuel Erni, der im Immobilienmanagement arbeitet.
Für eine 14-Tage-Familienkarte zahlten die Ernis zwischen 700 und 1000 Franken. Die Ausrüstung kaufen sie selbst. «Die Ältere braucht fast jedes Jahr neue Stöcke, einen Helm oder Skischuhe, die Kleine trägt es nach. Passt es ihr nicht mehr, verkaufen wir die Ausrüstung. Wenn man sie gut pflegt, kann man sie zu 50 Prozent des Neupreises verkaufen.»
100 Franken pro Tag fürs Essen
Fürs Essen kalkulieren die Ernis «jeden Tag eine 100er-Note»: «Entweder gehen wir zum Zmittag oder zum Znacht auswärts essen.» Die Verpflegung zu Hause schlägt nochmals mit 500 bis 600 Franken zu Buche.
Dabei sind die Ernis aus dem Kanton Zürich zeitlich flexibler als die Baslers: «Wir beginnen unsere Ferien erst nach den Schulferien, Ende Februar, Anfang März. Da die Kinder eine Privatschule besuchen, können wir sie dispensieren. Zu den Hauptferienzeiten – speziell, wenn die Zürcher Ferien haben – gehe ich nicht Ski fahren, das ist mir zu gefährlich.»
Mit Malbun ist die Familie eng verbunden. «Ich kenne das Gebiet von klein auf, lernte hier Ski fahren», sagt Samuel Erni. Das Skigebiet sei mit seinen drei grossen und zwei kleinen Liften überschaubar, dafür sehr sympathisch. «Die Ältere kann hier auch mal alleine auf den Lift.»
Und: Die Preise seien in den letzten zehn Jahren nur marginal gestiegen. «Es wird ja auch stark unterstützt von der Fürstenfamilie und vom Staat», sagt Erni. Ein Glück für sie: «Sonst würde es wohl anders aussehen.» 3000 Franken pro Woche reichten in einem kleinen Skigebiet, wie beispielsweise in Disentis GR oder Pizol. «Aber sicher nicht in den grossen. Und auch nur, wenn man selber kocht und putzt.»
Auch für die Ernis sind 6000 Franken viel Geld, die Skiferien mit Abstand die teuersten Ferien. «Aber Skifahren ist das einzige Hobby, das wir als Familie ausüben. Alles andere – Reiten oder Tanzen – macht nur eine Tochter. Darum ist mir das die 6000 Franken wert.»
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