Zwischen Schulzimmer und Kraftraum
Joel Wicki, ein König unter Druck

Royals und königliches Getue hatte die Schweiz noch nie nötig. Wenn es jedoch um den Schwingerkönig geht, gibt es kein Halten mehr. Das merkt Joel Wicki, der sich vor royalen Pflichten kaum retten kann.
Publiziert: 29.04.2023 um 11:52 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2023 um 13:27 Uhr
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Seit Jahren ein eingespieltes Team: Coach Daniel Hüsler mit seinem Schützling Joel Wicki.
Foto: Sven Thomann
Nina Köpfer

Den Königstitel holen. Das ist der Bubentraum eines jeden Schwingers. Dieser Traum ist für den Sörenberger Joel Wicki am ESAF 2022 in Pratteln in Erfüllung gegangen. Was früher vorwiegend mit Prestige und Ehre unter den Schwingerkollegen verbunden war, stellt für einen modernen Schwingerkönig einen Wendepunkt im Leben dar. So auch für Joel Wicki, den aktuellen König der Schwing-Schweiz.

Mit der Krönung flattern Sponsorendeals en masse ins Haus. An Medienterminen zieren etliche Logos namhafter Firmen das Shirt des Entlebuchers. Das lässt die Kasse des Königs klingeln. Doch der Ruhm bringt auch seine Schattenseiten mit sich.

Kaum ein Tag ohne Termine

«Die Menge an Medien- und Sponsorenanfragen ist enorm», erzählt Joel Wickis langjähriger Athletiktrainer Daniel Hüsler. Und er ist ganz ehrlich: «Es ist wirklich ein Kraftakt, all diesen Bedürfnissen gerecht zu werden.» Prioritäten setzen, das sei in diesem Winter darum besonders wichtig gewesen. Denn Sponsoren und Medien bei Laune halten ist ein Punkt. Sich ordentlich auf die nächste Schwingsaison vorzubereiten der Nächste. Und dann gibt es da ja noch ein Leben neben dem Schwingen.

Der gelernte Baumaschinenmechaniker Wicki erfüllt sich dieser Tage den nächsten Bubentraum. Er schliesst die Ausbildung zum Landwirt ab, damit er im Sommer dann offiziell einen Bauernhof übernehmen kann. Den Hauptbrocken der Lehrabschlussprüfung hat er schon geschafft, nun folgen noch einige kleinere Prüfungen. Es seien einige Stunden im Fitnessraum dem Studium zum Opfer gefallen, so Trainer Hüsler. Eine ideale Saisonvorbereitung sieht anders aus. Doch der Coach betont: «Joel hat sich in diesem Winter den Grundstein für seine Zukunft gelegt. Und dieser Grundstein muss solid sein.»

Feintuning im Training

«Punkto Technik und Kraft gibt es immer Kleinigkeiten zu justieren. Aber ich suche auch nach neuen Feldern, wo wir das Limit pushen können.» Hüsler spricht Dinge wie mentale Stärke, Ernährung oder Regeneration an. Besonders Letzteres wird bei Wicki immer wichtiger. «Wir bewegen uns auf einem schmalen Grat entlang der Leistungsgrenze.» Topleistungen und Verletzungen sind im Spitzensport oft nicht weit voneinander entfernt. Wicki hat eine Saisonvorbereitung ohne Blessuren hinter sich – Hüsler sorgt dafür, dass das auch so bleibt.

Stellt sich die Frage: Wie sehr hat Wickis königliche Form unter all den Ansprüchen und Belastungen im Alltag gelitten? Coach Häusler beruhigt. «Wir haben trotz allem eine ordentliche Vorbereitung hinter uns. In Top-Form ist Joel zwar noch nicht. Aber das kommt im Verlauf der Saison.» Für den Moment ist der Trainer mit seinem königlichen Schützling zufrieden. Wie fit Wicki tatsächlich ist, wird sich bei seinem Saisonstart am Sonntag am Schwyzer Kantonalschwingfest zeigen.

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