Kitzbühel, Sommer 2005: Der bald siebenjährige Marco Odermatt weilt mit seinen Eltern und Schwester Alina in der «Gams-Stadt» in den Ferien. Ein Spaziergang über die berühmte Streif steht auf dem Programm. Obwohl dem blond gelockten Buben aus Buochs NW der Blick in die nahezu überhängende Mausefalle heftig einfährt, keimt in ihm der Wunsch, eines Tages hier runterzudonnern.
16 Jahre später setzt Marco diesen Bubentraum in eindrücklicher Manier in die Realität um: Nachdem er am Sonntag auf der Streif als Zehnter sein bestes Weltcup-Ergebnis einfährt, sichert er sich knapp 24 Stunden später mit dem zweiten Rang im Super-G seine erste Kitzbühel-Gams!
Podest war klar das Ziel
«Bei der ersten Abfahrt am Freitag war ich enttäuscht, weil das Rennen unmittelbar vor meinem Start mit der Nummer 31 abgebrochen wurde. Auch nach der Sonntags-Abfahrt hatte ich das Gefühl, für mich wäre mehr möglich gewesen als der zehnte Platz. Deshalb setzte ich mir ganz klar zum Ziel, im Super-G aufs Podest zu fahren.»
Es ist Odermatts zweiter Podestplatz bei einem Weltcup-Super-G. Ende 2019 feierte er in Beaver Creek in dieser Disziplin seinen ersten Weltcupsieg.
Wie stark fuchsen «Odi» die zwölf Hundertstel, die ihm diesmal auf die Bestzeit des Österreichers Vincent Kriechmayr fehlen? «Weil ich in den ersten beiden Super-G dieser Saison nicht über den neunten Rang hinauskam, bin ich ohne Einschränkung glücklich, dass ich jetzt auf dem Podest stehe. Es erfüllt mich mit grosser Genugtuung, dass ich eine silberne Gams von diesem speziellen Rennen mit nach Hause nehmen darf.»
Erleichtert sind nach dem dritten Speed-Bewerb an diesem turbulenten Hahnenkamm-Wochenende auch Marcos Eltern. «Wir haben zu Hause extrem gelitten. Kitzbühel-Rennen sind definitiv nichts für Eltern», gesteht Vater Walti Odermatt. Mama Priska hat sich während der TV-Übertragungen der Abfahrten vor lauter Kummer um ihren Sohn im Keller verkrochen.
Zu viel Eis für Beat Feuz
Kummer kommt bei Beat Feuz natürlich nicht auf – obwohl der Emmentaler nach seinem Abfahrts-Doppelsieg im Schlussstück des Super-G ausscheidet. «Die Piste war derart eisig, dass ich bereits bei der Streckenbesichtigung fast keinen Grip gefunden habe», sagt er. «In der Abfahrt bereiten mir diese Bedingungen keine grösseren Probleme, aber im Super-G komme ich bei solchen Verhältnissen nicht in die optimale Position.»
Trotzdem liefert der «Kugelblitz» das Bild des Tages. Als BLICK-Fotograf Sven Thomann zum Schweizer Mannschaftshotel marschiert, entdeckt er im zweiten Stock des Gebäudes zwei goldene Gämsen im Fenster. Beat Feuz hat seine Sieger-Trophäen in seinem Zimmer auf dem Fensterrahmen ausgestellt.