Darum gehts
- Lara Gut-Behrami gewinnt Super-G-Weltcup und setzt historischen Rekord
- Gut-Behrami zeigt eine der besten Fahrten ihres Lebens
- Früher sei sie teilweise eine «wütende Krähe» gewesen, meint sie schmunzelnd
Um 11:45 Uhr in Sun Valley (USA) ist es amtlich: Lara Gut-Behrami ist die beste Super-G-Fahrerin der Saison. Nicht nur das. Nein. Gut-Behrami ist die beste Super-G-Fahrerin aller Zeiten! Sechs kleine Kristallkugeln hat sie in dieser Disziplin gewonnen – eine mehr als die Ski-Legenden Katja Seizinger (52, De), Lindsey Vonn (40, USA), Hermann Maier (52, Ö) und Aksel Svindal (42, No). Wahnsinn! «Ich bin einfach stolz, das ist unglaublich. Vor elf Jahren gewann ich meine erste Super-G-Kugel und nun das – es ist unbeschreiblich», sagt sie im SRF.
Unbeschreiblich ist auch Gut-Behramis Fahrt. Während eine nach der anderen an der Piste «Challenger» verzweifelt, scheint sie für Gut-Behrami keine Herausforderung zu sein. Die engen Kurven? Meistert sie bravourös und ohne Drifter. Das steile Gelände? Ist genau nach ihrem Geschmack. Das hohe Tempo? Sie donnert mit 108,83 km/h dem Ziel entgegen – keine ist zügiger.
Mit 33 Jahren zeigt Gut-Behrami eine der besten Leistungen ihres Lebens. «Ich habe Vollgas gegeben, aber nicht alles riskiert. Es war eine saubere, spielerische Fahrt», sagt sie.
Letztlich bleibt Gut-Behramis Gegnerinnen nichts anderes, als sich vor ihr zu verneigen. Die zweitplatzierte Lindsey Vonn tut dies ebenso wie Federica Brignone (34, It), die Dritte wird und ihren Fünf-Punkte-Vorsprung vor dem Rennen verspielt. Beide sind mehr als eine Sekunde langsamer.«Es war unmöglich, Lara heute zu schlagen. Ich bewundere Lara sehr – sie ist unglaublich», so Brignone.
Sie blickt zurück: «Ich war sauer!»
Dass Gut-Behrami eine verdiente Kugelgewinnerin ist, steht ausser Frage. In neun Super-Gs gewann sie zwar nur einmal, schlechter als Fünfte war sie aber nie. Eine bärenstarke Konstanz auf höchstem Niveau. Trotzdem stellt sie ernüchtert fest, dass sie erst jetzt, ganz am Ende des Winters, wirklich frei sei im Kopf. «Ich habe die ganze Saison gebraucht, um das zu verdauen, was beim letzten Weltcupfinale in Saalbach passiert ist», sagt sie.
Was war passiert? Wir erinnern uns: Vor einem Jahr hamsterte Gut-Behrami den Gesamt-, den Super-G und den Riesenslalom-Weltcup. Dennoch war sie sauer, weil ihr Trainer Alejo Hervas das Versprechen, sie während dem Rest ihrer Karriere zu begleiten, gebrochen hatte – er wechselte später zum Männer-Team rund um Marco Odermatt (27). «Ich habe damals so viel gewonnen und wollte dennoch nur noch verschwinden. Ich war sauer und hatte grosse Mühe, wieder einen Sinn im Skifahren zu finden.»
Die «wütende Krähe» ist glücklich
Das alles hat Gut-Behrami nicht vergessen. Wie auch? Es würde nicht ihrem Charakter entsprechen. Dennoch überwiegt nun die Freude – bei weitem. Sie dankt ihrem Umfeld, vor allem ihrer Familie.
Ihr Vater habe kürzlich gesagt, sie sei zwischendurch ein «corvo incazzato» gewesen – also eine wütende Krähe, erzählt sie gegenüber RSI schmunzelnd. «Ohne sie und vielen anderen Menschen wäre das heute nicht möglich geworden. Ich bin einfach glücklich.»