Totale Verwirrung in Riggisberg BE! «Was söu das?», rufen die TV-Kommentatoren von TeleBärn in ihr Mikrofon. Adrian Walther (22) steht im Sägemehlring und blickt fassungslos in Richtung Kampfrichtertisch. Kurz zuvor hat der Berner im fünften Gang des Mittelländischen Schwingfests Matthias Aeschbacher (32) auf den Rücken gelegt. Gekonnt fing er einen Schlungg-Versuch ab.
Alles schien glasklar, bis der Platzkampfrichter nach kurzer Diskussion mit seinen Kollegen das Resultat für ungültig erklärte. Er fordert die beiden Spitzenschwinger auf, erneut zu greifen. Walther argumentiert, dass er seine Hand an der Hose des Gegners hatte. Dies würde einem gültigen Resultat entsprechen. Auch Gegner Aeschbacher zeigt an, dass der Gang entschieden ist. Die Kampfrichter am Tisch winken ihre Kollegen nochmals herbei.
Ein Sieg Walthers würde Fabian Staudenmann (24) unter Druck setzen. Stellt er seinen fünften Kampf mit der Note 8.75, verpasst der Favorit den Schlussgang. Für diesen ist Curdin Orlik bereits qualifiziert.
So lief es König Wenger
Während der kurzen Kampfrichterbesprechung kommt es zum Eklat. Von den Rängen sind vereinzelte Pfiffe zu hören. Ein im Schwingsport verpöntes Verhalten. Der Speaker ergreift sofort das Wort: «Es wird nicht gepfiffen, wir sind Schwinger. Entscheidungen werden akzeptiert!» Später springt ihm Fabian Staudenmann zur Seite. «So ein Verhalten gehört sich nicht.» Walther stimmt ihm zu.
Nach reichlich Verwirrung wird dieser doch noch zum Sieger erklärt. Weil Staudenmann für seinen Gestellten gegen Kilian von Weissenfluh die Note neun erhält, steht das Einteilungsbüro vor einer kniffligen Entscheidung. Beide sind punktgleich, doch wer wird in den Schlussgang gegen Orlik geschickt? Es ist Staudenmann.
Sein Sieg im ersten Gang gegen König Wenger dürfte das Hauptargument sein. Zudem kommt Staudenmann aus der Region. Der Guggisberger bezwang Wenger kurz vor Gangende. Der König gewann in der Folge seine Kämpfe, nur gegen Matthieu Burger musste er einen Gestellten hinnehmen. Mit dem fünften Rang zeigte er sich mässig zufrieden. «Für den Auftakt war es nicht so schlecht.» Am Samstag feierte er seinen 34. Geburtstag. «Wir haben aber keine grosse Party gefeiert», sagt er schmunzelnd.
Zuerst kommt der Hörnlisalat
Weil Walther seinen letzten Kampf gegen Reto Thöni mit der Maximalnote gewinnt, ist er bei einem Schlussgang-Sieg von Staudenmann auch Festsieger. Und so kam es. Im strömenden Regen legte der Mathematikstudent seinen Gegner aufs Kreuz. Da Staudenmann im Schlussgang stand, wird er als 1a geführt und Walther als 1b.
«Seinen Schlungg konnte ich zum Glück noch abfangen», sagt Staudenmann hinterher. In den kommenden Tagen wird er seine Fehler im Videostudium analysieren. «Es waren einige dabei, aber das ist normal.» Am kommenden Samstag trifft er am Ob- und Nidwaldner Kantonalen auf namhafte Konkurrenz. Unter anderem wartet König Joel Wicki (27) auf ihn. Doch zuerst steht die Siegesfeier mit Kollege Walther an. «Wir sehen uns unter der Woche fast öfter als die Freundin.» Also, darf man eine wilde Party erwarten? «Jetzt esse ich erst einmal meinen mitgebrachten Hörnlisalat. Dann schauen wir weiter», erklärt er lachend.