Der König ist zurück. Und wie! Vergangenen Sommer liess sich Joel Wicki (26) in Pratteln zum Schwingerkönig krönen und ist seither im Dauerstress: Training, Ausbildung, Sponsoren und Medien – der neue Zwilchhosen-Monarch war in den vergangenen acht Monaten mächtig gefordert. Doch als beim Schwyzer Kantonalen in Küssnacht zum Start der Kranzfestsaison die Rückkehr zum Tagesgeschäft auf dem Programm steht, ist Wicki nicht aus der Ruhe zu bringen.
Nach einem Gestellten im Anschwingen gegen Mike Müllestein (33) brennt er im vierten Gang gegen den aufmüpfigen Michael Gwerder (22), zu diesem Zeitpunkt an der Ranglistenspitze, ein veritables Feuerwerk ab und holt sich eine saubere 10. Mit Christian Schuler (35) bezwingt er im Fünften den nächsten Eidgenossen klar, Sven Lang (24) hat ihm im Schlussgang auch nichts entgegenzusetzen – 18. Kranzfestsieg für Wicki, der erste als Schwingerkönig.
Wer das Entlebucher Kraftpaket kennt, weiss: Kein Grund für ihn, aus der Haut zu fahren. «Man macht einfach das, was man kann, man macht das Möglichste», sagt er schon am Mittag bei Tele 1 über seine neue Rolle als Gejagter. «Ich will einfach alles geben.» Heisst: nichts Neues bei Wicki. «Ich war ja vorher schon Erstgekrönter, da haben die anderen auch schon besonders auf einen geschaut.» Aber ein Festsieg sei immer etwas Besonderes, gibt er am Ende des Tages zu. «Dieser Sieg ist ein grosser Meilenstein in meinem Leben. Es ist nichts selbstverständlich, man muss es immer erst machen.»
Enttäuschung für zwei Ostschweizer
Während in der Innerschweiz der Topfavorit abliefert, müssen in der Ostschweiz zwei Spitzenleute herbe Enttäuschungen hinnehmen. Armon Orlik (27) gibt am Thurgauer Kantonalen mit Rückenbeschwerden am Vormittag auf. Kurz darauf ist auch Samuel Giger (25) schon aus dem Rennen um den Schlussgang in Neukirch-Egnach. Zwei Gestellte (gegen Schlegel und Riget) sorgen dafür, dass sich Giger bereits zur Mittagszeit keine Hoffnungen mehr auf Kranzfestsieg Nummer 28 machen darf. Für den Ottenberger Riesen, der im Frühjahr mit Nackenproblemen zu kämpfen hatte, ein empfindlicher Rückschlag.
Mehr Schwingen
Jubeln darf ein anderer: Damian Ott (23), Kilchberg-Sieger von 2021, steht bereits nach fünf Gängen als Festsieger fest und lässt auch Domenic Schneider (28) im Schlussgang keine Chance. Dritter Karriere-Festsieg für ihn.
Neue Berner Generation überzeugt
Am Bern-Jurassischen zeigt die neue Generation der Berner, was in ihr steckt. Im Schlussgang-Duell zwischen Aufsteiger Adrian Walther (21) und Routinier Matthias Aeschbacher (30) behält der Youngster die Oberhand und bezwingt den Schlussgang-Teilnehmer des vergangenen Eidgenössischen. Auch für ihn ist es der dritte Festsieg.
Und scheinbar hatte Walther, der aus Habstetten und damit aus demselben Dorf wie Schwingerkönig Ruedi Hunsperger (†72) stammt, eine leise Vorahnung: «Ich hatte Anfang Woche schon das Gefühl, es kommt gut», sagt er bei Tele Bärn. «Ich war voller Vorfreude, als ich hier angekommen bin.»
Die Begeisterung dürfte mit dem Festsieg nicht kleiner geworden sein. Mit Matthieu Burger (21, gleichauf mit Aeschbacher) und Michael Ledermann (22) klassieren sich zwei weitere junge Berner Eidgenossen auf den Plätzen 2 und 3. König Kilian Wenger (32), der sich im 6. Gang von Burger bezwingen lassen muss, wird Vierter.
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Schwingen: Auftakt Saison 2023 im Ticker