Neuer Anlauf, neue Frisur
Spätes Orlik-Comeback mit Misstönen

Armon Orlik (26) hat zuletzt nur neben dem Sägemehlring für Aufsehen gesorgt. Am Samstag gibt er auf dem Weissenstein sein Wettkampf-Comeback.
Publiziert: 16.07.2021 um 00:43 Uhr
1/8
2016 wurde Armon Orlik am Eidgenössichen in Estavayer erst im Schlussgang vom Berner Matthias Glarner gestoppt.
Foto: Keystone
Marcel W. Perren

Wegen Armon Orlik haben in den letzten Monaten viele Schwinger-Freunde den Kopf geschüttelt. Zum einen konnten sich einige Ewiggestrige nicht damit anfreunden, dass sich der 17-fache Kranzfestsieger in der Corona-Pause die Haare hat wachsen lassen.

Zudem ist der Bündner der einzige Top-Schwinger, der in dieser Saison noch kein Kranzfest bestritten hat. Diese Tatsache ist deshalb widersprüchlich, weil Orlik im Februar als Mitglied vom Athletenrat an vorderster Front dafür gekämpft hat, dass in dieser Pandemie-Phase zumindest die besten 120 Schwinger ins Sägemehl dürfen.

Doch nachdem die «Bösen» diese Erlaubnis in der zweiten März-Hälfte erhalten haben, hat sich Armon kurzfristig von der Szene abgewendet. «Wir führen in der Nordostschweiz jeden Donnerstag ein besonders intensives Kader-Training durch. Den Armon habe ich bei diesem Zusammenzug nie gesehen» erzählt Schwingerkönig Nöldi Forrer.

Orlik hat den alten Zopf abgeschnitten

Warum nicht? Orlik hat auf seiner Homepage bereits vor ein paar Wochen die Antwort auf diese Frage gegeben. «Ich werde aus schulischen Gründen erst Mitte Juli ins Wettkampfgeschehen eingreifen.»

Hintergrund: Der Schlussgang-Teilnehmer vom Eidgenössischen 2016 absolviert am EMS Gymnasium in Schiers ein Studium in der Fachrichtung Bauingenieur FH. Und hier musste Orlik zuletzt zahlreiche richtungsweisende Prüfungen ablegen.

Weil er dies mit Erfolg getan hat, hat der 26-Jährige den Kopf nun wieder komplett frei für den Schwingsport. Am Samstag wird er beim Berg-Klassiker auf dem Weissenstein sein Comeback geben. Vor der Abreise in den Kanton Solothurn hat sich Orlik übrigens bei seinem Coiffeur eine sägemehlgerechte Kurzhaarfrisur anfertigen lassen.

Dass im Schwingsport seit jeher besonders viel Wert auf ordentlich gestutztes Haupthaar gelegt wird, belegt eine Anekdote vom legendären Thurgauer Überschwinger Otto Brändli, der in seiner Funktion als Obmann der Nordostschweizer vor Jahren drei Schwinger wegen zu langer Haarpracht von der Startliste gestrichen hat.

Brändli, der 2008 im Alter von 79 verstorben ist, begründete seine drastische Massnahme damals wie folgt: «Wer lange Haare trägt, schwitzt mehr und kann deshalb schlechter denken…»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?