Es ist ein richtig bitterer Moment, den der Freiburger Eidgenosse Lario Kramer am späten Sonntagnachmittag verdauen muss. Zeitweise deutet am «Fete romande de lutte suisse» in Oron VD einiges darauf hin, dass der Gemüsegärtner aus Galmiz als erster Südwestschweizer seit 2008 (Stefan Zbinden) ein Teilverbandsfest gewinnen könnte. Doch dann wird der 23-Jährige im Schlussgang vom Berner Gast Remo Käser gestoppt.
Die meisten anderen «Bösen» würden in dieser Situation den Sägemehlring mit hängendem Kopf verlassen. Doch was macht Kramer? Zum grossen Erstaunen der Zuschauer ist er es, der gemeinsam mit Fabian Staudenmann den Triumphator auf die Schultern hebt und hochleben lässt. «Auch ich war von Larios Geste überrascht» sagt Remo Käser zu Blick. «Normalerweise wird der Festsieger ja von seinen Klub- oder Verbandskameraden in die Höhe gehalten. Aber obwohl neben meinem Berner Kumpel Staudenmann auch ein Berner Betreuer für dieses feierliche Ritual bereitstand, hat sich Lario nicht von dieser Aktion abbringen lassen. Das hat mir extrem imponiert.»
Ziemlich beste Freunde
Hintergrund der starken Geste: Kramer und Käser verbringen seit Jahren sehr viel Zeit miteinander. «Lario war 16, als er erstmals für ein Schwingtraining zu uns ins Bernbiet gefahren ist. Und weil er mir auf Anhieb sympathisch war, habe ich mich dafür stark gemacht, dass Kramer auch in die Gruppe meines Konditionstrainers Res Lanz aufgenommen wird» erzählt Käser.
Dank der Entwicklungshilfe der bärenstarken Mutzen triumphierte Kramer 2018 beim prestigeträchtigen Stoos-Schwinget. Und im Jahr danach erkämpfte er in Zug seinen ersten Eidgenössischen Kranz. Nach diesen ersten grossen Würfen strebt Kramer mit Hilfe von Remo Käser jetzt auch den ersten ganz grossen Fang an. Käser: «Während ich in meiner Freizeit schon länger als Fischer unterwegs bin, ist Lario im Angeln ein Anfänger. Und als er letzthin erstmals mit mir auf den See gekommen ist, hat sich die Schnur seiner Angel dummerweise im Motor von meinem Boot verfangen...»