Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Manfred Jakober – ein Obwaldner in Sun Valley

Der Ski-Weltcup gastiert in Sun Valley. Mittendrin: Manfred Jakober. Die Kolumne von Felix Bingesser.
Publiziert: 23.03.2025 um 10:59 Uhr
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In den 70er-Jahren fuhr er im Weltcup: Manfred Jakober liess sich 1997 in Sun Valley (Idaho) nieder.
Foto: imago/WEREK
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Felix BingesserReporter Sport

Die Piste bei der Olympia-Hauptprobe 1975 in Innsbruck ist miserabel präpariert. Eisklumpen liegen in den Kurven, als mit Manfred Jakober ein Mann startet, der in dieser Saison erstaunlich gut ist in den schnellen Disziplinen.

Dabei gilt der Metzgersohn aus Lungern eher als feiner Techniker denn als verwegener Abfahrer. Jakober ist gleich alt wie Bernhard Russi, Walter Tresch und René Berthod. Man spricht von der goldenen 48er-Generation.

Jakober knallt in einer der Kurven auf einen Eisklumpen. Auf verwackelten Videoaufnahmen ist zu sehen, wie ihm so ein Stück während der Fahrt Schien- und Wadenbein zertrümmert. Jakober wirbelt mit gebrochenem Bein durch die Luft. «In diesem Moment war mir klar, dass meine Weltcupkarriere zu Ende ist», sagt er.

Der Obwaldner macht aus der Not eine Tugend. Als Metzger zu arbeiten, ist nicht das, was sich der abenteuerlustige Jakober erträumt hat. Er packt seine Sachen, reist in die USA und wird Profiskifahrer. Dort fährt bereits sein Nidwaldner Kumpel «Seppi» Odermatt. Eines der Rennen findet in Sun Valley statt.

Jakober ist fasziniert von diesem Tal. «Es war Liebe auf den ersten Blick.» Er bricht sich in den Folgejahren noch zweimal das rechte Schien- und Wadenbein. 1982 muss er seine Karriere beenden. Er kauft ein Haus in Sun Valley und eröffnet im nahen Reno ein Fitnesscenter.

Drei Jahre später kehrt mit Jakober einer dieser Schweizer Skinomaden nach Europa zurück. In Deutschland baut er die Fitnesskette «Swiss Training» auf. Mehr als dreissig Center eröffnet er. Unter anderem eines in Chemnitz, wo er zwei Jahre nach dem Fall der Mauer seine Frau kennenlernt.

1997 verkauft er alles. Und kehrt definitiv nach Sun Valley, in dieses einstige Goldgräberstädtchen in Idaho, zurück. Dorthin, wo Stars wie Arnold Schwarzenegger und Clint Eastwood dem Skisport frönen. Weil es im mondänen Aspen zu viele Paparazzi gibt.

In diesen Tagen sind nun die Stars des Weltcups für das grosse Finale nach Sun Valley gereist. Auch der Nidwaldner Marco Odermatt, den der Obwaldner Manfred Jakober seit Jahren begeistert verfolgt. Jakober aber geht nicht zu den Rennen. Der Rummel ist ihm zu gross. Er schaut wie immer daheim am TV. «Ich will Beat Feuz hören. Ich bin ein Fan von ihm.»

Die Menschen kommen zu ihm auf Besuch. Viele alte Weggefährten haben sich angekündigt. Auch Franz Klammer hat sich gemeldet und will vorbeischauen. «Mit zunehmendem Alter spüre ich, wie mir die alten Freunde fehlen. Die Menschen, mit denen ich die jungen und wilden Jahre zusammen war. Wenn ich die heute in der Innerschweiz oder sonst irgendwo zu einem Bier treffe, dann ist sofort wieder die alte Vertrautheit zurück», sagt Jakober.

Plant er, seinen Lebensabend doch in der Schweiz zu verbringen? «Ich werde öfters in die Schweiz reisen.» Aber die Liebe zu seinem Sun Valley wird stärker sein.

Daran ändert auch Donald Trump nichts. Hat Jakober auch Trump gewählt? «Um Himmels willen nicht! Ich gehe gar nicht wählen. Weil in Idaho 75 Prozent der Menschen die Republikaner wählen. Da nützt meine Stimme nichts.»

Aber auch Trump wird Manfred Jakober nicht aus seinem Sun Valley vertreiben.

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