Neuer Job und neue Trainingsmethode
Schwinger Hiltbrunner stellt nach Sensationssieg sein Leben um

Seit seinem Überraschungssieg in Appenzell steht Fabio Hiltbrunner im Rampenlicht. Knapp vier Monate später spricht der Berner Schwinger über die Schattenseiten des Erfolgs.
Publiziert: 04.01.2025 um 17:57 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2025 um 21:06 Uhr
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Schwinger Fabio Hiltbrunner posiert vor dem Elternhaus mit dem neu gepflanzten Apfelbaum.
Foto: STEFAN BOHRER

Auf einen Blick

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Nicola AbtReporter Sport

Es ist ein kleiner Apfelbaum, der Fabio Hiltbrunner (19) täglich an eines seiner Vorbilder erinnert. Das Gewächs steht an der Strasse vor seinem Elternhaus in Schmidigen-Mühleweg BE. Die Ortschaft gehört zum 500-Seelen-Dorf Walterswil BE. Dort lebt der Schwinger gemeinsam mit Vater Hanspeter und Bruder Remo. 

Den Apfelbaum erhielt er wenige Tage nach seinem Sensationssieg am Jubiläumsfest in Appenzell. «Das war eine ganz besondere Überraschung», sagt der Berner schmunzelnd. Hiltbrunner triumphierte Anfang September gemeinsam mit Teamkollege Fabian Staudenmann (24). 

Nach dem Empfang in Walterswil und dem Auftritt seiner Lieblingsband Genderbüebu kam Hiltbrunner spät nach Hause, als er den Apfelbaum vor seiner Haustür entdeckte. Der fünffache Eidgenosse Thomas Sempach (39) hatte ihn dort platziert. «Ich wollte ihm ein spezielles Andenken schenken. An einem Baum kann man ein Leben lang Freude haben», erklärt der Berner. 

Traumberuf muss noch warten

Sempach ist wie Hiltbrunner gelernter Landwirt. Im Gegensatz zum aufstrebenden Schwing-Talent bewirtschaftet er einen eigenen Bauernhof. Ein Zukunftstraum von Hiltbrunner. «Neben dem Schwingen ist das für mich im Moment aber nicht machbar.»

Deshalb imponiert Hiltbrunner, wie Sempach den Job, seine Familie und das Schwingen unter einen Hut bringt. «Es ist wahnsinnig, was er leistet. In dieser Hinsicht ist er ein riesiges Vorbild.»

Nebst dem neuen Baum im Vorgarten hat sich seit dem 8. September 2024 auch sonst einiges verändert im Leben von Hiltbrunner. Neuerdings arbeitet er in Subingen SO bei der Lüthy Zäune AG. «Sie machten mir ein super Angebot», so der achtfache Kranzgewinner. 

Chef mit spezieller Schwing-Verbindung

Zuvor verdiente Hiltbrunner sein Geld bei der Landi. An seinem neuen Arbeitsort schätzt er die Abwechslung. «Jeder Tag ist anders. Wir bauen Zäune unter anderem für Tiere oder Kinder. Da warten immer wieder spannende Herausforderungen.» Ein grosses Plus ist auch sein neuer Chef.

Er betreute früher den dreifachen Eidgenossen Thomas Zindel (46) und kennt die Eigenheiten des Schwingens. «Wenn ich mich im Training leicht verletzt habe, muss ich ihm nicht immer ein Arztzeugnis zeigen, um einen Tag auszusetzen. Das schätze ich unheimlich.»

Auf der Suche nach einem Mentaltrainer

Woran Hiltbrunner festhält, ist sein Arbeitspensum von 80 Prozent. «Ich muss mein Leben ja irgendwie finanzieren.» Seit seinem Triumph ist Hiltbrunner schweizweit bekannt. Das Promi-Dasein behagt dem zurückhaltenden Berner aber noch immer nicht. «Es ist unangenehm, wenn dich alle anschauen und hinter deinem Rücken über dich sprechen.» Unter besonderer Beobachtung wird er auch in der kommenden Saison stehen. 

Hiltbrunner macht sich deshalb keinen zusätzlichen Druck. «Ich will einfach schwingen und Spass haben.» Um mit den äusseren Einflüssen besser zurechtzukommen, sucht er sich einen Mentaltrainer. Darüber tauscht er sich regelmässig mit den beiden Eidgenossen Matthias Aeschbacher (32) und Patrick Schenk (30) aus. «Sie erzählen mir von ihren Erfahrungen und empfehlen mir einige Leute.» 

Körper zwingt ihn zu neuer Trainingsmethode

Daneben plagt Hiltbrunner eine hartnäckige Schulterverletzung. Diese trägt er seit Jahren mit sich herum. Auch Rücken und Knie haben ihm schon Probleme bereitet. Deshalb kaufte er sich vor kurzem ein Gravelbike. «Damit kann ich knieschonend meine Ausdauer trainieren.»

Wann er das erste Mal wettkampfmässig in die Zwilchhosen steigen wird, weiss Hiltbrunner noch nicht. Wie alle Spitzenschwinger richtet er seine Saisonplanung auf das Eidgenössische Schwingfest Ende August in Mollis GL aus. Ob ihm dort die nächste Sensation gelingt?

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