Mittelländer-OK verzichtete darauf: «Theater, dem keiner zuhört»
Festakt spaltet die Schwingszene

Der Festakt gehört traditionell zum Schwingsport. Ob und in welcher Form es ihn wirklich braucht, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Publiziert: 15.05.2024 um 11:28 Uhr
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Aktualisiert: 15.05.2024 um 14:54 Uhr
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Alphornbläser und Fahnenträger gehören zu einem Festakt. Das Bild stammt vom Innerschweizer Schwingfest im letzten Jahr.
Foto: keystone-sda.ch
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Nicola AbtReporter Sport

Das Mittelländische Schwingfest entspricht so gar nicht dem Berner Klischee. Alles geht schnell und effizient. Dafür wird in der Regel – so auch am vergangenen Sonntag – auf den Festakt verzichtet. «Es hat doch keinen Sinn, eine halbe Stunde lang ein Theater aufzuführen, bei dem keiner zuhört», erklärt der diesjährige OK-Präsident Hans Jörg Rüegsegger.

Ganz anders sieht es Reto Bleiker, der Präsident des St. Galler Kantonalen Schwingerverbandes: «Der Festakt hat Tradition und gehört zu einem würdigen Kantonalschwingfest. Es ist auch eine Gelegenheit, als OK-Präsident und Kantonalpräsident die besten Grüsse und Dankesworte auszusprechen.» Der Festakt findet normalerweise nach dem fünften Gang statt und beinhaltet unter anderem die Übergabe der Verbandsfahne vom letztjährigen zum diesjährigen Festort.

Zudem halten Politiker und OK-Mitglieder ihre Reden. «Meist vor halbleeren Rängen», so Rüegsegger. «Nach der letzten Spitzenpaarung des jeweiligen Gangs stehen die Leute auf. Sie gehen eine Zigarette rauchen, auf die Toilette oder drücken an ihrem Handy herum.»

Das spricht für den Festakt

Der Verzicht auf den Festakt spart Zeit. «Einige Schwinger haben noch eine zweistündige Heimreise vor sich.» Da mache es doch Sinn, wenn der Schlussgang nicht erst gegen 18 Uhr stattfinde. Aus Schwingerkreisen ist zu hören, dass viele ein strafferes Programm begrüssen würden. Vor allem die Bauern, die am Abend noch einmal in den Stall müssen.

Ein Argument für den Festakt liefert Fridolin Beglinger, der technische Leiter der Nordostschweizer. Die Einteilung brauche zwischen dem fünften und sechsten Gang sowieso etwas mehr Zeit. «Manchmal muss die Schlussgang-Paarung bestimmt werden. Zudem geht es um die Kränze, da dauern die Diskussionen länger.»

Verband liefert Effizienz-Vorschläge

Auch der Eidgenössische Schwingerverband (ESV) befürwortet den Festakt. «Die Tradition soll in einem gesunden Rahmen gepflegt werden», sagt Geschäftsführer Rolf Gasser. Gleichzeitig zeigt er sich gewillt, den Ablauf des Festes so effizient wie möglich zu gestalten.

Einer seiner Vorschläge: «Die Redner auf den alten OK-Präsidenten, den neuen OK-Präsidenten, den jeweiligen Verbandspräsidenten und allenfalls einen stufengerechten Vertreter der politischen Behörde zu beschränken.» Auch eine klare Redezeitvorgabe helfe. «Das Ziel muss es sein, dass der Schlussgang vor 17 Uhr stattfindet.»

Dabei spielt der Platzchef eine wichtige Rolle. «Dieser hat die Pflicht, dafür zu sorgen, dass immer auf allen zur Verfügung stehenden Schwingplätzen geschwungen wird.» Gleichzeitig seien Kürzungen oder Verzicht auf Pausen zwischen den einzelnen Gängen anzustreben.

Regeln sind unterschiedlich

Bei den meisten Schwingfesten ab Stufe Gau- und Kantonalverband steht der Festakt im Pflichtenheft des Organisators. Nicht so beim Mittelländischen. «Dem OK war es freigestellt, ob es einen Festakt durchführen will oder nicht», sagt Rüegsegger. Man entschied sich für zwei kurze Ansprachen vom Speakerplatz aus. So konnte der Schwingbetrieb ungehindert weiterlaufen.

Dass sich ein Schwingfest trotzdem in die Länge ziehen kann, zeigte sich ausgerechnet am letzten Sonntag. Der Schlussgang fand erst nach 17 Uhr statt. Schuld daran waren die vielen Gestellten. Letztlich siegten Fabian Staudenmann und Adrian Walther.

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